Freitag, 2. April 2021

Cold Case - Das verschwundene Mädchen - Tina Frennstedt


Wir können es in Worten nicht beschreiben, was ein Vater, eine Mutter empfinden muss, wenn ihrem Kind etwas zustößt, wenn es vielleicht als vermisst gilt und alles darauf hinweist, dass ein Verbrechen stattgefunden hat und das Kind eines der Opfer sein mag. Dies mag schlimmer sein als den lieben Menschen tot zu wissen, eine Ungewissheit in der auch immer ein Stück Hoffnung übrigbleibt.

In den Landes- und Bundeskriminalämtern der Staaten liegen viele „Cold Case Fälle“ – Verbrechen die nicht aufgeklärt wurden – Opfer die nicht gefunden wurden, Täter die man nicht überführen könnte und Angehörige, die die Vergangenheit niemals abschließen werden können. Und nicht weniger oft, verzweifeln auch die Kriminalbeamten an diesen ungelösten Fällen, und stellen sich wahrscheinlich immer wieder die Frage, ob etwas übersehen worden ist, oder der Kriminalbeamte die richtigen Schlüsse gezogen und alles unternommen hat?!

Die schwedische Autorin Tina Frennstadt, die auch als langjährige Kriminalreporterin beim Fernsehen tätig ist, hat im Verlag „Lübbe“ den Titel: „Cold Case – Das verschwundene Mädchen veröffentlicht“. Der vorliegende Titel reiht sich nicht unbedingt in den Bereich „True Crime“ ein, aber die Autorin wurde durch tatsächliche Kriminalfälle inspiriert. So kann schon jetzt sagen, die Autorin weiß wovon und was sie schreibt.

Morde und Vermisstenfälle, die nicht aufgeklärt werden, lassen Angehörige voll quälender Fragen zurück. Irgendwann wird die Akte geschlossen – doch die Qual bleibt. Als an einem Tatort Spuren auftauchen, die auf ein seit Jahrzehnten verschwundenes Mädchen hinweisen, übernimmt Tess Hjalmarsson, Expertin für COLD CASES, die Ermittlungen. Kann das spurlose Verschwinden der 19-jährige Annika nun aufgeklärt werden? Tess ermittelt unter Hochdruck, offenbar ist der Mörder von damals wieder aktiv (Verlagsinfo)

Der Titel „Cold Case – das verschwundene Mädchen“ ist der Auftakt einer neuen Reihe und ist sehr, sehr vielversprechend. Tina Frenndstedt versteht es Spannung und Dramatik immer leicht steigend zu entwickeln. Dabei ist es recht originell, ein aktuelles Verbrechen mit einem anderen zu verbinden, das fast 20 Jahre in der Vergangenheit liegt. Das mag ggf. nicht realistisch anmuten, aber das ist es keineswegs. Die Autorin versteht es so authentisch zu schreiben, dass es hier wenig Unlogik gibt, oder überzeichnet aussehen mag.

Tina Frennstedt legt viele mögliche Wege offen, mehre Abzweigungen, die auch manchmal eine Sackgasse sind. Geschickt erzählt, aber stilistisch kann und muss da noch viel passieren. Die Rückblenden sind perfekt eingebaut, und sind emotional aus der Sicht des verschwundenen Mädchens erzählt. Die parallele aktuelle Geschichte  steht in puncto Spannung in nichts nach. Nach und nach komplementiert sich das Bild, wenn auch die endliche Auflösung einerseits die gute, alte Ermittlungsarbeit wiedergibt und letztlich im Finale  nicht überraschend ist.

Interessant und facettenreich ist auch die Figur der Tess konzipiert. Eine introvertierte, vorsichtige Frau – die zugleich aber auch selbstbewusst ist und einen praktischen Aktionismus zeigt. Ihr Privatleben wird auch thematisiert, manchmal etwas zu ausufernd, denn wirklich noch analytischer kann man eine Figur nicht auseinandernehmen.

Die Atmosphäre der Handlung ist toll, die Stimmung vollumfänglich sehr, sehr spannend. Tina Frennstedt muss allerdings manchmal das Tempo linear ansteigend einsteuern, es gibt Längen, aber die sind zum Glück auch letztlich recht kurz.

Fazit

„Cold Case – Das verschwundene Mädchen“ von Tina Frennstedt ist ein sehr starker Auftakt. Die Autorin sollte man sich gut merken. Als Kriminalreporterin versteht sie es Fakten mit einer spannenden Fiktion zu verbinden kann. Sehr zu empfehlen und ich freue mich auf weitere Titel aus dieser Reihe.

Michael Sterzik

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