Über die NS-Zeit, dieses unglaubliche dunkle Kapitel unserer Vergangenheit, und die unsere Urgroßeltern, wirft noch immer einen dunklen Schatten über unseren Staat. In unzähligen Dokumentationen wurde das „Grauen“ medial verarbeitet, aber auch in Filmen thematisiert, die den Opfern des Nationalsozialismus ein Gesicht und eine Stimme geben.
Wir alle verbinden mit dem Holocaust die Vernichtungslager
der NS-Diktatur. Die Konzentrationslager, die vieles waren, viel mehr als der
eine, oder es vermuten mag. Sie waren eine Maschinerie des Todes. Prozesse, die
nur dafür entwickelt worden sind, um Menschen effektiv zu töten. Diese Menschen
waren Juden, Kriegsgefangene, Regimegegner, verschiedene Volks- und Randgruppen
– ihnen allen wurde eine Zukunft geraubt.
Im vorliegenden Sachbuch: „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon
geht der Autor, der selbst in Gefangenschaft war, auf die detaillierten Kosmos
der Konzentrationslager ein. Aber er geht auch darauf ein, wie das Regime ihre
Morde rechtfertigte und sich organisierte. Seine Beschreibungen der Abläufe von
den ersten KZ´s bis zu den detaillierten Abläufen der körperlichen und
psychischen Folter, über medizinische Experimente und die Hierarchie der Lagerleitung
usw. – es ist ein Offenbarungseid von beispiellosen Verbrechen.
Als bekennender Gegner des Nationalsozialismus wurde Eugen
Kogon im September 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er
bis 1945 inhaftiert blieb. Nach seiner Rettung war er als Chronist für die
US-Army tätig und arbeitete parallel an einem Manuskript, das er mehrmals
vernichten wollte, so furchtbar war sein Inhalt. 1946 veröffentlichte er das
Buch »Der SS-Staat« dann doch – eine umfassende Darstellung der KZ-Gräuel und
die erste historische Analyse des NS-Terrorsystems. Dieser einzigartige Bericht
stützt sich nicht nur auf 150 Einzelprotokolle, sondern auch auf Kogons eigene
Erlebnisse als KZ-Inhaftierter. Erschütternd, präzise und schonungslos wird
hier eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte beschrieben, dass die
Öffentlichkeit zum ersten Mal mit einer bis dahin für unvorstellbar gehaltenen
Wirklichkeit konfrontierte. Ein historisches Werk ersten Ranges, das bis heute
weltweit als Standardwerk zu den NS-Verbrechen gilt. (Verlagsinfo)
Das Buch wurden in den 70er Jahres des letzten Jahrhunderts
von Eugen Kogon verfasst. Dessen Schreibstil ist nüchtern, komplex und sehr,
sehr verschachtelt, dass es schwer ist manchen Aussagen inhaltlich zu folgen.
Eugen Kogon verfängt sich auch in vielen Details und Beschreibungen, die völlig
überflüssig sind.
Die Inhaltsangabe gibt dem Leser allerdings die Möglichkeit
sich gut zu orientieren, wenn er sich für Schwerpunkte interessiert.
Beim Lesen stellt sich immer wieder die grausame Frage, wie
es dazu kommen konnte? Sicherlich wussten viele Menschen von den Fabriken des
Todes, aber Angst lähmte sie, oder akzeptierten sie den industriellen
Massenmord an Millionen. Jahrzehnte wieder werden wir keine abschließende
Antwort darauf finden, und wer schon älter ist, weiß, dass die Ur-/Großeltern
über diese Themen, oder überhaupt den Krieg aktiv nicht mehr gesprochen haben.
Es wurde und zum Teil ist es noch immer ein tabuisiertes Thema.
Emotional interpretiert, nimmt der schreckliche Inhalt in
den Köpfen des Lesers die Gestalt eines Schreckgespenstes an. Wir leugnen die
Geschehnisse nicht, doch wie gesagt, fehlt das Begreifen dieser Verbrechen.
Dieses ON/Off des moralischen Kompasses – das Aussetzen jeglicher
Menschlichkeit und Nächstenliebe – es ist noch immer unbegreiflich.
„Der SS-Staat“ von Eugen Kogon ist ein Sachbuch, auf das man
sich „einlassen“ muss – aber auch nur dann, wenn man sich wegen eines Studiums,
oder wegen grundlegenden Interesses damit befassen möchte.
Würde man die inhaltlichen Fakten heute erzählen, so würde
sicherlich mehr Emotionalität eingebaut sein. Manchmal sind diese grausamen
Details viel zu nüchtern erzählt.
Fazit
Ein umfassender Einblick in die Maschinerie des
industriellen Mordes. Sachlich – kühl – nüchtern. Ein Echo aus der
Vergangenheit, dass den Opfern eine Stimme gibt. Ein Mahnmal – dass so etwas niemals
wieder geschehen soll – nicht in Deutschland, oder in einem anderen Staat.
Michael Sterzik
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