Totenfrau – Bernhard Aichner
Brünhilde, auch genannt Blum
ist eine junge und erfolgreiche Unternehmerin und die Hauptfigur in den
neuesten Thriller „Totenfrau“ von Bernhard Aichner. Doch die junge Frau ist
nicht Inhaberin einer soliden Boutique – ihr Geschäft ist der Tod.
Aufgewachsen mit und in
einem traditionellen Bestattungsunternehmen, führt sie nach dem „Unfalltod“
ihrer beiden Eltern das Geschäft weiter. Und das mit großem Erfolg und einer
glücklichen, großen Familie. Mit ihren zwei Töchtern, ihren Ehemann Mark und
dessen Vater scheint das Glück vollkommen zu sein.
Doch an einem so herrlichen
Sommermorgen wird der junge Polizist und Familienvater von einem Lkw überfahren
und erliegt noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.
Damit ist die heile Welt auf
den Boden der Tatsachen aufgekommen und das sehr schmerzhaft und endgültig.
Durch gespeicherte Memos auf dem Handy ihres Mannes kommt Blum einer brutalen
Verbrecherband auf die Spur, die aus Lust und Spaß junge Mädchen verschleppen
und anschließend erbarmungslos töten. Doch eine Frau hat überlebt und Blum
findet die psychisch, zerstörte Frau und erfährt nach und nach das der
Unfalltod mit Fahrerflucht, ein eiskalt geplanter Mord gewesen sein muss. Blum
geht auf der Jagd nach Antworten und findet schonungslose Täter...
Kritik
„Totenfrau“ von Bernard
Aichiner lebt von seiner Hauptfigur Blum. Der Tod ist ihr Leben, ihre
Vergangenheit und Gegenwart und sicherlich auch Zukunft. Der Tod ist ihr
vertraut und dessen Gesicht allgegenwärtig. Ihre Charakterisierung ist einfach
und brutal – sie ist eine Teilzeit-Psycho-Soziopathin.
Es ist nicht leicht, sie als
sympathisch zu bezeichnen. Ihre dunkle Seite, ihre Dämonen kann sie über ihre
Familie kompensieren, doch die Eskalationsspirale dreht sich immer schneller
mit ihr. Eiskalt und völlig kalkulierend begibt sie sich auf den Weg einer
mörderischen Rache.
Der Autor hält sich mit
seiner Geschichte nicht lange auf. Sein Stil und Tempo des Romans sind
pfeilschnell. Die Sätze konzentrieren sich auf die wesentlichen Inhalte. Nebengeschichten
findet man kurzweilig am Anfang und Ende dieser ungewöhnlichen, aber spannenden
Story. Und immer wieder wird der Leser vor die Entscheidung gestellt, was er
nun von Blum halten soll?! Ihr Gerechtigkeitssinn ist nicht gleichzusetzen mit
einer gesunden ethischen und moralischen Erziehung. Sie ist und bleibt das
Produkt ihrer Kindheit – doch stellt sich dann die Frage – kann man die
Vergangenheit verdrängen, vergessen und ignorieren?
Die Spannung des Romans
erklärt sich nicht durch die Handlung, denn diese ist vorhersehbar und allzu
offensichtlich. Sie erklärt sich nur den emotionslosen und durchdachten
Aktionismus ihrer Hauptfigur Blum. Damit kommen wir auch zu einem der wenigen
Kritikpunkte: Sie denkt nicht darüber nach, welche Opfer sie auf ihren blutigen
Weg der Rache hinterlässt?! Egoistisch übersieht sie den Schmerz und die
Traumata der Angehörigen wie Kinder, Ehepartner usw. ihrer Opfer. Darf Rache,
so gerecht sie auch in manchen Augen sein mag, so endgültig werden!?
Ein weiterer diskutierbarer
Punkt ist, dass der Autor seine Figuren recht eindimensional konzipiert hat,
bis auf wenige Ausnahmen. Die Schattierung der Figuren ist gut oder böse, einen
schmalen Grat gibt es praktisch gesehen gar nicht.
Der Roman „Totenfrau“ lädt
quasi dazu ein, in einem Drehbuch verarbeitet zu werden. Spannend und blutig
ist der Stoff allemal, doch sicherlich wird die Story recht kontrovers
diskutiert werden. Nach „Ein Mann sieht Rot“ erleben wir hier Blum in ihrer
eigenen Interpretation und man wird das Gefühl nicht los; sie ist gerne
Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.
Fazit
„Totenfrau“ von Bernhard
Aichner ist ein Garant für unkonventionelle Spannung und weiß brillant zu
unterhalten.
Der Tod steht Frau Blum gut
und als klassischer Verbündeter in guten wie auch schlechten Zeiten hoffe ich
doch, dass es ein Wiedersehen mit Blum gibt. Es wäre schade um sie, sollte ihr
Auftritt nur eine abschließende Premiere gewesen sein.
Michael Sterzik
ORIGINALAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-442-75442-7
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50* (* empf. VK-Preis)
Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-75442-7
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50* (* empf. VK-Preis)
Verlag: btb
Erscheinungstermin: 10. März 2014
Dieser Titel ist lieferbar.
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