Deutschland ist ein Sozialstaat. Wir haben ein soziales Netz – viele staatliche und private Organisationen, wir haben Hilfswerke, wir haben Verbände und können demnach viele Menschen auffangen, die durch unterschiedliche, persönliche Schicksalsschläge am Rande der Gesellschaft gedrängt wurden.
In New York und anderen amerikanischen Großstädten gibt
es die „Maulwurfmenschen“ – die verlorenen, die unter den Hochhäusern der
Millionenmetropole leben. Sie zapfen Strom- und
Telefonleitungen an, sie bauen sich Unterkünfte in alten U-Bahntunneln,
oder Versorgungsräumen – es entsteht so eine kleine Gemeinde unter der Stadt. Für
Außenstehende, oder „Touristen“ keine ungefährliche Region. Nicht nur wegen der
Bewohner, die nicht gefunden werden wollen, sondern viel mehr sind die Gänge,
Räume und Schächte um ein vielfaches größer – sie können sich über mehrere
hunderte Kilometer ziehen. Eine gefährliche Dunkelheit – deren Gefahren man
unterschätzt.
Das Thema ist kein Mythos, keine Legende – es ist die
traurige Realität. In Büchern und Filmen wird dieses Thema relativ oft
verwendet – mal gut - mal weniger gut.
Der vorliegende Thriller von Alexander Schuller greift
dieses Thema auf und verarbeitet es nicht einmal weniger gut – sondern setzt es
desaströs um.
Die Münchner „Rich Kids“ Nellie, Max und Janosch wollen
mal nicht in einem angesagten Szene-Club feiern, sondern auf einem illegalen
Luxus-Rave in den geheimen Gängen unter dem Hauptbahnhof. Sie ahnen nicht, dass
im Untergrund Menschen leben, die in der normalen Welt keinen Platz mehr
finden: die Unsichtbaren. Plötzlich eskaliert die Party nach einem Feuer in den
Tunneln, und Massenpanik bricht aus. Die verheerenden Auswirkungen der
Partynacht werden erst am nächsten Morgen klar: Dutzende Verletzte und drei
Vermisste – darunter auch Max. Weshalb bietet ausgerechnet Tyler aus dem
Untergrund bei der Suche nach den Vermissten ihre Hilfe an? Und wer profitiert
tatsächlich von den Verschwundenen? (Verlagsinfo)
Meine Kritik bezieht sich auf das Buch – und nicht dessen
Verfilmung, die man auf „Joyn“ gerade streamen kann. Was hätte der Titel „Katakomben“
doch gut sein können!? Welche spannenden, kritischen soziale Themen und
Schicksale von Figuren hätte man hier im Detail darstellen können? Welche
Dramatik hätte sich mitunter zeigen können? Welche Verzweiflung? Welche Ängste?
Welche Hoffnungen? Soziale Brennpunkte – das Versagen des Staates – die
Ignoranz der Politik und der Wirtschaft?
Was ist das Ergebnis? Alexander Schuller hat einen
minderwertigen Schulaufsatz verfasst. Eine oberflächige Geschichte erzählt –
die weder originell ist, noch tiefgründig wirkt. Ein „lauter“ Roman voller
seelenloser Klischees. Ein bunter, schriller Roman – der versucht hat, die
Grenzen zwischen Reichtum und Armut anhand von personalisierten Schicksalen von
einzelnen Figuren aufzuzeigen. Das ist denkbar schlecht gelungen. Politisch und
Kulturell – Menschlich und Sozial – all das hätte man thematisch aufarbeiten
können.
Spannung? Es gibt sie nicht – es gibt keinen Spannungsbogen,
es gibt keine Überraschungen, keine Wendungen – so viel Text – aber inhaltlich
ein erzählerisches Vakuum.
Figuren: Wie kann man nur so blasse Charaktere kreieren?
Keinen Tiefgang, keine Identifikation – weder Sympathie oder Antipathie. Ein gehetztes
Auftreten von Figuren – die nicht viel von sich zu erzählen haben.
„Katakomben“ ist sprachlich, stilistisch und im Ausdruck
mit das schlechteste, dass ich jemals in einem halben Jahrhundert gelesen habe.
Ein versuchter „Jugendroman“ der genau das nicht schafft- eine Geschichte zu
erzählen, die den Leser packt und sich kritisch mit Themen auseinandersetzt.
Fazit
„Katakomben“ von Alexander Schuller ist absolut nicht zu
empfehlen. Eine Verschwendung von wertvoller Zeit. Ein mangelhafter, bisweilen
ungenügender Schulaufsatz.
Michael Sterzik
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