Die Reihe um den Aufstieg des flavischen
Kaisers Vespasian, setzt sich nun auch im 6. Band fort – Roms verlorener Sohn.
Der vorliegende Band schließt erzählerisch
allerdings eine Lücke im Lebenslauf des zukünftigen Kaisers Vespasian. Eine
Lücke von 12 Jahren, in den der Autor Robert Fabbri sehr viel interpretativen
Spielraum lässt. Wie auch – wenn die Quellenlage mehr wie dürftig ausfällt?!
Entstanden ist dennoch ein spannender
Abenteuerroman, der sich jetzt schon darauf konzentriert Vespasians Einfluss
auf die römische Politik zu erhöhen. Noch immer herrscht Kaiser Claudius über
das römische Imperium, doch seine Regentschaft neigt sich dem Ende zu. Schon
längst spielen sich im Hintergrund Intrigen und Machtspiele ab, um Nero die
Nachfolge zu sichern und den Rivalen Britannicus zu verdrängen.
Als zweiter und primärer Erzählungsstrang
werden die Unruhen in Armenien viel Raum gegeben. Roms Erzfeind – das Parther
Reich stiften im Osten an den Grenzen starke Unruhe. Es könnte früher, oder
später zum Krieg dieser beiden Reiche kommen, die klugerweise allerdings auch
wissen, dass ein Sieg über das jeweilige andere Land, den eigenen Untergang
einläuten würde. Zu groß und unüberschaubar um sich zu verwalten um einen
stabilen Frieden zu gewährleisten. Also etwas kalter Krieg und ein paar
Scharmützel und Stellvertreterkriege um sich in den Fokus zu rücken und um
selbstbewusste Stärke gegenüber seinen Untertanen zu zeigen. The Show must go
on – und Vespasian mittendrin und somit kaltgestellt....
Die Reihe „Vespasian“ überzeugt nicht nur durch
eine qualitativ hochspannende Story, sondern wird sehr personenbezogen erzählt.
Natürlich dreht sich alles um „Vespasian“, doch neben dem militärischen und
politischen Parkett, gibt es immer ein Wiedersehen von alten Freunden und
Feinden. Vespasians Frau und Geliebte, seine heranwachsenden Kinder kommen
ebenfalls zu Wort und sind charakterlich wirklich gut ausgebaut.
Doch nun ist auch an der Zeit, dass sich
Vespasian ggf. seiner Bestimmung vergegenwärtigt. Er weiß, dass sich Nero nicht
lange auf den römischen Thron halten wird. Zu viele Feinde – zu viele Neider –
zu viel Wahnsinn in seiner Person, die sich schon jetzt ganz offen reflektiert.
Vespasian der nach Jahren auf Schlachtfeldern und der Politik verschiedene
Ämter innehatte, sieht nun seine Zeit gekommen. Lasst die Spiele beginnen –
muss er sich denken und nun spielt er in im römischen „Game of Thrones“ mit.
Robert Fabbri stellt seinen „Helden“ Vespasian
nicht in einem strahlenden Licht da. Im Gegenteil – charakterlich sehr
kontrovers wirkt Vespasian nun nicht mehr naiv und unbeholfen, sondern wird
sich seinen Stärken und seinen Einfluss bewusst. Kalt, berechenbar und
manipulativ überschreitet er auch moralische und ethische Grenzen um seine
Vorteile durchzusetzen.
Im letzten drittel des Romans, eskaliert das
politische Geschehen und es kommt zum Anfang vom Ende einer Dynastie. Roms
Politik und auch die Religion des Christentums wird thematisiert, sehr
interessant und gut verständlich.
Fazit
„Vespasian – Roms verlorener Sohn“ von Robert
Fabbri ist hochspannend. Hochspekulativ schließt er eine chronologische Lücke –
aber durchaus logisch. Er stützt sich dabei auf Ereignisse, die zwar nichts mit
der Person des späteren Kaisers zu tun haben, aber weder verbiegt er dabei die
Fakten der Geschichte, noch „spinnt“ er sich irgendwas zusammen.
Nicht der stärkste Roman dieser Reihe – aber hochklassig
erzählt.
Michael Sterzik
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