Donnerstag, 27. März 2014

Totenfrau - Bernard Aichner

Totenfrau – Bernhard Aichner

Brünhilde, auch genannt Blum ist eine junge und erfolgreiche Unternehmerin und die Hauptfigur in den neuesten Thriller „Totenfrau“ von Bernhard Aichner. Doch die junge Frau ist nicht Inhaberin einer soliden Boutique – ihr Geschäft ist der Tod.

Aufgewachsen mit und in einem traditionellen Bestattungsunternehmen, führt sie nach dem „Unfalltod“ ihrer beiden Eltern das Geschäft weiter. Und das mit großem Erfolg und einer glücklichen, großen Familie. Mit ihren zwei Töchtern, ihren Ehemann Mark und dessen Vater scheint das Glück vollkommen zu sein.

Doch an einem so herrlichen Sommermorgen wird der junge Polizist und Familienvater von einem Lkw überfahren und erliegt noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.

Damit ist die heile Welt auf den Boden der Tatsachen aufgekommen und das sehr schmerzhaft und endgültig. Durch gespeicherte Memos auf dem Handy ihres Mannes kommt Blum einer brutalen Verbrecherband auf die Spur, die aus Lust und Spaß junge Mädchen verschleppen und anschließend erbarmungslos töten. Doch eine Frau hat überlebt und Blum findet die psychisch, zerstörte Frau und erfährt nach und nach das der Unfalltod mit Fahrerflucht, ein eiskalt geplanter Mord gewesen sein muss. Blum geht auf der Jagd nach Antworten und findet schonungslose Täter...

Kritik

„Totenfrau“ von Bernard Aichiner lebt von seiner Hauptfigur Blum. Der Tod ist ihr Leben, ihre Vergangenheit und Gegenwart und sicherlich auch Zukunft. Der Tod ist ihr vertraut und dessen Gesicht allgegenwärtig. Ihre Charakterisierung ist einfach und brutal – sie ist eine Teilzeit-Psycho-Soziopathin.

Es ist nicht leicht, sie als sympathisch zu bezeichnen. Ihre dunkle Seite, ihre Dämonen kann sie über ihre Familie kompensieren, doch die Eskalationsspirale dreht sich immer schneller mit ihr. Eiskalt und völlig kalkulierend begibt sie sich auf den Weg einer mörderischen Rache.

Der Autor hält sich mit seiner Geschichte nicht lange auf. Sein Stil und Tempo des Romans sind pfeilschnell. Die Sätze konzentrieren sich auf die wesentlichen Inhalte. Nebengeschichten findet man kurzweilig am Anfang und Ende dieser ungewöhnlichen, aber spannenden Story. Und immer wieder wird der Leser vor die Entscheidung gestellt, was er nun von Blum halten soll?! Ihr Gerechtigkeitssinn ist nicht gleichzusetzen mit einer gesunden ethischen und moralischen Erziehung. Sie ist und bleibt das Produkt ihrer Kindheit – doch stellt sich dann die Frage – kann man die Vergangenheit verdrängen, vergessen und ignorieren?

Die Spannung des Romans erklärt sich nicht durch die Handlung, denn diese ist vorhersehbar und allzu offensichtlich. Sie erklärt sich nur den emotionslosen und durchdachten Aktionismus ihrer Hauptfigur Blum. Damit kommen wir auch zu einem der wenigen Kritikpunkte: Sie denkt nicht darüber nach, welche Opfer sie auf ihren blutigen Weg der Rache hinterlässt?! Egoistisch übersieht sie den Schmerz und die Traumata der Angehörigen wie Kinder, Ehepartner usw. ihrer Opfer. Darf Rache, so gerecht sie auch in manchen Augen sein mag, so endgültig werden!?
Ein weiterer diskutierbarer Punkt ist, dass der Autor seine Figuren recht eindimensional konzipiert hat, bis auf wenige Ausnahmen. Die Schattierung der Figuren ist gut oder böse, einen schmalen Grat gibt es praktisch gesehen gar nicht.

Der Roman „Totenfrau“ lädt quasi dazu ein, in einem Drehbuch verarbeitet zu werden. Spannend und blutig ist der Stoff allemal, doch sicherlich wird die Story recht kontrovers diskutiert werden. Nach „Ein Mann sieht Rot“ erleben wir hier Blum in ihrer eigenen Interpretation und man wird das Gefühl nicht los; sie ist gerne Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person.

Fazit

„Totenfrau“ von Bernhard Aichner ist ein Garant für unkonventionelle Spannung und weiß brillant zu unterhalten.

Der Tod steht Frau Blum gut und als klassischer Verbündeter in guten wie auch schlechten Zeiten hoffe ich doch, dass es ein Wiedersehen mit Blum gibt. Es wäre schade um sie, sollte ihr Auftritt nur eine abschließende Premiere gewesen sein.


Michael Sterzik



Totenfrau

Thriller

ORIGINALAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-442-75442-7
€ 19,99 [D] € 20,60 [A] CHF 28,50* (* empf. VK-Preis) 

Verlag: btb
Erscheinungstermin: 10. März 2014 
Dieser Titel ist lieferbar. 



Keine Kommentare: