Wir alle kennen Filme, die man am besten völlig entspannt im Kinosessel sitzend mit Popcorn verbringt. Die Spannung ist derartig hoch, dass man das Gefühl hat, die Zeit ist eingefroren, man ist gefesselt von Szenen und Dialogen. Die Atmosphäre des Films überträgt sich auf die Zuschauer. Manche Filme sind fürs „Kino“ gemacht – doch kann ein Roman, die gleiche nachhaltige Spannung und Atmosphäre rüberbringen?
Die Story von dem vorliegenden Roman „Game On“ ist nicht
neu, aber originell erzählt. Und auch wenn der Autor J.D. Barker in seinem
Nachwort andeutet sich im Bezug auf aktuelle Themen neutral zu benehmen, so
entspricht es nicht einer absoluten Wahrheit.
Handlungen, für die wir uns entscheiden, sei es für uns selbst, oder mit
und für andere, können ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen. Selbst Jahre
später kann das Schicksal unbarmherzig zuschlagen. Zählt die berufliche
Karriere mehr, wie ein glückliches, erfülltes Privatleben? Und beobachten wir
die mediale Entwicklung, die Gier nach Ruhm, Anerkennung – die Aufmerksamkeit
mit Einschaltquoten und Likes, die Gelder für Werbung versprechen? Sind wir
alle käuflich und welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen?
„Game On“ von J.D.Barker ist ein literarisches
Actionfeuerwerk, das Ähnlichkeiten mit „Stirb langsam“ aufweist, nur um wenige
Seiten später sich unweigerlich an Szenen wie in „SAW“ zu erinnern.
Worte können zu „Waffen“ werden – sie können verletzen und
Existenzen vernichten, sie können aber Hoffnung schenken, Vertrauen geben und
Liebe erklären. Die Macht der Stimme kann „Stimmungen“ entwickeln und dabei so
effektiv sein, wie eine geladene, bereite Schusswaffe.
Als Officer Cole Hundley das Gebäude des Radiosenders
SiriusXM betritt, um der berüchtigten Talkshow-Moderatorin Jordan Briggs einen
Strafzettel zu überbringen, ahnt er nicht, dass sein Tag eine tödliche Wendung
nehmen wird. Denn als ein Fremder während der Live-Sendung anruft und ein
scheinbar harmloses Entweder-Oder-Spiel mit der Moderatorin spielen will,
detonieren plötzlich mehrere Bomben rund um New York City. Mit einem Mal
befindet sich Hundley inmitten der perfiden Mordpläne des unbekannten Anrufers.
Aber wie soll man jemanden aufhalten, der offenbar jedes noch so kleine Detail
eingeplant hat? (Verlagsinfo)
„Game On“ ist pure, brachiale Action in Kombination mit
einem perfiden psychologischen Kriegsspiel. Es gibt nicht nur Täter und Opfer –
die meisten Protagonisten spielen auf beiden Seiten eine zentrale Bedeutung.
Das Tempo der Ereignisse ist spektakulär und erbarmungslos schnell. Die Kapitel
enden oft mit einem Mini-Cliffhanger – aus der Perspektive der Moderatorin
Jordan Briggs, oder dem Officer Cole.
Ihr Gegner ist ein mysteriöser Anrufer, der sich seit
Jahren auf dieses „Spiel“ vorbereitet hat. Als Spielleiter ist nicht neutral –
er zieht an den Fäden, drückt Köpfe, manipuliert Freund und Feind und versteht
es zu töten. Sein Spielfeld ist das fast 50-stöckige Bürogebäude, in dem auch
Jordan Briggs am Mikrofon des Radiosenders sitzt. Ihre Rhetorik ist imstande
Bürgerkriege zu entfachen – sie hält sich weder an Regeln, noch an Absprachen,
noch hört sie ggf. außer auf ihrer Tochter auf sonst jemanden. Sie ist ein
medialer Einzelkämpfer, ihr Ziel ein hoher Bekanntheitsgrad, hohe
„Einschaltquoten“ – Ihr Einsatz ist gleichbedeutend mit „Alles oder nichts“.
Als Spielfigur macht sie keine besonders gute Figur – Ihre
Entscheidungen stehen für Tod oder Tod. Dass nebenbei nicht nur die Leben unschuldiger
Menschen von Ihren Entscheidungen abhängt, sondern auch ihr Ex-Mann und ihre
Tochter als Zielscheibe fungieren – erhöht den Einsatz um ein Vielfaches.
Officer Cole dagegen spielt gerade die Hauptrolle in „Stirb
langsam“ und macht einen auf John McClane und kämpft sich mit allerlei auch
improvisierten Waffen durch die Stockwerke.
Die Action überschlägt sich hier und bleibt, hält nicht mal
kurz inne. Das ist aber noch nicht alles. J.D.Barker verfügt über besonders
viel Humor, besonders dann, wenn die Tochter von Jordan ihre Bühne bekommt.
Vorlaut, frech und selbstbewusst ist sie der „entspannende“ Ruhepol in der
Handlung.
Sind solche Actionthriller etwas von „Zurück in die
Zukunft“?! Der Roman erinnert sehr an das Actionkino der 80er und 90er. Die Rollenverteilungen
der Charaktere, das Storyboard, die vielen Explosionen und Schießereien – fehlt
noch „Yepi ah yee Schweinebacke“ und fertig ist die Zeitreise.
Der Unterhaltungswert ist dennoch hoch – aber reiht sich
nicht im Genre Thriller ein. Es sei denn – wir verwenden die Vokabel „Action“.
„Game On“ steht als ein Einzeltitel da obwohl die beiden Hauptpersonen viel
Potenzial für etwaige Fortsetzungen haben, ggf. ohne persönlich involviert zu
sein.
Die Spannung ist zwar allgegenwärtig, aber entsteht nicht
nur über die vielen Kugeln, die durch die Handlung fliegen, sondern auch über
die Angst, dass man sich ggf. von interessanten Charakteren trennen muss. Und
kommen wir zurück zum Spiel. Was wäre es denn für ein Gesellschaftsspiel, wenn
hier nicht getrickst, betrogen, verraten wird? Kommt alles vor – sodass es man
über die eine, oder andere Überraschung stolpert?!
Zu vergleichen ist dieser Titel nicht mit seiner „Monkey-Trilogie“.
Stil und Ausdruck sind ähnlich, doch das war es dann schon mit
verwandtschaftlichen Verhältnissen.
Fazit
„Stirb langsam“ und etwas „SAW. Der vielleicht Action
lästigster Thriller auf dem gegenwärtigen Buchmarkt. Zurücklehnen, am Popcorn
bedienen und auf geht’s mit Überschallgeschwindigkeit auf der
Unterhaltungsspur.
Michael Sterzik
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