Das Licht der Welt (Daniel Wolf)
Inhalt
In seiner Heimat tobt ein brutaler Krieg. Er
kämpft für Frieden und Wohlstand. Doch er hat einen mächtigen Feind, der alles
daransetzt, ihn zu vernichten.
Varennes-Saint-Jacques im Jahre des Herrn 1218:
Eine Stadt, drei Menschen, drei Schicksale. Der Buchmaler Rémy Fleury träumt
von einer Schule, in der jedermann lesen und schreiben lernen kann. Sein Vater
Michel, Bürgermeister von Varennes, will seine Heimat zu Frieden und Wohlstand
führen, während in Lothringen Krieg herrscht. Die junge Patrizierin Philippine
ist in ihrer Vergangenheit gefangen und trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Sie alle eint der Wunsch nach einer besseren Zukunft, doch ihre Feinde lassen
nichts unversucht, sie aufzuhalten. Besonders der ehrgeizige Ratsherr Anseau
Lefèvre hat geschworen, die Familie Fleury zu vernichten. Niemand ahnt, dass
Lefèvre selbst ein grausiges Geheimnis hegt ...(Verlagsinfo)
Kritik
Wer den ersten Teil „Das Salz der Erde“ gelesen
hat, wird in dem vorliegenden zweiten Teil um den Kaufmann und Bürgermeister
der Stadt Varennes, Michael Fleury eine imposante und sehr gelungene
Fortsetzung finden. Der Autor lässt in seinen Roman „Das Licht der Welt“ seine
Kaufmannsfamilien wieder vieles erleben und erleiden.
Das dass Mittelalter eine dunkle, gar schwarze
Epoche war, in der die Menschen unter dem Einfluss von Herrschern und Kirche
lebend eine schwere Zeit hatte, bestätigt und widerlegt der Autor in seinem
historischen Roman. Daniel Wolf tritt die Tür auf zu einem dramatischen
Ensemble mit vielen historischen wie auch fiktiven Charakteren. Doch die
eigentliche Hauptrolle spielen nicht die Protagonisten, sondern die von Adel,
Kirche und kaufmännische Konkurrenz gebeutelte mittelgroße Stadt Varennes. Geschützt
und geleitet durch einen starken Rat der Stadt, der geschickt Wohlstand und
Frieden gewährleistet, lassen die inneren und äußeren Konflikte nicht lange auf
sich warten. Es gibt andere Städte, die im Moseltal einen starken Einfluss und
nicht wenig Macht ausüben. Voller Angst und Neid beobachten Sie die Entwicklung
von Varennes, die zudem noch vom König das Markt- und Messrecht erhalten haben.
Die Privilegien der Stadt und das
beeindruckende Geschick des Rates ist aber auch der Kirche ein Dorn im Auge.
Religion ist Macht – und als der Sohn von Michel Fleury in Varennes eine
öffentliche Schule eröffnen will, reagiert die Kirche wenig tolerant und
fortschrittlich. Sie fürchtet zu Recht, dass einfache Menschen aus dem Kreise
der einfachen Handwerker ihre religiöse Weltanschauung verlieren und der
Einfluss der Kirche immer weniger Raum einnimmt.
Der Autor Daniel Wolf katapultiert den Leser in
ein Mittelalter voll Licht und Schatten. Das Licht steht hier für den
Fortschritt, für die Unabhängigkeit der Städte, die nicht mehr gewillt sind,
sich von Adel und Kirchenfürsten den Alltag aufzwingen zu lassen. Wissen ist
Macht und langsam beginnen auch die Kaufmänner globaler zu denken, die ersten
Handelsbeziehungen und Städtebünde entstehen, und deren Einfluss und Macht ist
nicht zu unterschätzen. Doch für den Fortschritt müssen Opfer gebracht werden
und auch Varennes sieht dunklen Zeiten entgegen.
Der Schatten steht stellvertretend für
Tradition und das Recht mit Glaube und Schwert seine weltlichen und geistlichen
Werte zu vermitteln. Daniel Wolf beschreibt lehrreich, anschaulich und absolut
spannend diesen Wechsel zu erzählen.
Sicherlich gibt es auch unter den Hauptpersonen
viele kleinere und größere Szenarien, die sich mit Liebe und Leid, Rache und
Ehre beschäftigen, doch den eigentlichen roten Faden verliert der Autor niemals
aus dem Blick. So geschickt einfach und stilsicher entwickelt er von Seite zu
Seite eine spannende Atmosphäre, die auf der ganzen Linie überzeugt.
Selbst die Entwicklung des absoluten, und
manchmal recht eindimensionalen Bösewichts Lefere läuft nicht ins Leere.
Trotzdem ist dieser Charakter der Schwachpunkt der Handlung. Manchmal
überspitzt der Autor die Handlungen dieses Kaufmanns. Es wäre für den Rat der
Stadt einfach gewesen, diesen für immer zum Schweigen zu bringen. Egal, auf
welchen Weg man sich des personalen Problems hätte entledigen können. Aber gut,
stellen wir die Unterhaltung im Vordergrund und lassen die Realität mal kurz
außen vor.
Der Großteil des 1151-seitigen Epos ist
brillant be- und geschrieben. Nur am Ende des Romans wird es manchmal allzu
fantastisch, doch unterhaltsam und spannend ist es trotz der leichten Schwächen
immer noch.
Fazit
„Das Licht der Welt“ ist ein heller Punkt in dem
fast schon unüberschaubaren Genre des „Historischen Romans“. Prima recherchiert, lehrreich, spannend und
mit viel Liebe fürs Detail wird hier von Fortschritt gesprochen, von
festgefahrenen Dogmen abgeschworen und der Spaß an Geschichte nicht mal
seitenweise verloren.
Am Ende im Nachwort geht Daniel Wolf großartig
auf Fakten und Fiktion ein. Ein Glossar mit den üblichen Begriffen aus dem
Mittelalter, runden das Bild in Perfektion ab.
„Das Licht der Welt“ ist ein farbenprächtiger,
facettenreicher historischer Roman der absolut überzeugt. Ein literarisches
Fest mit den Zutaten Spannung, Dramatik und Realismus. Perfekte Unterhaltung.
Michael Sterzik