Die Friesen ein germanischer Volksstamm im Norden von Deutschland und den Niederlanden. An der rauen Nordsee haben die bodenständigen Menschen im Laufe der Jahrhunderte gelernt mit den Gezeiten und mit immer wiederkehrenden, brachialen Sturmfluten zu leben. Bis zum Aufstieg der Hanse waren die Friesen erfolgreiche Händler und verstanden viel vom Schiffsbau und der Seefahrt.
Sie waren freie Männer, kein König regierte dieses selbstbewusste Volksgrüppchen.
Aus den eigenen Reihen wählten sie einen der ihren zum Richter. Also so etwas wie einen Adel gab es zwar, aber letztlich waren sie unabhängig, wie die Nordsee. Sie waren Christen, zollten aber ihren alten „Göttern“ noch Respekt und Achtung Der Fischfang, der Handel mit Salz und Bernstein, aber auch Ackerbau und Viehzucht hinter dem schützenden Deich, sicherten ihre Versorgung.
Christoph Lode hat unter seinem Pseudonym Daniel Wolf einen historischen Roman geschrieben – Im Zeichen des Löwen . Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe – der „Friesen Saga“. Bekannt wurde „Daniel Wolf“ mit seiner historischen „Fleury-Saga“, die noch immer sehr erfolgreich ist und sich im Genre „Historischer Roman“ einen Namen machte.
Die Erwartungshaltung ist hoch. Ja -. Ein Mittelalterlicher Roman – aber offensichtlich ohne das klassische Rittertum, ohne Kriege und andere Klischees!? Die Bühne ist vorbereitet für die Friesen, für den Handel, der Seefahrt und der Geburtsstunde der einflussreichen Hanse. Kann das spannend werden? Packend? Erfolgreich?
Friesland 1351: Schiffe zu bauen – das war schon immer der Traum des junge Zimmermanns Jann Wilken. Mit seinen genialen Ideen will er die Seefahrt revolutionieren und sich in den Häfen der Hanse einen Namen machen. Aber Jann hat es nicht leicht. Er ist der uneheliche Sohn des mächtigen Wilke Tammen Osinga, der den Bastard verabscheut und täglich erniedrigt. Der jähzornige Wilke führt eine Blutfehde gegen seinen Erzfeind Enne Rycken und zieht seine Söhne in den Konflikt hinein. Jann ist seit langem heimlich in seine Jugendfreundin Jorien verliebt. Doch als er ihr endlich seine Gefühle gestehen will, wird sein Dorf von Enne angegriffen, und es kommt zur Katastrophe ...(Verlagsinfo)
Christoph Lode – Daniel Wolf, hat vor der Fleury-Saga „Fantasy-Romane geschrieben, doch nun ist er literarisch gewachsen, sein Talent für den „Historischen Roman“ ist nicht nur allzu offensichtlich - mit „Im Zeichen des Löwen“ katapultiert er sich in den Olymp der deutschen Autoren, die sich diesem Genre verschworen haben.
„Im Zeichen des Löwen“ zeichnet sich nicht nur durch eine imposante, anhaltende Spannung aus, sondern überzeugt mittels so vielen überraschenden Wendungen, die den Roman atmosphärisch und selbstbewusst emporheben. Es ist natürlich auch eine Familiensaga, in der die klassischen Elemente nicht fehlen dürfen. Doch trotzdem hebt sich „Im Zeichen des Löwen“ von vielen anderen Romanen ab. Daniel Wolf erzählerischer Stil ist souveräner, bestimmter und selbstbewusster geworden. Das ist auch gut so – denn nur so gelingt es Spannung zu transportieren die zu fesseln vermag.
Familienfehden hin oder her – die Charaktere sind allesamt großartig. Der Wechsel der handelnden Charaktere ist gut strukturiert. Die Nebenfiguren stehen nicht weitab im Schatten, sondern unterstützen wo sie nur können. Liebe –Action – Freud und Leid – dürfen nicht fehlen und sind ebenfalls gut eingefügt.
Die Anzahl der Hauptfiguren ist übersichtlich und wirkt konzentriert. Neben dem Handel spielt natürlich an der Küste – die Seefahrt und der Bau der großen Handelsschiffe – der Koggen eine wichtige Rolle.
Der Roman spielt in den Anfängen des Hansebundes – aber konzentriert sich nicht auf die Städte und Regionen die maßgeblich dafür stehen. Mittelpunkt sind die Friesen – ihre Kämpfe untereinander, aber auch ihren Kampf gegen die Elemente, die immer wieder ihre Existenz überfluten können.
Der fast 1000seitige starke Band ist eine literarische Droge, die eine Abhängigkeit schnell herbeiführt. Um mich noch einmal zu wiederholen. Selten habe ich einen Roman gelesen – dessen Handlung mich phasenweise sehr überraschte, weil ich mit etwas völlig anderen gerechnet habe.
Doch es gibt auch einige Ansätze, die man hätte starker ausbauen können. Die Seefahrt – die Hanse – den Handel. Die Fehde zwischen den beiden friesischen Familien ist der „Point of Action“. Ich hätte gerne noch mehr über die Seefahrt und den Handel erfahren, aber das ist meine nur ganz persönliche Meinung.
Daniel Wolf hat sich als Autor weiterentwickelt – ist bereit etwas auszuprobieren und löst sich von den klassischen Elementen, die dem Vielleser fast schon inflationär in den Romanen rund ums Mittelalter begegnen.
Fazit
„Im Zeichen des Löwen“ geht Daniel Wolf nicht nur mit der Seefahrt neue Wege. Die Friesen sind ein bisschen, dass unentdeckte Land, dass man erforschen möchte. Schon jetzt gehört „Im Zeichen des Löwen“ zu einem der Romane, die man 2020 lesen sollte.
Auf zu neuen Ufern Herr Wolf. Brillante Wendungen – tolles Seeting – es geht vielleicht noch ein wenig besser – aber viel fehlt nicht mehr zum Perfektionismus
Michael Sterzik