Der britische Autor Daniel
Cole hat nun seinen zweiten Band aus der New Scotland Yard – Reihe „Hangman“ im
Ullstein Verlag veröffentlicht.
Nach dem ersten Band
„Ragdoll“, der zwar gut ist, aber auch deutliche Schwächen aufweist, ist die
Erwartungshaltung für den zweiten Teil höher angesetzt. „Hangman“ schließt fast
unmittelbar an den ersten Band. „Wolf“ ist geflüchtet und natürlich weiß der
intelligente Detective, wie und wo er sich für seinen Kollegen verstecken kann.
Seine berufliche Partnerin Baxter ist aufgestiegen – befördert, aber noch immer
mit sich und jedermann absolut unzufrieden. Sie ist die wahrhaftige
personifizierte „Schlechte Laune“ und wer sie zur Freundin hat, benötigt sicherlich
auch keine Feinde mehr.
Nun gibt es in New York eine
Reihe von brutalen Morden, die sehr an die Ragdoll-Morde vor einem halben Jahr
erinnern. Der Geheimdienst – die CIA und das FBI ersuchen Hilfe und
Unterstützung bei den britischen Nachbarn. Plötzlich passieren auch brutale und
effektreiche Morde in der Hauptstadt Englands und Baxter muss in New York und
London den Mörder fassen, um die Serie zu beenden. Doch ihr Gegner ist
rücksichtslos und lädt sie zu einem tödlichen Spiel auf beiden Kontinenten ein.
„Hangman“ von Daniel Cole
ist nach den ersten hundert Seiten ein Pageturner. Der Spannungsbogen
entwickelt sich und gegenüber dem ersten Band sind die Action Elemente deutlich
ausgeprägter. Es wird blutig – es wird innovativer und ideenreicher und damit
tritt die Spannung auch deutlicher an die Oberfläche innerhalb der Handlung.
Humoristische Einlagen gibt es auch – aber die sind überzeichnet und wirken
deplatziert. Wie schon im ersten Band – legt der Autor wenig Wert auf
Nebengeschichten. Allerdings wird den Charakteren unverkennbar mehr an
erzählerischer Tiefe zugesprochen, was dem Titel wirklich guttut.
Trotz dieser erfreulichen
Entwicklung gibt es auch eine ganze Reihe an Kritikpunkten. Auch wenn es sich
um einen Thriller handelt, Authentizität und Logik erwarte ich einfach – wir
befinden uns nicht im Genre Fantasy. Es gibt und das ist wirklich ärgerlich
sehr, sehr viele unlogische Begebenheiten und Entwicklungen, die egal wie viel
Mühe man sich mit Interpretationen macht, doch einen ungewürzten Beigeschmack
haben. Entweder hat das Lektorat hier den Autor genötigt auf der Schnelle die
Handlung umzuschreiben, oder der Schriftsteller legt nicht viel Wert auf diesen
Bereich.
Widmen wir uns ein wenig den
Charakteren – Haupt- und Nebenakteure aus dem ersten Teil sind ebenfalls
vertreten. Es gibt ein paar neue Figuren, doch selten habe ich so viel
Antihelden auf einmal gesehen, fast schon ein kleiner Verein – und den Vorsitz
hat die Ermittlerin Baxter. Sie ist die
Oscar-Anwärterin für die Kategorie: „Kotzbrocken“ im Genre Charakter eines Thrillers.
Unglaublich unsympathisch, eine soziale Atombombe. Auch wenn sie manchmal
versucht Mitgefühl zu zeigen, wirkt es gekünstelt und aufgesetzt.
„Hangman“ ist nach
anfänglichem Langweiligkeitsstau deutlich spannender. Viel böser,
hinterhältiger und drastischer. Der Actionpart unmissverständlich höher, was
gut ist. Auch der Showdown ist spannend
und der Epilog fast überraschend und wirft ein Lichtblick auf den kommenden und
geplanten dritten Teil. Es wäre sehr vorteilhaft – Baxter im dritten Band als
unterstützende Nebenfigur zu positionierten – auf manche Leser wirkt sie
bestimmt sehr negativ. Die Chance besteht ja.
Fazit
„Hangman“ ist ein böser,
spannender Roman, trotz aller Schwächen. Ein Thriller mit viel Zwischentönen –
innovativ – ideenreich und schlichtweg auf der bösen Seite der Macht.
Der dritte Band muss
allerdings auch die Fehler der ersten beiden Bände versuchen zu kompensieren,
sonst wird sich das sehr negativ auf die Verkaufszahlen auswirken.
Michael Sterzik