Thomas of Hookton, bekannt
als «Der Bastard», ist ein versierter englischer Bogenschütze. Der
Hundertjährige Krieg hat ihn in die Gascogne verschlagen, wo er eine Gruppe von
Söldnern anführt. Dort fängt seine Truppe einem widerlichen französischen
Adeligen die entlaufene Ehefrau wieder ein. Doch als der Mann ihnen den
versprochenen Lohn in wertlosen Münzen auszahlt, nimmt Thomas die Frau
mit – und schafft sich einen Feind fürs Leben. Bertille ist eine
atemberaubende Schönheit, die den Männern in Thomas’ Tross den Kopf verdreht.
Zur selben Zeit versammelt Edward, Prince of Wales, ein Heer. Bevor Thomas mit
ihm für den Ruhm seines Vaterlandes kämpfen kann, soll er ein geheimnisvolles
Schwert finden, das seinen Besitzer unbesiegbar machen soll: La Malice, «Die
Bosheit». Angeblich gehörte es dem heiligen Petrus, der damit seinen Herrn
Jesus Christus verteidigte. Aber nicht nur Thomas, sondern auch andere,
zwielichtigere Gestalten machen sich am Vorabend der Schlacht der Engländer
gegen die überwältigende französische Übermacht auf die Jagd nach dem heiligen
Schwert. Auch Thomas’ Feinde sind unter ihnen …(Verlagsinfo)
Kritik
Bernard Cornwell ist bekannt
für seine meist epischen historischen Romane, in deren er längst vergangene
Schlachten wieder aufleben lässt. Fast schon realistisch situativ schildert er
Taktiken, Strategien und minutiös die Entwicklung einer Schlacht. Cornwell
erzählerischer Stil ist wahrlich meisterlich und er lässt seine Protagonisten
durch manche Feuertaufen gehen.
In Cornwells historischen
Romanen geht es nicht um tragische, dramatische Liebesgeschichten, in denen
mehr Fiktion vorkommt als das sich der Autor an historischen Fakten hält. Sicherlich
nimmt sich auch Cornwell die schriftstellerische Freiheit diese miteinander zu
verweben, doch für die Liebhaber actionreicher Romane dürfte dieses das
kleinste Hindernis darstellen.
In „1356“ geht es wieder
einmal wie in der Grals-Trilogie auch, um die mittelalterliche Erzfeindschaft
zwischen England und Frankreich. In dem vorliegenden Buch wird der Leser alte
Bekannte und neue Feinde finden und wieder einmal spielt Thomas of Hookton eine
tragende Rolle. Doch in „1356“ geht es nicht um die Suche nach dem Heiligen
Gral, sondern um ein anderes, mystisches und legendäres Artefakt – das Schwert
des Petrus. Das hier dann die „weltliche“ Kirche mit ihren Fürsten nicht gut
bei weg kommt, verwundert dabei nicht. Schließlich war im Mittelalter der
„Glaube“ nur ein Instrument zur Steuerung und Manipulation der einfachen Schafe
und ihrer Hüter – sprich: der Adel mitsamt seinen Fürsten.
„1356“ von Bernard Cornwell entwickelt
sich recht langsam, aber an spannenden Elementen fehlt es allerdings auch nicht.
Die drei Vorgängerromane muss man nicht unbedingt gelesen haben. Trotzdem ist
es empfehlenswert zu diesem zu greifen. Sollte dem Erstleser also in dem Roman
Thomas of Hookton zum ersten Male begegnen, so sollte unbedingt auch zur
„Grals-Trilogie“ greifen. Diese vermittelt doch manch auftauchenden Charakter
deutlich interessanter.
Zum Ende des Romans schließt
sich der erzählerische Kreis und gipfelt in der Schlacht von Poitiers. Wer ein
Faible für den 100 jährigen Krieg hat und sich zudem für die endlosen
kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich
interessiert, wird hier gut auf seine Kosten kommen. Ebenso wird es für
Militaristen ein Vergnügen sein, dem Autor zu folgen, wenn er die Vorzüge eines
Langbogen mitsamt seinen unterschiedlichen, aber effizient tödlichen Pfeilen
schildert.
Bernard Cornwell ist einer
der wenigen Autoren dessen Grundtenor immer der gleiche ist, der es aber
trotzdem immer wieder beeindruckenderweise schafft, den Leser ins umkämpfe
Mittelalter zu katapultieren. Auch in 1356 wird getötet, gestorben, verstümmelt
und gelitten. Wer also holde Burgfrauen und heldenhafte Ritter in 1356
vermutet, der wird enttäuscht sein. Der Krieg um die Kronen England und
Frankreichs forderte einen hohen Blutzoll.
Fazit
„1356“ von Bernard Cornwell
ist mit Sicherheit nicht der stärkste Band des Autors. Die Atmosphäre ist zwar
durchgehend spannend, doch erst zum Ende hin, explodiert diese förmlich.
Manchmal hatte man den Eindruck, der Autor wüsste nicht unbedingt, welche
Situation er wohin weiterentwickelt.
Mit „1356“ und Thomas of
Hookton sollte es doch jetzt auch hoffentlich beendet sein. Schließlich hat der
100-jährige Krieg noch andere Schlachten und Schicksale parat, die es wert sein
dürften erzählt zu werden.
Alles in allem ein echter „Cornwell“
ohne Wenn und Aber. Empfehlenswert – aber nicht erstklassig.