Autismus - Asperger-Syndrom - Menschen mit diesen neuronalen Störungen sind nicht grundsätzlich behindert. Sie haben Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, also auch Schwierigkeiten in der nonverbalen Kommunikation, Mimik und Gestik des Gesprächspartners einzuordnen. Das Vorurteil, dass es eine Intelligenzminderung gibt, stimmt so nicht. Es gibt Inselbegabungen: Logik, mathematisches Verständnis, Analytik usw., die für uns eher ein Grund zum Staunen als ein Grund zum Erschrecken sind.
Andere Eigenschaften dieser Menschen sind Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, der Wille, Termine einzuhalten. Es muss also klare Regeln für sie geben. Darüber hinaus sind sie sehr pflichtbewusst und arbeiten mit großem Fleiß.
Da sie die „Welt“ aus einer anderen Perspektive sehen, ist ihre Wahrnehmung eine ganz andere. Viele sind handwerklich begabt oder geistig sehr kreativ und bieten uns alternative und originelle Lösungen an, auf die wir selbst nicht gekommen wären. Dies bringt große Vorteile für die Bereiche Technik, Wissenschaft, nachhaltige Entwicklung, Innovation, Kunst (Fotografie, Grafik, Illustration, Schreiben), Informatik, aber auch für die Entwicklung von strategischen Projekten, Standards oder Arbeitsstrukturen.
Etwas schwieriger wird es, wenn noch einmal auf das Thema Kommunikation eingegangen wird. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben keinen „sozialen“ Filter. Sie können nicht lügen oder sich bewusst verstellen. Ihre direkte Art kann zu äußerst lustigen, aber auch peinlichen Momenten führen. Sie sind auch nicht an Smalltalk oder Klatsch interessiert und erst recht nicht an eigenen Machtbestrebungen.
Tim Sullivan ist ein erfolgreicher Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, der an zahlreichen TV-Produktionen beteiligt war. „Der Detektiv - Die Logik des Todes“ ist der zweite Band einer Reihe um DS George Cross, der an einer milden Form von Asperger leidet und trotzdem oder gerade deswegen ein brillanter Ermittler ist.
Detective Sergeant George Cross hat unvergleichliche Talente. Mit seiner brillanten Kombination aus Logik, Entschlossenheit und oft auch Pedanterie ist er für die Angehörigen oft die letzte Hoffnung, endlich Antworten in verzwickten Fällen zu finden. Als ein Bagger auf einer Abrissfläche eine Leiche ausgräbt, ist es an Cross, die Wahrheit aus allen Fragmenten zusammenzusetzen, die er finden kann. Bräunungsstreifen am Körper und seltsame Narben an den Unterarmen verraten die Identität des Toten: ein männlicher Amateur-Rennradfahrer, der seine Leistung mit Drogen steigerte. Nun muss Cross die Hintergründe der Tat aufdecken - und gerät dabei in eine dunkle Familiengeschichte ...(Verlagsinfo)
Leider ist der zweite Band der Reihe bei weitem nicht so stark wie der erste Band. Die charakterlichen Eigenheiten, Talente und Inselbegabungen eines George Cross kommen hier leider weniger zur Geltung. Stattdessen verliert man sich in unzähligen Dialogen mit Zeugen und Verdächtigen, die weder spannend noch handlungsrelevant sind.
Im Vordergrund steht die gute alte Ermittlungsarbeit. Actionszenen gibt es nicht, die erwartet man auch nicht, wenn man den Vorgänger gelesen hat. Allerdings erwartet man eine gewisse Originalität, einen Ansatz von Humor und eine gewisse Situationskomik, wenn Cross mit anderen interagiert oder in eine Diskussion einsteigt.
Diese Figur wird ebenso wie alle anderen Figuren, die man kennt, nicht weiter ausgearbeitet.
Erst gegen Ende, vor allem bei der abschließenden Befragung des Täters, wird der Roman stark. Doch dafür ist es fast schon zu spät.
Fazit
Der Roman ist sehr oberflächlich - zu wenig originell und es gibt keine spannenden Elemente. Auch intelligenter Humor fehlt. Also sehr enttäuschend und leider nicht zu empfehlen. Trotzdem werde ich mir den dritten Band zu Gemüte führen, wenn er denn veröffentlicht wird. Die Figur des George Cross ist interessant - aber im Großen und Ganzen ist diese stilistische Ebene ein Schritt zurück.
Michael Sterzik
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