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Mittwoch, 25. Januar 2023

Der dunkle Erbe - Tom Melley


Wer sich mit der mittelalterlichen, englischen Geschichte befasst, wird unweigerlich auf berühmte, königliche Persönlichkeiten stoßen. Parallel existieren enorm viele Legenden, trotz oder vielleicht, auch weil es so zahlreiche Quellen und schriftliche Zeitzeugnisse gibt. Diese geben Historikern und Archäologen ein umfassendes Spiegelbild aus dieser Zeit. Es gibt allerdings auch viele überzeichnete Figuren mit vielen Halbwahrheiten, Vermutungen und immer wieder trifft man auf Klischees, die wie die Figur selbst geschichtlich unsterblich geworden sind.

Die Robin Hood Legende beförderte König Richard Löwenherz in ein idealisiertes, romantisierendes Abziehbild eines Bilderbuchritters. Sein verräterischer Bruder John, auch genannt „Ohneland“ wurde absolut negativ und als tyrannischer, machtbesessener und „böser“ Mensch und späterer Nachfolgekönig charakterisiert. Diesen verhängnisvollen „Stempel“ werden die Figuren auch nicht mehr los – zu viel davon wurde medial verarbeitet. Doch wie werden diese beiden Figuren von der aktuellen, gegenwärtigen Forschung interpretiert? Fassen wir uns kurz – Richard Löwenherz, war ein exzentrischer, machtbesessener und wenn man seine Regierung bewertet – ein schlechter König. Ein guter, legendärer, mutiger Kämpfer – ohne Zweifel – aber weit davon entfernt als ein stilisierter, ehrenvoller Ritter und König zu sein. König Johann Ohneland war allen Anschein nach, kein wirklicher Sonnenschein. Er hatte zwar viel Regierungserfahrung und kannte sich im Umfeld des Adels gut aus – aber auf seiner Art war er ebenso exzentrisch. Seine Fehlurteile führten dazu die Normandie zu verlieren, einen Bürgerkrieg zu entfachen, einen Verwandten getötet zu haben usw. Viele uneheliche Kinder, ein Weiberheld, und mit Geld konnte er nicht unbedingt gut umgehen (wie viele seine Vorgänger und Nachfolger ebenfalls nicht).

Das königliche Haus „Plantagenets“ wurde von einem besonderen Mann unterstützt -. Dem Königsmacher, vielleicht dem größten Ritter seiner Zeit: „William Marshal – 1.Earl of Pembroke. Seine Treue, sein Verständnis für Ehre, aber auch sein kämpferischer Mut und Talent mit dem Schwert und der Lanze machten ihm zum größten Ritter seiner Zeit, ohne übertreibend zu klingen. Seine Geschichte ist fast untergegangen, aber nur fast.

Tom Melley hat die beiden Figuren „König Johann ohne Land“ und „William Marshal“ eine literarische Bühne gegeben. In seinem neuesten historischen Roman: „Der Dunkle Erbe“ erzählt der erfolgreiche Autor von geschichtlichen Momentaufnahmen dieser beiden Legenden.

Normandie 1199. Nach dem Tod von Richard Löwenherz verhilft der einflussreiche William Marshal, der berühmteste Ritter aller Zeiten, dessen Bruder John zum englischen Thron.
Doch seine Hoffnung auf Frieden wird jäh enttäuscht, kaum an der Macht, stürzt der neue Herrscher das Land in einen Krieg gegen das mächtige Frankreich.
Vom unberechenbaren John wird Marshals Treue auf harte Proben gestellt, dennoch kämpft er für ihn, um einen Zusammenbruch des Reiches zu verhindern.
Bis der König eine verhängnisvolle Untat begeht, die nicht nur Marshals Schicksal entscheidend verändert …(Verlagsinfo)

„Der Dunkle Erbe“ ist als historischer Roman auch ein Polit-Thriller. Es ist kein Action-Kracher, kein Mantel-und-Schwert-Roman – sondern eine hervorragende Analyse zweier Menschen ihrer Zeit. Ein König und sein Ritter – beide Streben nach Macht und Einfluss in ihren individuellen Räumen und eigenen Gedankenpalästen.

Ihre Beziehung – ein Mit- und Gegeneinander ist der Fokus der Story. William Marschal ist ein Mann von Ehre – aber konzentriert sich auch darauf, seiner Familie und sich selbst so politisch und wirtschaftlich aufzustellen, dass er dabei äußerst gut wegkommt. Risiken geht er wohl ein – aber als ein kluger Stratege und Taktiker hat er immer einen Plan B im Köcher. Berechnend agiert er diplomatisch im Kreise des Adels – sein Netzwerk ist nicht unbedingt groß, aber er weiß, wem er sich anbietet, von wem er sich fürchten sollte und wer erst einmal zu beobachten ist.

