Sonntag, 23. Oktober 2016

Die Akte Harlekin - Thomas Vaucher

Ein Serienkiller, der seine Opfer sämtlicher Körperflüssigkeiten beraubt, versetzt die Bevölkerung in der Hansestadt Bremen in Angst und Schrecken. Die Angehörigen der Ermordeten begehen wenige Tage nach den Verbrechen Selbstmord, nachdem sie angegeben haben, ihnen seien die Getöteten als Geister erschienen. Die Polizei tappt im Dunkeln und engagiert den ehemaligen Kommissar und Experten für Okkultes, Richard Winter, als externen Ermittler für den Fall. Im Laufe seiner Nachforschungen macht Winter eine grauenvolle Entdeckung, die ihn jedoch bald selbst ins Visier des Killers geraten lässt. (Verlagsinfo)

Kritik

„Die Akte Harlekin“ ist das Thriller-Debüt des Schweizer Autors Thomas Vaucher. Wie zur Zeit, in vielen Thrillern begeht der Täter seine Verbrechen in Serie – doch die inszenierten Morde sind provokativ erzählt und publikumswirksam als Kunstobjekt für die Außenwelt dargestellt. Der Autor bedient sich dabei zwar klassischen Elementen aus diesem Genre, doch ebenfalls lässt er in die Handlung etwas mystisches, okkultes einfließen.

Die Besetzung des Romans konzentriert sich auf eine Handvoll von Hauptfiguren. Nebenfiguren, oder Nebengeschichten kommen faktisch nicht vor. Die Handlung komprimiert sich um den Ermittler Richard Winter und dem Serienmörder und wandelt sich im Laufe Handlung zu einem Duell. Der ehemalige Kriminalbeamte Winter ist schwer traumatisiert und befindet sich in einem selbst auferlegten, sozialen Exil. Zwar ist er als Privatdetektiv tätig, doch alle beruflichen wie auch privaten Brücken wurden von ihm abgerissen. Seine Freunde heißen nun Alkohol und Einsamkeit.

Die Handlung wird zumeist abwechselnd aus den Perspektiven des Mörders und Richard Winter erzählt. Die Morde sind drastisch erzählt und kurzerhand auch aus der endgültigen Sicht des Opfers. Damit wird der Spannungsbogen konstant immer auf ein sehr ausgeglichenes Niveau aufgebaut.

„Die Akte Harlekin“ ist ein origineller Thriller und empfehlenswert. Als Debütroman ein Bravourstück. Doch es gibt auch einige Schwächen, die hinlänglich für die hoffentlich nächsten Bände ausgearbeitet werden müssen. Das traumatische Erlebnis von Richard Winter wird in fast jedem Kapitel immer wieder und wieder erzählt  - Anfangs noch in Ordnung, wird es zunehmend nervig, da es mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat. Wie anfangs schon gesagt, widmet sich der Autor auch okkulten Elementen, aber diese werden leider sträflich vernachlässigt. Zwar löst der Täter mit seinen Morden etwas sehr Dunkles aus, doch Richard Winter , der um solche okkulten Themen weiß, befasst sich nicht näher mit der Thematik. Sehr schade. Ein Thriller zwischen Leben und Tod, mit parapsychologischen Elementen wie Magie und Jenseitsforschung – wäre mehr wie außerordentlich gut gewesen.

Die Chance war da – leider nicht ausgespielt – vielleicht werden diese Elemente in den Nachfolgebänden verwendet. Ein Thriller kann und sollte „Bodenständig“ sein und nicht ins Fantastische abdriften, aber ich vermute ganz stark, dass der Autor Thomas Vucher auch diesen Grenzbereich sicher beherrschen kann.  
Fazit

„Die Akte Harlekin“ ist ein sehr empfehlenswerter Thriller. Als Debüt fabelhaft gelungen und überzeugend erzählt. Die Spannung, dem roten Faden der Handlung ist leicht zu folgen. Sprache und Stil sind lebendig. Die wenigen Charaktere außer Richard Winter wirken manchmal etwas blass und viel erfährt leider noch nicht.

Thomas Vucher weiß allerdings auch, wovon er schreibt und ich glaube, dass noch viele Geschichten in seinem Geiste spuken.

„Die Akte Harlekin“ ist ein moderner Gruselthriller, der Mörder würde sagen ein blutiges Kunstwerk mit dem Dorian Gray seine wahre Freude hätte. Bravo – mehr davon – aber bitte lassen Sie die „Geister“ teilhaben.

Michael Sterzik



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