Donnerstag, 3. Oktober 2024

Memento - Matt Basanisi und Gerd Schneider


Die nukleare Abschreckung funktioniert - bisher jedenfalls. Das „Gleichgewicht“ der Menge der Atombomben, der Abwehrmaßnahmen - jede Eskalation - jeder Angriff würde die Vernichtung der eigenen Bevölkerung, des eigenen Staates bedeuten. 

Es gibt internationale Kontrollbehörden, und natürlich haben die Großmächte, aber auch kleinere Staaten ein Interesse daran, dass instabile, vielleicht fanatische Staaten keinen Zugang zu dieser Vernichtungswaffe bekommen.

Allein die Vorstellung, dass eine schmutzige Bombe von radikalisierten terroristischen Gruppen eingesetzt werden könnte, ist ein Alptraum. Aber die Gefahr ist real, und sie könnte einen Weltenbrand auslösen. 

Der Feind meines Feindes ist mein Freund! In dieser Aussage steckt ein Fünkchen Wahrheit, und die Vernetzung und die Interessen der verschiedenen Geheimdienste sind selbst für sie ein Labyrinth ohne wirklichen Ausgang. Und wenn wir das Ganze nicht so sehr aus militärischer Sicht betrachten, sondern aus der Sicht der Gier des Einzelnen, dann haben wir eine gefährliche Unbekannte - denn jeder hat jenseits von Moral, Verantwortung und Vernunft seinen Preis für einen Verrat.

Das Autorenduo Basanisi und Schneider thematisieren den Handel mit Plänen für Atomwaffen. Ein Spielzeugladen der Hölle. 

Bern, 2004: Nach seiner Rückkehr in die Schweiz ermittelt David Keller im Fall eines ermordeten UNO-Diplomaten in Genf und wird in den Schweizer Nachrichtendienst versetzt. Als Geheimagent wider Willen macht sich Keller auf die Jagd nach Abdul Qadeer Khan, dem Vater der pakistanischen Atombombe und fanatischen Anführer eines geheimen Netzwerks von Nuklearwaffenhändlern. Unvermittelt findet sich Keller in einer globalen Schattenwelt skrupelloser Geschäftsmänner, Diktatoren und Geheimdienste wieder. Als Keller selbst zur Zielscheibe der CIA wird, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Beim Versuch, eine nukleare Katastrophe zu verhindern, tauchen plötzlich die Geister der Vergangenheit wieder auf – jene, die er bereits für tot erklärt hatte. (Verlagsinfo)

„Memento“ ist ein Spionage- und Politthriller. Die Interessen der Geheimdienste, wenn eine nukleare Katastrophe droht, sind abhängig von Allianzen, Versprechungen und allerlei unbekannten persönlichen Machtansprüchen innerhalb des eigenen Staates. Die beiden Autoren zeigen uns ein realistisches Schreckensszenario, das sich in der Vergangenheit ähnlich abgespielt hat oder abspielen wird. 

Wer über Nukleartechnologie und das Wissen um deren Anwendung verfügt - und wer bereit ist, zum Waffenhändler des Todes zu werden - wird schnell zum Spielball mächtiger Geheimdienste, Diktatoren und einflussreicher Konzerne. Die Gefahr, dass man dann dem Tod näher ist als dem versprochenen Geld, liegt auf der Hand. 

Die Handlung lebt nicht nur von einer gewissen Realitätsnähe, die ein solcher Roman auf jeden Fall haben muss, sondern auch von plausiblen, nachvollziehbaren handelnden Personen. 

David Keller - als Hauptfigur - ist kein James Bond der alten Schule. Ein Charakter, der sehr eigensinnig dargestellt wird, der Probleme mit Vorgesetzten aller Art hat und zwischendurch den Ärger sucht und auch findet. 

Interessant ist, dass sie aus der Schweiz kommen - denn so neutral, wie sie sich selbst beschreiben, sind sie dann doch nicht. Ob die politischen, geheimdienstlichen Verstrickungen wirklich realistisch sind - wer weiß - aber abwegig ist es auch nicht.

Die Spannung ist allgegenwärtig, wenn auch fast immer auf dem gleichen Niveau. Zwischendurch gibt es auch ein wenig „Gewalt“ - dafür sind die Ziele und Methoden der Geheimdienste - allen voran der CIA - umso interessanter. 

Es ist schwer zu verstehen, dass alle nicht unbedingt lösungsorientiert handeln. Behörden / Justiz / Militär / Geheimdienste / - alle Instanzen versagen, weil sie nicht mutig handeln und alles in allem unsicher sind. Die Tatsache, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, macht sie nur dramatischer, aber nicht verständlicher.

Es gibt auch durchaus Längen im Roman und wer pure Action erwartet, wird enttäuscht werden. Trotzdem ist dieser Roman, wie auch sein Vorgänger „Skorpion“, sehr zu empfehlen. Ein nachhaltiger Einblick in den Handel mit Atomwaffen, der so realistisch ist, dass er keine Räuberpistole ist und sich auch nicht als Gute-Nacht-Geschichte eignet. 

Fazit

Spione - Atomwaffenhandel und politische Interessen. Ein Thriller der Extraklasse, der gut ist - weil er jederzeit von einer bedrohlichen Realität erzählt.

Michael Sterzik

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