„Herz aus Stein“ von Sabine Ebert aus der
historischen Buchreihe um Kaiser Barbarossa – Friedrich I. und seinem Freund
und Vetter Heinrich den Löwen, ist der 4. Band.
Doch die Reihe ist weit mehr und besser als ein
klassisches, erzähltes Duell zweier Machtmenschen, die privilegiert dem
deutschen Hochadel entspringen und um die Krone, Macht und Einfluss ringen. Sabine
Ebert lässt die deutsche Geschichte spannend und unterhaltsam aufleben und animiert
dabei bestimmt, die eine oder andere Person sich Städte, Regionen mit ihren
Burgen, Schlössern und Denkmälern anzuschauen. Die Spuren dieser historischen
Persönlichkeiten, nimmt man auch
Jahrhunderte später noch deutlich wahr. Die früheren Herzogtümer und
Grafschaften tragen ggf. noch immer den ursprünglichen Namen und erzählen nicht
nur von romantisierten Begebenheiten, sondern zeugen auch davon mit Schwert und
Krone erobert worden zu sein.
Sabine Ebert ist eine begnadete Erzählerin. Mag
das Mittelalter auch in manchen Quellen als eine dunkle Epoche gelten, so
bringt die in Dresden lebende Autorin viel Licht in eben diesem Zeitraum, der
eben nicht nur dunkel war. Diese Reihe gehört nun zu den Meilensteinen im Genre
„Historischer Roman“.
Die Autorin lässt in ihrer Reihe den deutschen
Adel sprechen. Mit viel Spannung erzählt sie von internen Machtkämpfen,
ritterlichen Fehden, von Eroberungen und Überfällen u.a.. Hinzu kommen noch
erklärte Gesichtspunkte der brutalen, meist rücksichtslosen Christianisierung
und der anfänglichen europäischen Politik. Über Länder- und Staatsgrenzen
hinaus, gehen wir in den einzelnen Titeln auf eine unterhaltsame literarische
Reise, die den Leser vollumfänglichen einfängt.
Es ist ein bisschen „Game of Thrones – nur das
die Autorin sich mehr an Fakten orientiert. Die meisten, fast alle Personen in
dieser Reihe sind historisch verbürgt. Mehr oder weniger – aber historische
Lücken, werden von der Autorin mittels eine detektivischen Recherche von
verschiedenen Quellen geschlossen.
„Herz aus Stein“ der Name ist wohlweislich
gewählt erzählt das Schicksal deutscher Fürsten in den Jahren 1157 bis 1167.
Kaiser Friedrich I. genannt Barbarossa hat alles erreicht – doch der Frieden
unter seinen Fürsten ist alles andere wie stabil. Verschiedene Königreiche in
Italien – allen voran Mailand, provozieren den jungen Kaiser und seine
Beziehung zum Papst ist eher frostig. Und Herzog Heinrich der Löwe zeigt seine
Krallen und Zähne – und drängt somit Fürsten in die Opposition...
Sabine Ebert komprimiert die entscheidenden
Momente: den Italienfeldzug, dass Schicksal der Abodriten, den Umzug der „heiligen
Drei Könige“ nach Köln, die offizielle Krönung der Kaiserin und die Anfänge
einer Umsiedlung gen Osten.
Dabei erzählt die Autorin die Ereignisse aus
ganz verschiedenen Erzählperspektiven der handelnden Personen. Im vorliegenden
Roman: „Herz aus Stein“ zeigt Sabine Ebert besonders die gesellschaftliche,
höfische Rolle der Fürstinnen. Sehr konträr allerdings – denn die adligen Damen
konnten nicht nur ihren Mann diplomatisch um gleich mehrere Finger wickeln und
damit großen Einfluss nehmen, sondern waren sich ihrer Verantwortung bewusst
möglichst vielen Erben zur Welt zu bringen. Letzteres unter einem immens hohen
Druck – wer will den schon stigmatisiert und verstoßen werden?!
Der Titel „Herz aus Stein“ deutet es schon an.
Kaiser Friedrich I. auch wenn er viel erreicht hat, steht unter enormen Druck.
Seine Persönlichkeit verändert sich natürlich – sein Amt mit seiner
Verantwortung zwingt ihn auch konsequent und kompromisslos vorzugehen. Das
macht diesen allerdings nicht unsympathisch, auch wenn er manchmal arg über die
Stränge schlägt.
Sabine Ebert erzählt diese Storyline sehr
neutral, aber sensibel genug – was auch gut ist – denn sich als Leser in eine
Kaiserliche Persönlichkeit einzuleben, kann nicht gelingen. Moral und Ethik,
Verantwortung in der Politik und die Pflicht zu handeln, kann man unmöglich
über mehrere Jahrhunderte hinweg adaptieren.
Sehr gut erzählt wird der Feldzug gegen die
Abodriten und der brutalen Schlacht, in der man sich von einigen Figuren aus
den letzten Bänden trennen muss. Auch hier konsequent, aber auch dramatisch gut
erzählt. Im Krieg und auf dem Schlachtfeld greift die Vasallenpflicht. Freundschaften
enden, und haben nur wenig Einfluss, wenn Schwerter gezogen werden.
Spannend und dramaturgisch hat Sabine Ebert
auch mit dem vorliegenden Band: „Herz aus Stein“ vollumfänglich überzeugt.
Unterhaltsamer kann „Geschichte“ nicht erzählt werden. Hohe Erzählkunst in
Kombination mit Fakten deutscher Geschichte meisterlich verfasst.
Persönlich hätte ich es gerne gesehen, wenn
Sabine Ebert Herzog Heinrich den Löwen mehr Raum gegeben hätte. Dessen
Perspektive wäre schon eine eigene Romanreihe wert.
Wer sich allerdings mit der historischen
Geschichte schon auseinandergesetzt hat, weiß dass es im Finale – im kommenden
Band zwischen den beiden herrschaftlichen Freunden und Vettern die
Konfrontation in Etappen eskalieren wird.
Fazit
„Herz aus Stein“ von Sabine Ebert ist eine
hochspannende Zeitreise mit allen dramatischen Elementen, die man erwartet,
oder auch nicht erwartet hat. Ein Echo der Vergangenheit, deren Stimme man noch
immer hört. Eine historische Reihe – die neue Maßstäbe im Genre gesetzt hat.
Pageturner.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Hey Michael,
ich verlinke dich bei meiner Rezension, die nächsten Samstag erscheint.
Tolle Worte zu diesem Roman. Mit dieser Reihe hat mich Sabine Ebert sehr überzeugt.
LG, Moni
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