Samstag, 10. April 2021

Hexenjäger - Max Seeck

 


Die Hexenverfolgung im Mittelalter war epochaler Schrecken. Besonders schlimm hat die Inquisition in Deutschland hauptsächlich Frauen, aber auch einige Männer – als Jünger des Teufels, als das personifizierte Böse in Menschengestalt auf die Scheiterhaufen gebracht. Das reinigende Verbrennen als Todesstrafe – grausam und nicht wenige Opfer wurden willkürlich, oder auch gezielt durch Verleumdung denunziert, gefoltert und schließlich umgebracht.

Der vorliegende Thriller des finnischen Autors Max Seeck spielt allerdings in der Gegenwart – spricht aber mystische Elemente in seinem Buch: „Hexenjäger“ an.

Der Mörder geht nach einem perfiden Plan vor: Detailgetreu stellt er die Morde einer Bestseller-Trilogie nach. Und die sind äußerst brutal und erinnern an mittelalterliche Foltermethoden. Die Opfer – allesamt Frauen. Ist ein Fan der Trilogie durchgedreht? Kommissarin Jessica Niemi und ihr Team ermitteln unter Hochdruck, doch der Mörder ist ihnen immer einen Schritt voraus. Die Ermittler tappen im Dunkeln, bis ihnen klar wird, dass die Opfer Jessica Niemi erschreckend ähnlich sehen ...(Verlagsinfo)

Max Seecks Thriller ist hochspannend, und erzeugt eine sehr gute Unterhaltung und das nicht durch Verwendung von außerordentlich brutal geschilderten Morden. Der sympathische Autor erschafft psychologisch gesehen, eine ungemein dichte, nüchterne, aber auch frostige Atmosphäre, dass meine ich aber im positiven Sinne.

In einer Lesung sagte der Autor, der würde über Dinge, Situation schreiben, die ihm selbst Angst bereiten würden. In der Tat ist die Atmosphäre grauenhaft gut, und das spürt der Leser in jedem Kapitel – denn der Spannungsbogen verläuft linear aufsteigend. Das winterlich, frostig geschilderte Helsinki verstärkt noch die ohnehin spannende Atmosphäre.

Fast schon spannender ist die analytische Aufarbeitung der Hauptfigur „Jessisa Niemis“ – die als Mordermittlerin eine grandiose Tiefe ihres Charakters offenbart. Was für eine verdammt originelle und spannende Nebengeschichte, die hier Max Seeck auf die Bühne lässt. Ihre Erlebnisse als junge Frau in Venedig, dazu noch ein Familiengeheimnis und nicht zuletzt ihr gegenwärtiges Privatleben profilieren sie als einen ungemein tiefgründigen Charakter – wo die Betonung hier auch „Abgründig“ sein dürfte.   

Als absolute Hauptfigur, wird sich flankiert von ihrem älteren Kollegen Erne Miskon und ihrem Ermittlerteam. Mikson spielt auch in der Vergangenheit von Jessica Niemis eine ernstzunehmende Rolle. Ihrer beider Zusammenspiel endet aber im Band „Hexenjäger“.

Es ist sicherlich schwer im Genre Thriller/Krimi eine Handlung zu konzipieren, die „Neu“ ist. Irgendwie hat man ja schon vieles kennen- und schätzen gelernt. Auch in „Hexenjäger“ treten bekannte Muster auf, aber trotzdem geht Max Seeck selbstbewusst seinen eigenen Weg. Die Mischung macht es auch aus. Neben der traditionellen Ermittlungsarbeit haben wir hier noch mystische, okkulte Ansätze, die gerade im letzten Teil des Romans auftauchen. Das ist mitunter leider auch der einzige Schwachpunkt, denn die Auflösung ist übertrieben und ggf. etwas unrealistisch. Es wirkt sich aber wenig negativ auf den Gesamteindruck aus.

Max Seeck verwendet in seinem Roman „Hexenjäger“ auch keine aktuellen Themen, aus dem kulturellen, religiösen, politischen oder sozialen Umfeld. Seine Figuren bewegen sich frei und ungezwungen inmitten von Tatorten, Verdächtigen Personen und ihrer selbst und begegnen wenig anderen Themen.

Es gibt nordische Krimis und Thriller und dann gibt es noch Max Seeck – der als nordischer Autor mal ganz nebenbei, doch neue Wege geht und mit seiner Ermittlerin Jessica Niemes – eine originelle Person in das Genre wirft, die sich außerordentlich gut von anderen literarischen Hauptakteuren abgrenzt.

Fazit

„Hexenjäger“ ist ein Pageturner, dessen Handlung nicht neu – aber positiv anders gestaltet ist. Eine Ermittlerin – deren persönliche Geschichte den Leser einfängt und ein erzählerischer Stil, der fulminant perfekt wirkt. Einer der Thriller in 2021 den man unbedingt lesen sollte und Max Seeck – sollte man sich gut merken. Es geht weiter – im Herbst 2021. Ich freue mich sehr auf den zweiten Band.

Michael Sterzik

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