Die Elbmarschreihe wird nun mit dem sechsten Band: „Düstergrab“ fortgesetzt. Die Region um Hamburg und Lübeck, dieses raue, aber schönes Fleckchen Natur fasziniert nicht nur die dort lebenden Protagonisten, sondern auch die Autorin selbst. Ihre Liebe zu dieser Gegend findet sich in jedem Kapitel dieses Titels wieder.
Die Figuren um das Ermittlerduo Frida Paulsen und Bjarne
Haverkorn nehmen in Anzahl immer weiter zu. Eine „Familie“ aus Haupt- und
Nebenfiguren mit persönlichen, privaten Herausforderungen geben der Handlung
eine gewisse menschliche Tiefe mit. Das Verbrechen ist und bleibt natürlich der
Fokus der gesamten Handlung. Als Quereinsteiger kann man unabhängig die Titel
dieser Reihe lesen, aber rückblickend, um die Figuren besser greifen zu können,
empfehle ich diese Reihe chronologisch zu lesen.
Dunkle Regenwolken treiben über dem kleinen Friedhof in der
Marsch, als Kommissarin Frida Paulsen der Beerdigung eines ehemaligen
Schulfreundes beiwohnt. Am nächsten Tag steht sie erneut vor seinem Grab –
Spuren deuten darauf hin, dass es in der vergangenen Nacht geschändet wurde.
Entsetzt blickt sie nun in das Innere des Sarges: Auf dem Leichnam des
Verstorbenen liegt eine weitere Leiche, die eines Mädchens, bekleidet mit einem
Kopftuch und einem altertümlichen Kleid. Handelt es sich bei der Toten um eine
der Zwillingsschwestern, die vor Jahren verschwanden? Ihre Ermittlungen führen
Frida und ihren Kollegen Bjarne Haverkorn schon bald zu einem Ehepaar, das nach
archaischen Regeln auf einem abgelegenen Gehöft lebt. Und dunkle Geheimnisse zu
verbergen scheint …(Verlagsinfo)
An Originalität fehlt es Romy Fölck nicht. Eine Leiche, auf
einem gerade bestatteten Toten zu verstecken, ist fast ein perfektes
Verbrechen, aber nur fast. Die Handlung von „Düstergrab“ umfasst zwei Fälle und
bietet so dem Leser eine ansprechende. Abwechslung. Romy Fölcks
schriftstellerische Stil entwickelt sich immer besser, somit ist sie selbst
kein Wiederholungstäter, wenn man frühere Kritikpunkte jetzt nicht mehr
wiederfindet. Das Privatleben der Figuren wird nun weniger ausufernd erzählt,
wie oben erwähnt, aber sind diese Nebenhandlungen allerdings für das Gesamtbild
nötig.
Beide Storylines sind hervorragend ausgearbeitet. Spannende
Dramatik, die eine Eigendynamik entwickelt und es auch emotionale Tragik gibt.
Recht und Ungerechtigkeit – dazwischen ein schmaler Grat, auf dem die
Menschlichkeit versucht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Beide Storylines
entwickeln sich im Grunde sehr langsam, wechseln sich ab und die Perspektivwechsel
der erzählenden Personen bieten eine großartige Unterhaltung. Am Ende
überschlagen sich die Ereignisse und bei aller Spannung, die gegenwärtig ist,
klingt dies Auflösung doch etwas allzu sehr konstruiert.
Die Atmosphäre der beiden Storys ist nicht düster, sie
bietet eine Unterhaltung auf einem hohen Niveau und ist durchaus einwandfrei,
wenn im hohen Norden gemordet wird.
„Düstergrab“ ist auch ein Scheideweg – viele Figuren stehen
vor Entscheidungen, die ihr eigenes Leben in andere Bahnen lenken können. Ob
nun diese ‚kriminelle‘ Großfamilie“ sich in einem vielleicht kommenden siebten
Band vereint – sei dahingestellt. Im Grunde – das ist mein persönlicher
Eindruck ist alles erzählt – jegliche Fortsetzung wäre eine künstliche
Lebenserhaltung – und würde diese perfekte Reihe nur diskreditieren.
Fazit
„Düstergrab“ verspricht stimmungsvolle Unterhaltung. Tolle
atmosphärische Handlung, die das Verbrechen nicht romantisiert – aber die
Tragik der Menschlichkeit erzählt.
Michael Sterzik