Nach „Der Jungfrauenmacher“
von Derek Meister, erscheint nun im Verlag Blanvalet der zweite Teil der
Thriller Serie „Die Sandwitwe“.
Die Handlung spielt nur
wenige Monate nach den Ereignissen und schließt unmittelbar an die letzten
Serienmorde, die sich in Valandsiel ereignet haben. Der noch junge und
unerfahrene Leiter der Dienststelle Knut Jansen langweilt sich in seiner
kleinen Stadt. Außer den üblichen kleineren Straftaten, passierte nicht viel in
den letzten Monaten. Die erfahrende Profilerin Helen Henning dagegen steht vor einem
Neuanfang. Beruflich wie privat hat sie für sich einen festen Ankerplatz an der
Nordseeküste noch nicht finden können. Ihr tragisch erlebtes Trauma lässt sie
noch nicht zur Ruhe kommen.
Mit der Ruhe ist es dann
aber schnell wieder vorbei – in Valandsiel werden mehrere mit Sand gefüllte
Leichen gefunden. Nach den ersten Ermittlungen von Knut Jansen und Helen
Henning entdecken sie ein Muster, das fünfundzwanzig Jahre in die Vergangenheit
führt.
Derek Meister hat schon mit
seinem ersten, nordischen Thriller die Leser überzeugen können. In dem
vorliegenden Roman wird es persönlicher für die beiden Ermittler. Zumal bekommt
der Leser einen umfassenden Eindruck, was Helen Henning so nachhaltig
traumatisiert und physisch verletzt hat. Knut Jansen dagegen benimmt sich
manchmal noch immer wie ein spätpubertärer Bengel, der seine Gefühle für die
junge Kollegin nicht in Worte fassen kann. Unsympathischer macht ihn das
allerdings nicht.
Derek Meister überlässt
seinen Figuren viel Raum um sich selbst zu reflektieren und gibt seinen zweiten
Thriller somit viel an Atmosphäre mit. An Spannung mangelt es hier nicht.
Obwohl die Nebengeschichten – die persönlichen Flashbacks von Hellen Henning
innerhalb der Haupthandlung gut platziert sind, erreicht die Spannung ein
intensives Tempo. Logikfehler oder erzählerische Längen findet man in dem Titel
„Die Sandwitwe“ nicht.
Im direkten Vergleich mit
dem ersten Band „Der Jungfrauenmacher“, schneidet dieser noch besser ab. Die
Steigerung ist deutlich spürbar und geschickt konzipiert Derek Meister seine
Idee weiter und stellt seine Charaktere in die Startlöcher zum dritten Teil.
Dieser lässt schon vermuten, dass hier die beiden Ermittler persönlich im Fokus
stehen werden. Für die Entwicklung der Charaktere ein immens wichtiger Schritt.
Aber nicht nur die Spannung
entwickelt sich in „Die Sandwitwe“ weiter. Derek Meister schildert die Morde
ohne Rücksicht auf zartbesaitete Gemüter. Die Ängste der Opfer in Erwartung von Folter
und ggf. dem Tod, verlangen viel an stabiler Herzfrequenz und gesundem
Kreislauf.
Alles in allem ist „Die
Sandwitwe“ ein hochspannender Thriller mit der Wucht einer kleinen Sturmflut.
Grandios – Großartig – Pageturner.
Michael Sterzik