Montag, 4. November 2019

Herz aus Stein - Schwert und Krone - Sabine Ebert


„Herz aus Stein“ von Sabine Ebert aus der historischen Buchreihe um Kaiser Barbarossa – Friedrich I. und seinem Freund und Vetter Heinrich den Löwen, ist der 4. Band.

Doch die Reihe ist weit mehr und besser als ein klassisches, erzähltes Duell zweier Machtmenschen, die privilegiert dem deutschen Hochadel entspringen und um die Krone, Macht und Einfluss ringen. Sabine Ebert lässt die deutsche Geschichte spannend und unterhaltsam aufleben und animiert dabei bestimmt, die eine oder andere Person sich Städte, Regionen mit ihren Burgen, Schlössern und Denkmälern anzuschauen. Die Spuren dieser historischen Persönlichkeiten, nimmt  man auch Jahrhunderte später noch deutlich wahr. Die früheren Herzogtümer und Grafschaften tragen ggf. noch immer den ursprünglichen Namen und erzählen nicht nur von romantisierten Begebenheiten, sondern zeugen auch davon mit Schwert und Krone erobert worden zu sein.

Sabine Ebert ist eine begnadete Erzählerin. Mag das Mittelalter auch in manchen Quellen als eine dunkle Epoche gelten, so bringt die in Dresden lebende Autorin viel Licht in eben diesem Zeitraum, der eben nicht nur dunkel war. Diese Reihe gehört nun zu den Meilensteinen im Genre „Historischer Roman“.

Die Autorin lässt in ihrer Reihe den deutschen Adel sprechen. Mit viel Spannung erzählt sie von internen Machtkämpfen, ritterlichen Fehden, von Eroberungen und Überfällen u.a.. Hinzu kommen noch erklärte Gesichtspunkte der brutalen, meist rücksichtslosen Christianisierung und der anfänglichen europäischen Politik. Über Länder- und Staatsgrenzen hinaus, gehen wir in den einzelnen Titeln auf eine unterhaltsame literarische Reise, die den Leser vollumfänglichen einfängt.

Es ist ein bisschen „Game of Thrones – nur das die Autorin sich mehr an Fakten orientiert. Die meisten, fast alle Personen in dieser Reihe sind historisch verbürgt. Mehr oder weniger – aber historische Lücken, werden von der Autorin mittels eine detektivischen Recherche von verschiedenen Quellen geschlossen.

„Herz aus Stein“ der Name ist wohlweislich gewählt erzählt das Schicksal deutscher Fürsten in den Jahren 1157 bis 1167. Kaiser Friedrich I. genannt Barbarossa hat alles erreicht – doch der Frieden unter seinen Fürsten ist alles andere wie stabil. Verschiedene Königreiche in Italien – allen voran Mailand, provozieren den jungen Kaiser und seine Beziehung zum Papst ist eher frostig. Und Herzog Heinrich der Löwe zeigt seine Krallen und Zähne – und drängt somit Fürsten in die Opposition...

Sabine Ebert komprimiert die entscheidenden Momente: den Italienfeldzug, dass Schicksal der Abodriten, den Umzug der „heiligen Drei Könige“ nach Köln, die offizielle Krönung der Kaiserin und die Anfänge einer Umsiedlung gen Osten.

Dabei erzählt die Autorin die Ereignisse aus ganz verschiedenen Erzählperspektiven der handelnden Personen. Im vorliegenden Roman: „Herz aus Stein“ zeigt Sabine Ebert besonders die gesellschaftliche, höfische Rolle der Fürstinnen. Sehr konträr allerdings – denn die adligen Damen konnten nicht nur ihren Mann diplomatisch um gleich mehrere Finger wickeln und damit großen Einfluss nehmen, sondern waren sich ihrer Verantwortung bewusst möglichst vielen Erben zur Welt zu bringen. Letzteres unter einem immens hohen Druck – wer will den schon stigmatisiert und verstoßen werden?!

Der Titel „Herz aus Stein“ deutet es schon an. Kaiser Friedrich I. auch wenn er viel erreicht hat, steht unter enormen Druck. Seine Persönlichkeit verändert sich natürlich – sein Amt mit seiner Verantwortung zwingt ihn auch konsequent und kompromisslos vorzugehen. Das macht diesen allerdings nicht unsympathisch, auch wenn er manchmal arg über die Stränge schlägt.

Sabine Ebert erzählt diese Storyline sehr neutral, aber sensibel genug – was auch gut ist – denn sich als Leser in eine Kaiserliche Persönlichkeit einzuleben, kann nicht gelingen. Moral und Ethik, Verantwortung in der Politik und die Pflicht zu handeln, kann man unmöglich über mehrere Jahrhunderte hinweg adaptieren.

Sehr gut erzählt wird der Feldzug gegen die Abodriten und der brutalen Schlacht, in der man sich von einigen Figuren aus den letzten Bänden trennen muss. Auch hier konsequent, aber auch dramatisch gut erzählt. Im Krieg und auf dem Schlachtfeld greift die Vasallenpflicht. Freundschaften enden, und haben nur wenig Einfluss, wenn Schwerter gezogen werden.

Spannend und dramaturgisch hat Sabine Ebert auch mit dem vorliegenden Band: „Herz aus Stein“ vollumfänglich überzeugt. Unterhaltsamer kann „Geschichte“ nicht erzählt werden. Hohe Erzählkunst in Kombination mit Fakten deutscher Geschichte meisterlich verfasst.

Persönlich hätte ich es gerne gesehen, wenn Sabine Ebert Herzog Heinrich den Löwen mehr Raum gegeben hätte. Dessen Perspektive wäre schon eine eigene Romanreihe wert.

Wer sich allerdings mit der historischen Geschichte schon auseinandergesetzt hat, weiß dass es im Finale – im kommenden Band zwischen den beiden herrschaftlichen Freunden und Vettern die Konfrontation in Etappen eskalieren wird.

Fazit

„Herz aus Stein“ von Sabine Ebert ist eine hochspannende Zeitreise mit allen dramatischen Elementen, die man erwartet, oder auch nicht erwartet hat. Ein Echo der Vergangenheit, deren Stimme man noch immer hört. Eine historische Reihe – die neue Maßstäbe im Genre gesetzt hat. Pageturner.

Michael Sterzik




1 Kommentar:

Moni2506 hat gesagt…

Hey Michael,

ich verlinke dich bei meiner Rezension, die nächsten Samstag erscheint.
Tolle Worte zu diesem Roman. Mit dieser Reihe hat mich Sabine Ebert sehr überzeugt.

LG, Moni