Der frühere US-Präsident Bill Clinton und der Rekordinhaber für die meisten, regelmäßigen Bestseller im New York Times Ranking – James Patterson haben ihren ersten gemeinsamen Thriller geschrieben. Im Münchner Verlag Droemer ist dieser nun mit dem Titel: „The President is Missing“ veröffentlicht worden.
Der Demokrat Bill Clinton regierte von 1993 – 2001 im Weißen Haus und steuerte einen der mächtigsten Staaten der Welt durch die politischen Höhen und Tiefen.
In diesen acht Jahren lernte er die Schattenseiten und Sonnenseiten seines Amtes kennen. Über seine Regierungszeit wollen wir aber nun nicht sprechen – dazu gibt es einige Sachbücher, auch von Clinton selbst verfasst. Nichtsdestotrotz war er im Zentrum der Macht in Washington. Der ehemalige Präsident kennt also viele Interna, viele geheime Prozesse und Abläufe. Wer kann diesen nicht geringfügigen Hochdruck nicht besser in Worte auf Papier bringen, wie jemand der dieses Amt jahrelang innehatte?!
In „The President is Missing“ werden solche Prozesse und Abläufe sehr stark in die Story eingewoben. Die Bürde und die Verantwortung für 300 Millionen Einwohner der USA auf den Schultern gesetzt, macht das Leben nicht leichter. Sich persönlich dem Kongress, oder einem Untersuchungsausschuss, gar einem Amtsenthebungsverfahren zu stellen, um für seine Entschlüsse einzustehen und sich zu verantworten, kann und wird nicht leicht sein. Es sind zwei politische Haifischbecken der Innen- und Außenpolitik und die Haie sind verdammt hungrig. Gerade diese Atmosphäre spürt man – auf jeder Seite, in jedem Augenblick. Das ungewöhnliche Autorenduo, das sehr eng zusammengearbeitet hat ,um diesen Roman eine inhaltliche Seele zu geben, hat einen hochklassigen, politischen Spannungsroman veröffentlicht.
Außenpolitisch gesehen – leben wir in einer sehr unruhigen Zeit. Es ist schon längst 5 vor 12 – Krisenherde gibt es genug und es gibt auch genug Präsidenten verschiedener Länder – nicht nur in Europa, deren Profilneurosen gefährlich sind. Standen wir bei der Kuba-Krise schon auf der Willkommensfußmatte zum 3. Weltkrieg – sind wir nun sicherlich bereits einen kleinen Schritt weitergegangen. Doch welche Art von Krieg könnte uns erwarten – ein Atomarer, ein konventioneller, eine kriegerische Auseinandersetzung mit biologischen, chemischen Waffen?
Nein – Bill Clinton und James Patterson entwerfen ein uneingeschränkt realistisches Bedrohungsszenario. In unserer digitalen Welt sind abhängig geworden. Die Infrastruktur eines Landes ist totalitär darauf ausgerichtet. Globale Vernetzungen – nicht nur der sozialen Medien machen die Weltpolitik zu einem Dorf. Alles wird gesteuert, ist vernetzt und voneinander abhängig – Selbst die Wasserversorgung, Stromversorgung, Atomkraftwerke – ohne eine 1 und 0 geht hier gar nichts mehr. Ein „Blackout“ würde die Zivilbevölkerung in Chaos und Anarchie stürzen. Die Folgen – auf Jahre hin militärisch, wirtschaftlich in den Grundfesten des Landes erschüttert.
Ein Cyber-Krieg ist nicht abwegig. „War Games“ ist nicht so weit entfernt. Diese Thematik transportieren Bill Clinton und James Patterson meisterklassig. Natürlich geht es patriotisch zu. Natürlich gibt es den offenen Bezug zu aktuellen, politischen, wirtschaftlichen und militärscher Themen. Dieses mahnende Fingerpointing allerdings ist der Dreh- und Angelpunkt – Erschreckendes Szenarien über die der Leser auch noch lange nach Ende des Roman nachhaltig denken wird.
Die fiktive Figur des Präsidenten Duncan ist großartig in Szene gesetzt. Ob nun realistisch gesehen, darüber lässt sich bestimmt streiten. Die Nebenfiguren, selbst die innenpolitischen bösen Buben, die Auftragskiller und befreundet-befeindeten Politiker sind faszinierend. Hier wird niemand in ein Klischee gedrängt.
Die Außenpolitik ist das reale Spiegelbild. Die Bedrohungen allzu reell, aber auch die inneren Probleme werden aufgenommen und gut verarbeitet: Polizeigewalt gegen Afroamerikaner, Worte zur Gesundheitsreform, oder auch der Umgang mit Veteranen, die im Stich gelassen werden, finden hier Gehör.
Schmunzeln musste ich bei zwei fiktiven Namen von den Protagonisten: Der BND-Chef heißt Kohl, der Kanzler Richter J
Fazit
Bill Clinton und James Patterson präsentieren mit „The President is Missing“ einen hochklassigen Politthriller. Deutliches Mahnen, eine versteckte Abrechnung mit aktuellen Themen – Spannung auf einem meisterklassigen Niveau.
Brillant – Ein Titel, den man dieses Jahr gelesen haben muss.
Michael Sterzik
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