Sonntag, 11. Dezember 2022

Geisterschrein - Andreas Gößling


Gibt es eine „Liebe“, die den Tod überdauern kann, oder kann sich auch „Hass“ wie ein Fluch über die Grenzen von Raum und Zeit hinwegsetzen? Mit der Quantenphysik müssen wir umdenken, wenn wir über Materie, Dimensionen und Realitäten sprechen wollen. Es gibt ohnehin mehr unbefriedigte Fragen und noch viel mehr unglaubliche Antworten, die wir uns im Ansatz zwar theoretisch vorstellen können, aber praktisch unser jetziges Wissen noch aushebelt.

Energie – kann sie jemals verloren gehen, oder transformiert sich diese nur zu einem anderen Zustand? Wir sind wahrscheinlich alles andere als nur pure Materie aus Fleisch, Blut und Wasser usw. – aber das schlussendlich zu begreifen, dazu sind wir noch nicht bereit, oder wollen es auch nicht.

Der Bestsellerautor Andreas Gößling schreibt neben erfolgreichen Krimis und True Crime Thriller auch Sachbücher und Artikel zum Thema der kulturellen und mystischen Geschichte. Magie und Wissenschaft – oder ist Magie nur etwas was im Laufe der menschlichen Entwicklung verloren gegangen ist!?

„Geisterschrein“ ist der neueste Roman, ein Psychothriller von Andreas Gößling und genau diese Themen bilden das Fundament der Geschichte.

Pures Entsetzen erwartet Grete Reiter, als sie frühmorgens in der Suite eines Bangkoker Hotels erwacht: Miko, der mysteriöse Thailänder, in den sie sich nach nur einer Nacht rettungslos verliebt hat, wird eben aus dem 12. Stock in den Tod gestürzt. Grete flüchtet panisch zurück nach Deutschland, ebenso aus Furcht vor dem Mörder wie davor, dass man ihr den Mord anhängen könnte.
Wochen später mitten in Berlin. Unvermittelt steht Grete Mikos exaktem Ebenbild gegenüber: dem Archäologen Lenny Mong, der einem uralten Geheimnis auf der Spur ist - einem Kult, der zu unglaublichen Dingen imstande gewesen sein könnte. Auch dazu, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überwinden? Entgegen aller Vernunft wächst in Grete die Überzeugung, dass Lenny Miko ist …(Verlagsinfo)

Wer sich mit diesen Themen noch niemals befasst hat und auch wenig mit Religion, Philosophie etc. anfangen kann, für den wird dieser Roman allzu verstörend sein. Den Sinn und die Botschaft der vorliegenden Handlung bleibt ihm verschlossen.

„Geisterschrein“ ist anstrengend zu lesen und das ist auch sehr der Hauptfigur „Grete Reiter“ zu verdanken. Sie könnte glatt einen Oscar für ihren Auftritt verlangen – in der Kategorie „Panikmache, Selbstbetrug und psychologische Labilität – andere literarische Konkurrenten hätten hier keine Chance.

Ihre Handlungen wirken immer recht abrupt – wilder Aktionismus vorherrschend. Das intelligente 1x1 von Ursache und Wirkung, und überhaupt von Auswirkungen auf überhastete Entschlüsse katapultieren sie fortwährend in eskalative Situationen. „Exit“ ausgeschlossen. Das mag unterhaltsam sein, doch authentisch ist es zu keinem Zeitpunkt. Die Handlung setzt sich auch von Krise zu Krise zusammen. Ein kurzes Luftholen gibt es nicht. Die Vermengung von Vergangenheit – Gegenwart – und Zukunft machen es nicht einfacher, der Story zu folgen.

Psychologischer Thriller sind schwierig zu schreiben. Andreas Gößling weiß, wovon er schreibt, wenn auch sein wissenschaftlicher und paranormaler Ansatz eher in einem Sachbuch besser platziert gewesen wäre, wie in einem Thriller zwischen den Welten.

Die Handlung wirkt und ist absolut verfahren – dass liegt wie oben beschrieben an der Hauptfigur „Grete Reiter“ – die absolut unlogisch und unglaubwürdig handelt und das über die gesamte Storyline. Ihr erzählerischer Raum nimmt auch so viel ein, dass alle anderen Figuren förmlich eliminiert werden.

All das nimmt der Handlung fast alles an Spannung. Alles läuft neben der Spur – alles querfeldein, ohne wissenschaftlich vielleicht etwas tiefer zu gehen. Die Ausgewogenheit zwischen Aberglauben und Wissenschaft ist in einer unbeschränkten Schieflage.

Fazit

„Geisterschrein“ ist ein wilder, psychologischer Rodeo Trip bei dem der Leser schnell abgeworfen wird. Aufsteigen empfohlen – aber überzeugende Unterhaltung bringt er nicht rüber. Schade. Dafür lese ich dann die lieber wissenschaftliche Artikel von dem Autor, die mich eher ansprechen.

Michael Sterzik



 

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