Der vorliegende Roman „Verderben“ ist der siebte Band der Millennium-Reihe um den investigativen Journalisten Mikael Blomkvist und der hochintelligenten Hackerin Lisbeth Salander. Der verstorbene Journalist und Autor Stieg Larsson ist der Schöpfer dieses ungleichen Ermittlerduos. Die ersten drei Teile sind erfolgreich verfilmt worden. Die Erbengemeinschaft beauftragte den amerikanischen Schriftsteller David Lagercrantz die Reihe fortzuführen. Drei weitere Bände sind unter seiner Feder entstanden und sind auch inhaltlich recht spannend. Stieg Larsson hinterließt viele Skripte und Notizen, sodass diese wohl die Basis nachfolgender Story bildeten. Mikael (Kalle) Blomkvist und Lisbeth Salander sind längst schon Kultikonen im Genre Thriller/Krimi geworden. Das Konzept wurde oftmals von anderen Autoren adaptiert und die Reihe gilt als Meilenstein skandinavischer Kriminalliteratur.
Im Genre Thriller und Krimi
werden mitunter nun aktuelle Themen aus der Politik, dem sozialen Umfeld und
ganz groß im Kommen scheint das Thema nachhaltiger Umwelt- und Klimaschutz zu
werden. Auch in dem vorliegenden Band geht es, um den Trend weitere Windräder
regional aufzubauen. Die Interessen und Finanzierungen der Industrie können
also durchaus mit dem der Einwohner kollidieren.
Mikael Blomkvist reist von Stockholm in den hohen Norden
zur Hochzeit seiner Tochter. Im Zug erfährt er von Entwicklungen, die den
Enthüllungsjournalisten neugierig machen: Abseits des medialen Rampenlichts
tobt dort oben ein Kampf internationaler Firmen um natürliche Ressourcen und
Billigstrom. Zur selben Zeit begibt sich Lisbeth Salander nach Nordschweden, um
ihre Nichte kennenzulernen. Die junge Svala hat sich geschworen, ihre
verschwundene Mutter, eine Sami, zu finden und sich endlich gegen ihren Stiefvater
zu wehren. Denn wie ihre Tante ist Svala furchtloser und genialer, als sie
aussieht. Nach Jahren treffen Salander und Blomkvist wieder aufeinander und
befinden sich bald im Auge eines Sturms.(Verlagsinfo)
Die sozialkritischen und industriellen Brennpunkte sind
allzu offensichtlich. Allerdings schafft es Karin Smirnoff überhaupt nicht, die
spannende Atmosphäre der Trilogie von Stieg Larsson aufzubauen. Ihre
Konstruktion der Handlung ist fürchterlich schlecht umgesetzt. Um ihren
Schreibstil und ihren Ausdruck zu beschreiben, bedarf es nur ein Wort: Chaos –
unstrukturiert, undiszipliniert, inhaltlich viel zu kurze Sätze die so viel
Spannung erzeugen wie das abendliche Sandmännchen. Sprunghafte Dialoge denen
man schwerlich folgen kann.
Vergleicht man die beiden Handlungsebenen, so liegt der
Schwerpunkt bei Lisbeth Salander und ihrer Nichte Salva. Mikael Blomkvist Part
ist eher sekundär. Hinzu kommt, dass Karin Smirnoff diesen beiden Figuren zu
keinem Zeitpunkt gerecht wird. Charakterlich sind diese nicht tiefgehend
erzählt. Es gibt fast keine erzählerischen Brücken in die Vergangenheit, die
den Figuren Substanz geben. Ganz anders verhält es sich mit Lisbeths Schützling
Salva – die wie ihre Tante selbst hochintelligent ist und einen gefährlichen
Aktionismus lebt. Ihr Charakter ist überzeugend.
Analysieren wir die Handlung, so kann gerne die Motivation
der Autorin loben, die „Grüne“ aktuelle Themen verwendet und somit auch in
gewisser Art und Weise eine politische Botschaft hinterlassen möchte.
Korruption, Amtsmissbrauch, Erpressung – willkommen also im Reallife. Trotzdem
findet sich hier keine Spannung wieder. Zu kompliziert und in abschnitten
geschrieben, zu schlecht verteilt sind die einzelnen Handlungsebenen. Ein
instabiles Kartenhaus mit inflationären Optimierungsmöglichkeiten – dass ist die
Quintessenz von „Verderben“. Karin Smirnoff Versuch, an dem
schriftstellerischen Talent eines Stieg Larsson anzuknüpfen, ist auf allen
Ebenen mehr wie nur misslungen.
Fazit
Verderben – ist das mangelhafte, teils ungenügende Ergebnis
eines Versuches eine Reihe fortzuführen, um seinen eigenen Anspruch gerecht zu
werden. Das ist so schlecht gelungen, dass ich weitere Bücher der Autorin nicht
mehr lesen möchte und ich hoffe, dass diese Reihe von Karin Smirnoff nicht
weitergeführt wird – denn dann heißt der letzte Band womöglich „Verwüstung“
einer großartigen Reihe.
Michael Sterzik
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