Cold Case“ ist inzwischen im Genre Krimi/Thriller vielleicht etwas Hype-orientiert und es funktioniert ausgesprochen gut. Dunkle Geheimnisse, die in der Vergangenheit liegen, alte Beziehungen, die noch nicht abgeschlossen sind und Ermittler, die sich Jahre oder Jahrzehnte später immer noch fragen, ob sie etwas übersehen haben, an etwas nicht gedacht hatten….eine alte „Schuld“ ist fast unsterblich und ernährt sich von menschlichen Fehlern, oder vielleicht auch von der Raffinesse der Täter.
Eva Almstädts Reihe um die Lübecker Kriminalbeamtin Pia
Korittki ist einer der besten im Genre Krimi. Regionale Krimis liegen ja eh im
Fokus – bekanntlich kann man sich also auch an Tatorten ganz wie zu Hause fühlen.
Die Bühne zeigt die „Ostsee“ – mit Lübeck als frühere Königin der Hanse - als
Stadt, ein hervorragendes Ambiente. Nicht nur als Urlaubsland, oder als kulturelle
Reise bietet Schleswig-Holstein viele Möglichkeiten und die verschiedenen
Städte, Gemeinden und Regionen, die in dieser Reihe vorkommen, sind auch ein unterhaltsamer Reiseführer.
Die Reihe überzeugt aber nicht nur durch die charmante
Ostsee, sondern vielmehr durch die starke Figurenzeichnung. Pia Korittkis
berufliche Laufbahn, auch ihre Liebesgeschichten, die eine gewisse dramatische
Komponente aufweisen, lassen die Figur uns realistisch nahekommen. Als erfolgreiche
Beamtin, als selbstständige Frau, und auch als eine phasenweise, alleinerziehende
Mutter. Geschickt – Glaubwürdig und auch spannend in Szene gesetzt.
Bei der Sanierung eines Bauernhauses entdecken die
Bewohner im Keller einen skelettierten Schädel. Kommissarin Pia Korittki
leitet die Ermittlungen. Sie stößt auf den Fall einer vor neun Jahren
verschwundenen jungen Frau. Der damals Hauptverdächtige lebt noch immer in dem
kleinen Ort. Doch all das wird nebensächlich, als Pia die Nachricht erhält,
dass ihr Sohn Felix einen schweren Unfall hatte. Zu spät erkennt sie, dass es
eine Falle war – und dass der Cold Case, in dem sie ermittelt, alles andere als
"kalt" ist ...Ein Fall, der Pia Korittki in tödliche Gefahr bringt…(Verlagsinfo)
Alte Liebe rostet nicht – alte Feindschaften aber ebenso
wenig. „Ostseefalle“ ist als Mehrteiler konzipiert. Leser, die die Reihe kennen
werden alten Bekannten begegnen – aus „alt“ wird „neu“ und es wirkt auch gar
nicht künstlich aufgesetzt. „Ostseefalle“ von Eva Almstädt verfügt bis zur
Mitte etwa über eine sich langsam, aufbauende Spannung, explodiert aber dann in
einem sehr persönlichen Duell.
Authentisch wirkt das Storytelling allemal, wenn man auch
manchmal darüber nachdenkt, ob es etwas überstrapaziert ist. Die Autorin
überlässt hier wenig, bis gar nichts dem Kollegen Kommissar Zufall. Sehr schlau
und mitunter sehr gut konstruiert macht „Ostseefalle“ einfach eine Menge Spaß und
überzeugt ebenfalls durch ein gesundes Tempo.
Eva Allstädt baut hier einen kleinen Cliffhanger ein –
und motiviert, nein zwingt den Leser dazu den nächsten Teil kaum erwarten zu
können. Rache kann auch zweischneidig sein – und aus einer Hoffnung heraus –
kann man auch zurückschlagen um wiederrum später eine Rückkehr zu feiern.
Es gibt nicht viel auszusetzen. „Ostseefalle“ ist und
wird zu einer persönlichen Vendetta. Für alle zukünftigen Bände sollte man den
Punkt: „Persönliche Fehde“ ein für alle Mal abhaken. Alles andere wäre
kontraproduktiv.
Fazit
Fallen Sie auf den Titel „Ostseefalle“ bitte rein. Gehen
Sie alten Feind- und Freundschaften ruhig auf dem Leim. Sie werden begeistert
sein, wie manipulativ Eva Almstädt mit Ängsten und Hoffnungen spielt.
Sehr zu empfehlen.
Michael Sterzik
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