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Freitag, 30. April 2021

Ostseefalle - Eva Almstädt


Cold Case“ ist inzwischen im Genre Krimi/Thriller vielleicht etwas Hype-orientiert und es funktioniert ausgesprochen  gut. Dunkle Geheimnisse, die in der Vergangenheit liegen, alte Beziehungen,  die noch nicht abgeschlossen sind und Ermittler, die sich Jahre oder Jahrzehnte später immer noch fragen, ob sie etwas übersehen haben, an etwas nicht gedacht hatten….eine alte „Schuld“ ist fast unsterblich und ernährt sich von menschlichen Fehlern, oder vielleicht auch von der Raffinesse der Täter.

Eva Almstädts Reihe um die Lübecker Kriminalbeamtin Pia Korittki ist einer der besten im Genre Krimi. Regionale Krimis liegen ja eh im Fokus – bekanntlich kann man sich also auch an Tatorten ganz wie zu Hause fühlen. Die Bühne zeigt die „Ostsee“ – mit Lübeck als frühere Königin der Hanse - als Stadt, ein hervorragendes Ambiente. Nicht nur als Urlaubsland, oder als kulturelle Reise bietet Schleswig-Holstein viele Möglichkeiten und die verschiedenen Städte, Gemeinden und Regionen, die in dieser Reihe vorkommen,  sind auch ein unterhaltsamer Reiseführer.

Die Reihe überzeugt aber nicht nur durch die charmante Ostsee, sondern vielmehr durch die starke Figurenzeichnung. Pia Korittkis berufliche Laufbahn, auch ihre Liebesgeschichten, die eine gewisse dramatische Komponente aufweisen, lassen die Figur uns realistisch nahekommen. Als erfolgreiche Beamtin, als selbstständige Frau, und auch als eine phasenweise, alleinerziehende Mutter. Geschickt – Glaubwürdig und auch spannend in Szene gesetzt.

Bei der Sanierung eines Bauernhauses entdecken die Bewohner im Keller einen skelettierten Schädel. Kommissarin Pia Korittki leitet die Ermittlungen. Sie stößt auf den Fall einer vor neun Jahren verschwundenen jungen Frau. Der damals Hauptverdächtige lebt noch immer in dem kleinen Ort. Doch all das wird nebensächlich, als Pia die Nachricht erhält, dass ihr Sohn Felix einen schweren Unfall hatte. Zu spät erkennt sie, dass es eine Falle war – und dass der Cold Case, in dem sie ermittelt, alles andere als "kalt" ist ...Ein Fall, der Pia Korittki in tödliche Gefahr bringt…(Verlagsinfo)

Alte Liebe rostet nicht – alte Feindschaften aber ebenso wenig. „Ostseefalle“ ist als Mehrteiler konzipiert. Leser, die die Reihe kennen werden alten Bekannten begegnen – aus „alt“ wird „neu“ und es wirkt auch gar nicht künstlich aufgesetzt. „Ostseefalle“ von Eva Almstädt verfügt bis zur Mitte etwa über eine sich langsam, aufbauende Spannung, explodiert aber dann in einem sehr persönlichen Duell.

Authentisch wirkt das Storytelling allemal, wenn man auch manchmal darüber nachdenkt, ob es etwas überstrapaziert ist. Die Autorin überlässt hier wenig, bis gar nichts dem Kollegen Kommissar Zufall. Sehr schlau und mitunter sehr gut konstruiert macht „Ostseefalle“ einfach eine Menge Spaß und überzeugt ebenfalls durch ein gesundes Tempo.

Eva Allstädt baut hier einen kleinen Cliffhanger ein – und motiviert, nein zwingt den Leser dazu den nächsten Teil kaum erwarten zu können. Rache kann auch zweischneidig sein – und aus einer Hoffnung heraus – kann man auch zurückschlagen um wiederrum später eine Rückkehr zu feiern.

Es gibt nicht viel auszusetzen. „Ostseefalle“ ist und wird zu einer persönlichen Vendetta. Für alle zukünftigen Bände sollte man den Punkt: „Persönliche Fehde“ ein für alle Mal abhaken. Alles andere wäre kontraproduktiv.

Fazit

Fallen Sie auf den Titel „Ostseefalle“ bitte rein. Gehen Sie alten Feind- und Freundschaften ruhig auf dem Leim. Sie werden begeistert sein, wie manipulativ Eva Almstädt mit Ängsten und Hoffnungen spielt.

Sehr zu empfehlen.

Michael Sterzik