Freitag, 11. Oktober 2019

Vespasian - Roms verlorener Sohn von Robert Fabbri


Die Reihe um den Aufstieg des flavischen Kaisers Vespasian, setzt sich nun auch im 6. Band fort – Roms verlorener Sohn.

Der vorliegende Band schließt erzählerisch allerdings eine Lücke im Lebenslauf des zukünftigen Kaisers Vespasian. Eine Lücke von 12 Jahren, in den der Autor Robert Fabbri sehr viel interpretativen Spielraum lässt. Wie auch – wenn die Quellenlage mehr wie dürftig ausfällt?!

Entstanden ist dennoch ein spannender Abenteuerroman, der sich jetzt schon darauf konzentriert Vespasians Einfluss auf die römische Politik zu erhöhen. Noch immer herrscht Kaiser Claudius über das römische Imperium, doch seine Regentschaft neigt sich dem Ende zu. Schon längst spielen sich im Hintergrund Intrigen und Machtspiele ab, um Nero die Nachfolge zu sichern und den Rivalen Britannicus zu verdrängen.

Als zweiter und primärer Erzählungsstrang werden die Unruhen in Armenien viel Raum gegeben. Roms Erzfeind – das Parther Reich stiften im Osten an den Grenzen starke Unruhe. Es könnte früher, oder später zum Krieg dieser beiden Reiche kommen, die klugerweise allerdings auch wissen, dass ein Sieg über das jeweilige andere Land, den eigenen Untergang einläuten würde. Zu groß und unüberschaubar um sich zu verwalten um einen stabilen Frieden zu gewährleisten. Also etwas kalter Krieg und ein paar Scharmützel und Stellvertreterkriege um sich in den Fokus zu rücken und um selbstbewusste Stärke gegenüber seinen Untertanen zu zeigen. The Show must go on – und Vespasian mittendrin und somit kaltgestellt....

Die Reihe „Vespasian“ überzeugt nicht nur durch eine qualitativ hochspannende Story, sondern wird sehr personenbezogen erzählt. Natürlich dreht sich alles um „Vespasian“, doch neben dem militärischen und politischen Parkett, gibt es immer ein Wiedersehen von alten Freunden und Feinden. Vespasians Frau und Geliebte, seine heranwachsenden Kinder kommen ebenfalls zu Wort und sind charakterlich wirklich gut ausgebaut.

Doch nun ist auch an der Zeit, dass sich Vespasian ggf. seiner Bestimmung vergegenwärtigt. Er weiß, dass sich Nero nicht lange auf den römischen Thron halten wird. Zu viele Feinde – zu viele Neider – zu viel Wahnsinn in seiner Person, die sich schon jetzt ganz offen reflektiert. Vespasian der nach Jahren auf Schlachtfeldern und der Politik verschiedene Ämter innehatte, sieht nun seine Zeit gekommen. Lasst die Spiele beginnen – muss er sich denken und nun spielt er in im römischen „Game of Thrones“ mit.

Robert Fabbri stellt seinen „Helden“ Vespasian nicht in einem strahlenden Licht da. Im Gegenteil – charakterlich sehr kontrovers wirkt Vespasian nun nicht mehr naiv und unbeholfen, sondern wird sich seinen Stärken und seinen Einfluss bewusst. Kalt, berechenbar und manipulativ überschreitet er auch moralische und ethische Grenzen um seine Vorteile durchzusetzen.

Im letzten drittel des Romans, eskaliert das politische Geschehen und es kommt zum Anfang vom Ende einer Dynastie. Roms Politik und auch die Religion des Christentums wird thematisiert, sehr interessant und gut verständlich.

Fazit

„Vespasian – Roms verlorener Sohn“ von Robert Fabbri ist hochspannend. Hochspekulativ schließt er eine chronologische Lücke – aber durchaus logisch. Er stützt sich dabei auf Ereignisse, die zwar nichts mit der Person des späteren Kaisers zu tun haben, aber weder verbiegt er dabei die Fakten der Geschichte, noch „spinnt“ er sich irgendwas zusammen.

Nicht der stärkste Roman dieser Reihe – aber hochklassig erzählt.

Michael Sterzik




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