Die alten Griechen – die Wiege der Demokratie, gleichbedeutend mit dem Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Gewissenhafte und ambitionierte Ziele, die bis in unsere heutige Epoche ihren Weg gefunden haben, allerdings mal mehr – mal weniger gut umgesetzt. Der Streubereich dieser Wahrheit ist weit ausgebreitet.
Das persische Reich unter dem Großkönig Xerxes versuchte
Griechenland mit brutaler Waffengewalt zu erobern. Eine Schneise der Verwüstung
flutete mit den Truppen durch das Festland und die vielen Inseln. Es galt das
Gebot der Abschreckung und dem Willen unter allen Umständen Griechenland ins
Reich der Perser zu holen.
Griechenland war nicht unbedingt als „Nation“ geeint, die
politischen Interessen und auch die militärische Stärke waren oftmals sehr
unterschiedlich. Und gemäß ihrem moralischen Kompass, aber auch in ihrer
Souveränität wurden Vorurteile gegenüber anderen Stämmen erstmal in die zweite
Reihe geschickt. Es galt, die Invasoren abzuwehren. Der Preis war hoch und der
Dank an die Menschen, die einen großen Anteil an dem Erfolg und der späteren
Blütezeit Griechenlands war, verräterisch gering. Doch dazu später mehr.
Nur um Haaresbreite ist Athen 480 vor Christus einer
Katastrophe entgangen – dank der Todesmutigen. Krieger aus Sparta, die den Pass
bei den Thermopylen lange genug gehalten hatten, um die Stadt zu evakuieren.
Doch die persische Übermacht unter dem Großkönig
Xerxes I. ist nach wie vor entschlossen, Griechenland endgültig in die
Knie zu zwingen. Und der griechische Feldherr Themistokles wird zwar vom Volk
verehrt – der Adel begegnet ihm jedoch immer wieder mit Misstrauen und
Ablehnung. Mit nur 300 griechischen Schiffen stellt Themistokles sich
schließlich in der Meerenge von Salamis den 1.200 Kriegsschiffen der Perser
entgegen …(Verlagsinfo)
Conn Iggulden ist ein Meister der Erzählkunst und auch hier
zeigt sich sein schriftstellerisches Talent von seiner besten, auch
qualitativen Seite. Historisch gesehen und die Quellenlage ist nicht einfach, ist
der vorliegende Roman gut aufgebaut. „Die Verteidiger Athens“ ist bisweilen
eine griechische Tragödie. Die Story wird aus unterschiedlichen Perspektiven
erzählt – die Griechische, wie auch die persische Perspektive hat ihre
Berechtigung. Und wer meint – hier wird nur gekämpft, getötet und gestorben –
hat sich geirrt, denn der Autor lässt auch viel Politische Konfrontation und
Diskussion zu. Conn Iggulden erklärt und nicht die griechische Philosophie,
doch beschreibt er sehr genau das politische System und die schwierigen
Bündnisse mit Sparta, die der Lebensart der übrigen Griechen eher distanziert
begegnet.
Genau diese Elemente in der Handlung sind es dem Roman
Substanz vermitteln und langweilig sind diese überhaupt nicht. Persönliche
Fehden, abwechselnde Sympathien und Antipathien bei den Protagonisten zeigen
die menschliche Fehlbarkeit mit ihren Erfolgen und Verlusten. Ja, es wird auch
emotional und das auch nicht nur untergeordnet.
Eindimensional ist die Geschichte allemal – Gut und böse
sind hier national eingeteilt. Die Perser werden einstimmig als erbarmungslos,
machtbesessen und mordend dargestellt – vielleicht war es auch so. Doch auch in
wenigen Parts werden die Ängste des Großkönigs thematisiert, der letztlich
flieht und den Befehlt an einen General weitergibt. Auf dessen Schultern lastet
dann auch das Versagen der Perser. Leider wird im späteren Teil nicht viel über
die weitere Eroberungspolitik von Xerxes zu lesen sein.
Die Geschichte wird von Siegern geschrieben, allerdings mit
einem bitteren Nachgeschmack. Ganz stark widmet sich Conn Iggulden der
Schicksale von Politikern und späteren Feldherrn, die alles und viele dafür
gaben, dass Griechenland die Invasion der Perser abwehren konnte. Demokratie
hin und oder her, aber auch vor mehreren tausenden von Jahren gab es Neid,
Missgunst und Eifersucht – es gab manipulative Spielchen, um Menschen zu
diskreditieren und persönlich fertigzumachen. Unabhängig davon, welche Erfolge
diese Männer auf den Schlachtfeldern erzielten – und unabhängig von deren persönlichen
Einsatz und Verlusten. Diese Emotionalität, die der Autor hier sehr intensiv
beschreibt, ist großartig.
Die Abwechslung innerhalb der Handlung, zwischen den
Schlachten, den politischen Auseinandersetzungen und der Lebensart der
verschiedenen Stämme ist spannend und hervorragend umgesetzt. Diese Reihe ist
also mit dem zweiten Band auch als abgeschlossen zu betrachten.
Fazit
Eine griechische Tragödie – ein Schlachtengemälde – ein
Drama in mehreren Akten. Spannende Auseinandersetzung mit dieser Epoche und dem
alten Griechenland – neu interpretiert und absolut lesenswert.
Michael Sterzik
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