Die Hexenverfolgung im Mittelalter war epochaler Schrecken. Besonders schlimm hat die Inquisition in Deutschland hauptsächlich Frauen, aber auch einige Männer – als Jünger des Teufels, als das personifizierte Böse in Menschengestalt auf die Scheiterhaufen gebracht. Das reinigende Verbrennen als Todesstrafe – grausam und nicht wenige Opfer wurden willkürlich, oder auch gezielt durch Verleumdung denunziert, gefoltert und schließlich umgebracht.
Der vorliegende Thriller des finnischen Autors Max Seeck
spielt allerdings in der Gegenwart – spricht aber mystische Elemente in seinem
Buch: „Hexenjäger“ an.
Der Mörder geht nach einem perfiden Plan vor:
Detailgetreu stellt er die Morde einer Bestseller-Trilogie nach. Und die sind
äußerst brutal und erinnern an mittelalterliche Foltermethoden. Die Opfer – allesamt Frauen. Ist ein Fan der
Trilogie durchgedreht? Kommissarin Jessica Niemi und ihr Team ermitteln unter
Hochdruck, doch der Mörder ist ihnen immer einen Schritt voraus. Die Ermittler
tappen im Dunkeln, bis ihnen klar wird, dass die Opfer Jessica Niemi
erschreckend ähnlich sehen ...(Verlagsinfo)
Max Seecks Thriller ist hochspannend, und erzeugt eine
sehr gute Unterhaltung und das nicht durch Verwendung von außerordentlich
brutal geschilderten Morden. Der sympathische Autor erschafft psychologisch
gesehen, eine ungemein dichte, nüchterne, aber auch frostige Atmosphäre, dass
meine ich aber im positiven Sinne.
In einer Lesung sagte der Autor, der würde über Dinge,
Situation schreiben, die ihm selbst Angst bereiten würden. In der Tat ist die
Atmosphäre grauenhaft gut, und das spürt der Leser in jedem Kapitel – denn der
Spannungsbogen verläuft linear aufsteigend. Das winterlich, frostig
geschilderte Helsinki verstärkt noch die ohnehin spannende Atmosphäre.
Fast schon spannender ist die analytische Aufarbeitung
der Hauptfigur „Jessisa Niemis“ – die als Mordermittlerin eine grandiose Tiefe
ihres Charakters offenbart. Was für eine verdammt originelle und spannende Nebengeschichte,
die hier Max Seeck auf die Bühne lässt. Ihre Erlebnisse als junge Frau in
Venedig, dazu noch ein Familiengeheimnis und nicht zuletzt ihr gegenwärtiges
Privatleben profilieren sie als einen ungemein tiefgründigen Charakter – wo die
Betonung hier auch „Abgründig“ sein dürfte.
Als absolute Hauptfigur, wird sich flankiert von ihrem
älteren Kollegen Erne Miskon und ihrem Ermittlerteam. Mikson spielt auch in der
Vergangenheit von Jessica Niemis eine ernstzunehmende Rolle. Ihrer beider
Zusammenspiel endet aber im Band „Hexenjäger“.
Es ist sicherlich schwer im Genre Thriller/Krimi eine
Handlung zu konzipieren, die „Neu“ ist. Irgendwie hat man ja schon vieles
kennen- und schätzen gelernt. Auch in „Hexenjäger“ treten bekannte Muster auf,
aber trotzdem geht Max Seeck selbstbewusst seinen eigenen Weg. Die Mischung
macht es auch aus. Neben der traditionellen Ermittlungsarbeit haben wir hier noch
mystische, okkulte Ansätze, die gerade im letzten Teil des Romans auftauchen. Das
ist mitunter leider auch der einzige Schwachpunkt, denn die Auflösung ist
übertrieben und ggf. etwas unrealistisch. Es wirkt sich aber wenig negativ auf
den Gesamteindruck aus.
Max Seeck verwendet in seinem Roman „Hexenjäger“ auch
keine aktuellen Themen, aus dem kulturellen, religiösen, politischen oder
sozialen Umfeld. Seine Figuren bewegen sich frei und ungezwungen inmitten von
Tatorten, Verdächtigen Personen und ihrer selbst und begegnen wenig anderen
Themen.
Es gibt nordische Krimis und Thriller und dann gibt es
noch Max Seeck – der als nordischer Autor mal ganz nebenbei, doch neue Wege geht
und mit seiner Ermittlerin Jessica Niemes – eine originelle Person in das Genre
wirft, die sich außerordentlich gut von anderen literarischen Hauptakteuren
abgrenzt.
Fazit
„Hexenjäger“ ist ein Pageturner, dessen Handlung nicht
neu – aber positiv anders gestaltet ist. Eine Ermittlerin – deren persönliche
Geschichte den Leser einfängt und ein erzählerischer Stil, der fulminant perfekt
wirkt. Einer der Thriller in 2021 den man unbedingt lesen sollte und Max Seeck –
sollte man sich gut merken. Es geht weiter – im Herbst 2021. Ich freue mich
sehr auf den zweiten Band.
Michael Sterzik
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