Der Dritte Band der „Natchez-Reihe“ von Greg Iles: „Die Sünden von Natchez“ bildet den krönenden Abschluss dieser Reihe, die zu den spannendsten gehört, die ich bisher gelesen habe.
„Wer ist denn nun der Mörder von Viola Turner? Wie ist ihre
persönliche Verbindung mit der radikalen, rassistischen Organisation der
„Doppeladler“- eine Abspaltung des Ku-Klux-Klans, die auch vor politischen
Morden in der Vergangenheit nicht zurückgeschreckt haben?! Ebenfalls gibt uns
Greg Iles einen komplexen, kulturellen Geschichtsunterricht über den Süden der
USA.
Natchez – eine kleine Stadt inmitten des US-Bundesstaats
Mississippi ist der Schauplatz der drei vorliegenden Bände: „Natchez Burning“ –
„Die Toten von Natchez“ und „Die Sünden von Natchez“. Diese Trilogie umfasst
knappe 3000 Seiten und erzählt anhand einer Südstaatenfamilie, dass Rassismus,
Gewalt und Selbstjustiz noch immer ein nachhaltiges Thema sind. Wir leben in
einer modernen Welt, mit ganz anderen Wertvorstellungen wie in den 60er Jahren
des letzten Jahrhunderts und früher, doch die alten tradierten Vorurteile und
der Hass haben die Jahrzehnte und Generationen überdauert.
Der Mittelpunkt dieser Story bildet die komplizierte
Vergangenheit der Familie Cage. Tom Cage, ein angesehener Arzt und Bürger von
Natchez steht unter Anklage, seine frühere Krankenschwester ermordet zu haben,
bzw. aktive Sterbehilfe durchgeführt zu haben. Hat Tom Cage Viola Turner
ermordet, weil sie in den 60Jahren eine heftige, hemmungslose Affäre hatten?
Eine Liebe zwischen einem „Weißen“ und einer Afroamerikanerin war
gesellschaftlich im Süden der USA ein Tabu. Die aufkeimenden Bewegungen von
Bürgerrechtlern, die sich für die Afroamerikaner einsetzen wollten, führten zu
exzessiven Gewaltausbrüchen.
Einer der bedeutendsten Schriftsteller der USA sagte einmal: „Im Süden ist
die Vergangenheit nicht tot. Sie ist noch nicht einmal vergangen. Die
Sklaverei, die Trennung von Menschen verschiedener Hautfarbe, die beschnittenen
Rechte und die gesellschaftliche Ausgrenzung der Afroamerikaner, und die
allumfassende Gewaltbereitschaft – all das wird thematisch von Greg Iles
verwendet, um eine hoch spannende Trilogie zu schreiben. Er beschreibt die
Bürgerrechtsbewegungen und die politischen Durchsetzungsversuche, diese
Unrechte zu überwinden, dieses düstere Erbe, das leider über Generationen
hinweg spürbar ist.
Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, hat den
Kampf gegen die Doppeladler aufgenommen – gegen jene Organisation rassistischer
Weißer, die seit den sechziger Jahren seine Stadt terrorisieren. Doch nun steht
sein Vater vor Gericht – wegen Mordes an einer Schwarzen, die er einst geliebt
hat. Und der gefährlichste Doppeladler ist noch auf freiem Fuß und tut alles,
damit sein Vater im Gefängnis stirbt. (Verlagsinfo)
Im dritten Band steht der Prozess von Tom Cage im
Mittelpunkt der Handlung, der unter Verdacht steht, seine ehemalige Geliebte
ermordet zu haben. Also wird hier weniger mit „Waffen“ gekämpft, was immer mal
wieder vorkommt – es kommt zum rhetorischen Duell der Staatsanwalt und der
Verteidigung, die eine brillante Spannung erzeugen. Es ist keine Auseinandersetzung
von „Schwarz“ und „Weiß“ – jedenfalls keine die im Fokus steht. Es gibt andere
Themen wie: Schuld, Sühne, Sterbehilfe, usw. die hier ihren Auftritt haben.
Das originelle und wirklich authentische bilden die
Charakterzeichnungen. Selbst die „Guten“ sind nicht einfach eindimensional –
die Sünden von Natchez – sind auch diese in Persona. Greg Iles erzählt von
Generationskonflikten, die von Hass und einer traditionellen Erziehung quasi
vererbt werden. Diese Wertvorstellungen aufzubrechen und der Versuch sich dem
Hass zu entziehen, davon ist hier die Rede.
Es gab Opfer auf beiden Seiten und auch in diesem Band wird
geliebt, gelitten und gestorben. Damit bedient Greg Iles in Perfektion unsere
verschiedenen Emotionspunkte und erschafft dabei eine intensive Atmosphäre, der
man nicht entkommen kann. Auch die Konfrontationen der Zeugen mit Wahrheiten
und Lügen spitzen sich immer weiter zu, selbst wenn man denkt, dass es nicht
spannender werden könnte – es wird noch viel spannender als man anfänglich vermutet.
Im letzten Band geht es weniger um den kulturellen,
gesellschaftlichen, oder gar politischen Rassenhass – was ich schade finde,
denn diese Themen bildeten u.a. auch den Mittelpunkt der vorhergehenden Romane.
Die erzählerische Dynamik konzentriert sich auf die Vergangenheit und Gegenwart
von Tom Cage.
Ich empfehle die drei Romane nicht unabhängig voneinander
zu lesen. Die Komplexität dieser spannenden Story, lässt es überhaupt nicht zu.
Fazit
Die Trilogie ist ein „Meisterwerk“ – das die rassistische
Vergangenheit des amerikanischen Südens in die Gegenwart katapultiert. Ein
Spiegelbild – auch der gegenwärtigen Probleme im Süden der USA, die leider auch
eine gesellschaftliche Realität ist. Diese Trilogie gehört mit zu den
spannendsten Reihen, die ich jemals gelesen habe. Unbedingte Leseempfehlung.
Michael Sterzik
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