Ein Serienkiller, der seine Opfer sämtlicher
Körperflüssigkeiten beraubt, versetzt die Bevölkerung in der Hansestadt Bremen
in Angst und Schrecken. Die Angehörigen der Ermordeten begehen wenige Tage nach
den Verbrechen Selbstmord, nachdem sie angegeben haben, ihnen seien die
Getöteten als Geister erschienen. Die Polizei tappt im Dunkeln und engagiert
den ehemaligen Kommissar und Experten für Okkultes, Richard Winter, als
externen Ermittler für den Fall. Im Laufe seiner Nachforschungen macht Winter
eine grauenvolle Entdeckung, die ihn jedoch bald selbst ins Visier des Killers
geraten lässt. (Verlagsinfo)
Kritik
„Die Akte Harlekin“ ist das Thriller-Debüt des
Schweizer Autors Thomas Vaucher. Wie zur Zeit, in vielen Thrillern begeht der
Täter seine Verbrechen in Serie – doch die inszenierten Morde sind provokativ erzählt
und publikumswirksam als Kunstobjekt für die Außenwelt dargestellt. Der Autor
bedient sich dabei zwar klassischen Elementen aus diesem Genre, doch ebenfalls
lässt er in die Handlung etwas mystisches, okkultes einfließen.
Die Besetzung des Romans konzentriert sich auf
eine Handvoll von Hauptfiguren. Nebenfiguren, oder Nebengeschichten kommen
faktisch nicht vor. Die Handlung komprimiert sich um den Ermittler Richard
Winter und dem Serienmörder und wandelt sich im Laufe Handlung zu einem Duell. Der
ehemalige Kriminalbeamte Winter ist schwer traumatisiert und befindet sich in
einem selbst auferlegten, sozialen Exil. Zwar ist er als Privatdetektiv tätig,
doch alle beruflichen wie auch privaten Brücken wurden von ihm abgerissen.
Seine Freunde heißen nun Alkohol und Einsamkeit.
Die Handlung wird zumeist abwechselnd aus den
Perspektiven des Mörders und Richard Winter erzählt. Die Morde sind drastisch
erzählt und kurzerhand auch aus der endgültigen Sicht des Opfers. Damit wird
der Spannungsbogen konstant immer auf ein sehr ausgeglichenes Niveau aufgebaut.
„Die Akte Harlekin“ ist ein origineller
Thriller und empfehlenswert. Als Debütroman ein Bravourstück. Doch es gibt auch
einige Schwächen, die hinlänglich für die hoffentlich nächsten Bände
ausgearbeitet werden müssen. Das traumatische Erlebnis von Richard Winter wird
in fast jedem Kapitel immer wieder und wieder erzählt - Anfangs noch in Ordnung, wird es zunehmend
nervig, da es mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat. Wie anfangs
schon gesagt, widmet sich der Autor auch okkulten Elementen, aber diese werden
leider sträflich vernachlässigt. Zwar löst der Täter mit seinen Morden etwas
sehr Dunkles aus, doch Richard Winter , der um solche okkulten Themen weiß,
befasst sich nicht näher mit der Thematik. Sehr schade. Ein Thriller zwischen
Leben und Tod, mit parapsychologischen Elementen wie Magie und
Jenseitsforschung – wäre mehr wie außerordentlich gut gewesen.
Die Chance war da – leider nicht ausgespielt –
vielleicht werden diese Elemente in den Nachfolgebänden verwendet. Ein Thriller
kann und sollte „Bodenständig“ sein und nicht ins Fantastische abdriften, aber
ich vermute ganz stark, dass der Autor Thomas Vucher auch diesen Grenzbereich
sicher beherrschen kann.
Fazit
„Die Akte Harlekin“ ist ein sehr
empfehlenswerter Thriller. Als Debüt fabelhaft gelungen und überzeugend
erzählt. Die Spannung, dem roten Faden der Handlung ist leicht zu folgen.
Sprache und Stil sind lebendig. Die wenigen Charaktere außer Richard Winter wirken
manchmal etwas blass und viel erfährt leider noch nicht.
Thomas Vucher weiß allerdings auch, wovon er
schreibt und ich glaube, dass noch viele Geschichten in seinem Geiste spuken.
„Die Akte Harlekin“ ist ein moderner
Gruselthriller, der Mörder würde sagen ein blutiges Kunstwerk mit dem Dorian
Gray seine wahre Freude hätte. Bravo – mehr davon – aber bitte lassen Sie die „Geister“
teilhaben.
Michael Sterzik
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