Es gibt vierzehn Achttausender und jeder ist auch für einen erfahrenen Bergsteiger eine Herausforderung. Das lebensgefährliche Risiko begleitet den erfahrenen Bergsteiger auf dem Weg zum ersehnten Gipfel mit jedem Meter aus Stein, Eis und Schnee. Die Todeszone gilt als ein Killer – eine für den Menschen fremdenfeindliche Umgebung, die keinen Fehler des Bergsteigers ignoriert. Jegliche Ignoranz der eigenen Sicherheit, jeder auch noch so ein kleiner Fehler oder Fahrlässigkeit an Ausrüstung, Kleidung, mitgeführter Medizin, Sauerstoff oder Flüssigkeiten bringt nicht nur das eigene Leben in Gefahr – sondern kann auch den Tod eines ganzen Teams bedeuten.
Der Bergsteiger muss sich physisch und auch psychisch
darauf vorbereiten, diese Expedition zu bestehen. Das Risiko dabei zu sterben
ist nicht gering. Auf vieles kann sich der Bergsteiger vorbereiten; das schnell
umschlagende Wetter, die Kälte, eine Lawine usw. sind Risikofaktoren, die nicht
planbar sind. Die Geschichte ist voll von dramatischen und tragischen
Besteigungen, die tödlich endeten. Viele Leichen beispielsweise am K2, am
Everest usw. kann man nicht bergen, als stumme und makabre Wegmarken warnen sie
die Lebenden vor einem Fehler.
Amy McCulloch, die kanadische Autorin des vorliegenden
Romans ist selbst eine erfahrende Bergsteigerin und damit verpasst Sie Ihrem
Roman „Der Aufstieg“ eine hoch spannende und einzigartige Atmosphäre. Es ist
zugleich Ihr Debüt im Genre „Thriller“.
Diese Story ist die Chance ihres Lebens: Cecily darf als
Erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, nachdem dieser
innerhalb eines Jahres alle vierzehn Achttausender bestiegen hat. Die Sache hat
nur einen Haken: Cecily bekommt das Interview erst, wenn sie mit ihm den
letzten Gipfel, den Manaslu, erklommen hat. Die kleine Gruppe macht sich auf
den Weg, da kommt es im Basislager zu einem tragischen Unfall. Und Cecily
erhält eine Nachricht: »Ein Mörder ist am Berg, bring dich in Sicherheit!« Mit
jedem Höhenmeter steigt die Gefahr, nicht ohne Grund nennt man diese Höhen die
Todeszone. Doch dieser Aufstieg ist besonders tödlich, denn einer von ihnen ist
ein Mörder. Und irgendwann ist die Luft selbst zum Schreien zu dünn
…(Verlagsinfo)
Das Setting des Romans – Der Berg Manaslu in Nepal, ist für
einen Thriller fast schon exotisch. Ein Tatort in über 8000 Meter Höhe –
innerhalb der Todeszone – könnte der perfekte Ort für einen perfekten Mord
sein. Ein Unfall, Selbstmord, eine Selbstüberschätzung – es kann mehrere
Ursachen haben, um auf den Weg hoch hinaus, zu scheitern und zu sterben. „Der
Aufstieg“ wird von Höhenmeter zu Höhenmeter spannender, mit jedem Schritt zum
Gipfel hin steigert sich die atmosphärische Spannung und je dünner die Luft
wird, desto größer die Gefahr. Doch nicht nur über die Spannung überzeugt der
Roman, sondern auch über die vielen internen Informationen, die Amy McCulloch
als Bergsteigern selbstverständlich einbaut. Und genau diese vielen kleinen
Details vermitteln dem Leser, die Strapazen, die unmittelbare Lebensgefahr, die
Angst am Berg zu versagen, zu scheitern, zu sterben, die den Figuren begegnen.
Die Hauptrollen sind gut verteilt – Der Berg selbst ist die Hauptfigur, und er
kann zum eiskalten Killer werden – die menschlichen Protagonisten sind
hervorragend beschrieben und ihre Vita ist authentisch. Die Story ist im Tempo
angemessen und die Mischung zwischen spannenden, informativen und dialogstarken
Szenen ist ausgeglichen. Die erzählerische Perspektive nimmt Cecily vollständig
ein – das ist zwar einseitig, aber durch die ausgewogenen Dialoge bekommt jeder
Charakter seinen eigenen Part auf der Bühne.
„Der Aufstieg“ ist als Thriller absolut gelungen und nicht
nur für passionierte Bergsteiger und Abenteurer eine spannende Geschichte. Für
diese allerdings ist es ein Titel, den man unbedingt lesen sollte.
Amy McCulloch nimmt auch viele Themen auf; z.B. die mediale
Aufmerksamkeit, die neben dem individuellen Erfolg – Ruhm und Geld verspricht,
die Riten und Segnungen der Sherpas – dem besonderen Bergvolk, die sich in
Lebensgefahr begeben, um Ihre Familien ernähren zu können. Ebenso gelingt es
der Autorin grandios die nepalesische Bergwelt intensiv vor Augen zu führen.
Etwas schade empfand ich es, dass die erzählerische
Perspektive halt nur die der Hauptperson ist. Ein weiterer Erzähler hätte die
Story noch viel dramatischer und tragischer gestaltet. Diese tragische Dramatik
trägt neben den Charakteren das gesamte Buch.
„Der Aufstieg“ ist als Einzelband konzipiert – eine
Fortsetzung schließe ich aus. Dennoch würde ich mich sehr freuen, wenn Amy
McCulloch weitere Romane veröffentlicht mit ähnlichen Settings. Damit hebt sich
auch „Der Aufstieg“ von den gegenwärtigen Titeln im Genre „Thriller“ ab.
Fazit
„Der Aufstieg“ ist ein kleiner Gipfel im Genre „Thriller“.
Auch wenn die Luft am Ende der Geschichte dünn wird, erschließt sich eine
grandiose Atmosphäre und ein toller Abschluss. Die Autorin will hoch hinaus –
mit ihrem Talent wird sie das auch schaffen. Sehr empfehlenswert.
Michael Sterzik
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