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Sonntag, 12. Dezember 2021

Bluttat - Thomas Enger und Jorn Lier Horst


Nach dem beiden vorherigen Titeln: „Blutzahl“ und „Blutnebel“ ist dies der dritte Band des erfolgreichen Autorenduos.

Der Verlag sagt, man könne die Bücher der Reihe unabhängig voneinander lesen. Allerdings empfehle ich dies nicht. Die Figuren; die Reporterin Emma Ramm und der Kriminalbeamte Alexander Blix sind zu komplex aufgebaut – als Einzelcharakter und im Zusammenspiel der beiden. Interessant ist dabei zu beobachten, dass diese nicht unbedingt miteinander harmonieren. Ihre gemeinsame Vergangenheit beeinflusst sie beide in ihrem Denken und Handeln und das nicht nur positiv. Auch ihre Charaktere sind eher sehr konträr zueinander. Was beide allerdings gemeinsam haben, ist ihre Hartnäckigkeit und ihr Talent komplexe Zusammenhänge zu analysieren, zu erkennen – wo andere nicht einmal ansatzweise in diesem Tempo mithalten können.

Beide vorherigen Teile waren sehr spannend, sehr originelles Storytelling und eine teils sehr, sehr düstere Atmosphäre. Der Unterhaltungswert in einer Top-Liga, wenn man sich im Genre Thriller orientiert. Neben der Spannung war in den letzten Titel die Emotionalität mächtig stark in die Handlung eingefügt.      

Vorab sei zu sagen, dass die Spannung und die Emotionalität noch viel stärker in dem Titel „Bluttat“ ausgeprägt sind. Ein weiteres Kriterium stellt allerdings alles Bisherige in den beiden Vorgängertitel in den Schatten.                               

Eine rätselhafte Mordserie beschäftigt die Ermittlerin Sofia Kovic. Sie zieht ihren Partner Alexander Blix ins Vertrauen – und nur ihn, denn sie fürchtet, die Osloer Polizei könnte eine Rolle in diesem blutigen Spiel einnehmen. Wenig später wird Kovic Opfer eines Mordanschlags und grausam hingerichtet. Hat sie mit ihren Nachforschungen in ein Wespennest gestochen? Vier Tage danach stehen Blix und die Kriminalreporterin Emma Ramm im Zentrum der Ermittlung, denn Alexander hat einen Mann erschossen, während Emma der blutigen Tat beiwohnte. Wie konnte es dazu kommen? Wem kann Blix vertrauen? Und hat er womöglich den Falschen getötet? (Verlagsinfo)

„Bluttat“ beginnt spannend – geht spannend weiter und diese findet auch kein Ende. Erst am Ende, beim Beenden der letzten Seiten findet man seinem Atem und Puls wieder in einem Normalzustand wieder. Doch die Spannung ist nichts gegen die angespannte Dramatik und die Emotionsexplosionen, bei denen man wahrlich in der ersten Reihe sitzt. Hier begegnen wir spannendem Top-Niveau. Analysiert und interpretiert man alle drei Teile dieser Reihe – so ist der vorliegende mit großem Abstand der Beste. Hochklasse, wie die beiden Autoren es schaffen eine solch tiefgehende Dramaturgie zu entwickeln, und diese mit viel Tragik in einem Feuerwerk von Tränen, Blut, Tod und Schmerz hochgehen zu lassen. Die Reihe ist als Trilogie entworfen, aber es könnte unter Umständen noch weitergehen – denn der Schwachpunkt dieser Reihe ist genau das – ein plötzliches „Ende“.  Damit bilden sich eine ganze Menge an Fragen, deren Antwort man sich als Leser zwar individuell stellen kann, wenn man sich diese selbst beantwortet – aber dieses Vakuum ist etwas unbefriedigend.

Eine Emotionalität entwickelt sich, da man den Schmerz der Protagonisten nachempfinden kann. Das reiht sich in die Komponente „Tragik“ ein. Die Story ist authentisch und keine überzeichnete „Räuberpistole“. Der Kriminalfall ist der Mantel der Story, ein persönlicher Verlust und viele egoistische Fehler bilden den Kern.

Originell aufgebaut ist die Handlung, mit zeitlichen Rückblenden, die allerdings die gegenwärtige Story noch spannender darstellen. Das Tempo der Handlung befindet sich auf der Überholspur, die Ereignisse überschlagen sich nicht – aber gehen Hand in Hand.

Emma Ramms Rolle in diesem Spiel ist eher untergeordnet, obwohl sie es zum Teil auch ist, die die Eskalationsspirale anstößt. Das Schicksal von Alexander Blix ist der absolute Fokus.

Diese Reihe gehört mit zu den aktuell stärksten, skandinavischen Thrillern. Der dritte Band ist einer der absolute, tragischste und traurigste Thriller den ich je gelesen habe.

Fazit

„Bluttat“ ist ein harter, emotionaler Thriller. Die Spannung ist so präsent, dass das diese einen nachhaltig umzingelt, ohne Chancen auszubrechen. Ein Pageturner – eine Reihe, die so authentisch ist, dass das Ende schmerzt.

Michael Sterzik