König John (Johann ohne Land) wird beschrieben, wie er laut der aktuellen Quelllage wirklich gewesen sein müsste. Aufbrausend, verletzlich, unsicher in seinem Handeln – vielleicht war er auch immer ein Muttersöhnchen. Zeit seines Lebens stand er tief im Schatten seiner Brüder. Seine Bündnisse und Freundschaften brachten ihm nicht viel ein – außer noch mehr Ärger und Komplikationen, denen er ggf. auch lieber, trunken vom Wein tänzelnd auswich.

Der Roman lebt von vielen Dialogen, von politischen und militärischen Entscheidungen, aber auch von der Beschreibung einzelner Kämpfe auf dem Schlachtfeld. Sehr gelungen ist auch die erzählerische Perspektive von König Philip von Frankreich. Diese epochale Erzfeindschaft – der Kampf um die Normandie, ist der Mittelpunkt des Romans. Auf diese Art und Weise ist der Roman auch spannend – es ist ein Duell verschiedener Motive und Motivationen. Tom Melley gibt auch keine eigene Wertung ab – es waren Figuren ihrer Zeit, deren Handlungen wir weder politisch, kulturell, religiös, militärisch und letztlich auch menschlich mit unserem Wissen nicht unbedingt nachvollziehen können.

Mit den Vorgängerromanen ist „Der Dunkle Erbe“ keinesfalls zu vergleichen. Weniger kämpferisch – dafür mehr politisch durchdrungen – doch der Unterhaltungswert ist sehr, sehr hoch. Hervorzuheben ist die konsequente Verarbeitung von Fakten – und sich nicht an Legenden und vielen „Vielleicht“ zu orientieren.

Atmosphärisch sehr gut aufgebaut und feinem Humor gibt es auch zwischendurch. Viele Figuren sind geschichtlich authentisch – viele Schicksale schlüssig und in sich logisch interpretiert erzählt. Wer hier ggf. eine klassische Liebelei erwartet – dürfte enttäuscht werden. Die Liebe zeigt sich in unterschiedlichen Facetten – aber sie ist da. Die Liebe zu dem Land – für Freunde – für eine Ehefrau usw.

Persönlich finde ich es schade – dass das Leben dieser Hauptfiguren zu einem Zeitpunkt erzählt wird – bei der beide schon in der Vergangenheit Angst und Schrecken und weiteren Unfug betrieben haben. Stoff für weitere Romane – sollte also mehr wie genug vorhanden sein. Für John ist der Zeitpunkt des Romans – der Anfang vom Ende. Aus der Perspektive von William Marshal auch – aber als ehemaliger und erfolgreicher Turnierritter – ist er das Gewinnen ja sowieso gewohnt.

Fazit

Politischer Thriller mit viel Menschlichkeit. Spannende Unterhaltung von Menschen, deren Handlungen wir nicht unbedingt verstehen, aber die viel, viel Unterhaltung bieten. Absolut zu empfehlen.

 

Michael Sterzik

 


 

Samstag, 5. Juni 2021

Krieger des Herrn - Tom Melley

Das Mittelalter ist im Genre Historischer Roman, eines der am meisten verwendeten Themen und zeigt oftmals ein idealisiertes und voreingenommenes Bild dieser Epoche. Edle Könige und Kaiser, höfische Gehabe von selbstbestimmten Frauen ihrer Zeit, die zeitlos schön und romantisch wirken sollen, Ritter die für Recht und Gerechtigkeit eintraten, und die Armen und Hilflosen unterstützen sollten.
Nette Vorstellung ,oder?! Es mag diese Menschen gegeben haben, die moralisch und menschlich agierten, die für viel positives eintraten und ihr Leben selbstlos für das von anderen hergaben. Übergeordnet mussten sich allerdings auch alle sozialen Stände – ob nun Adel, Kaufleute, Handwerker oder unfreie Menschen der Kirche unterordnen. Die alten Dogmen, die alten Traditionen und der Glaube daran, dass die Seele in einem herrlichen Himmel überlebt oder dem feurigen Inferno einer Hölle zum Opfer fallen könnte. Schon immer wurde die Religion als manipuliertes Werkzeug eingesetzt und schon immer wurden Verbrechen und Mord von der katholischen Kirche legitimiert – Gott will es!
Tom Melley zeigt uns in seinem historischen Titel: „Der Krieger des Herren“ eine kleine authentische Momentaufnahme des Mittelalters in einer bildgewaltigen Atmosphäre die einen völlig einnimmt.
Sachsen im Jahr 1190. Walter von Westereck, jüngster Spross eines Rittergeschlechtes, bestreitet unfreiwillig sein erstes Turnier beim Erzfeind seiner Familie, Graf Konrad von Lauenau.
Dessen verwirrte Tochter Jolande fleht ihn an, sie aus den Händen ihres sadistischen Bruders Wilfried zu befreien.
Er schenkt ihr keinen Glauben und zieht weiter, während ihr Bruder voller Hass Burg Westereck niederbrennt und seinen Vater kaltblütig hinrichtet.
Walter schwört Rache, verfolgt Wilfried und Jolande, die überraschend wegen Blutschande und Sippenmord verurteilt, eine Bußfahrt ins Heilige Land antreten müssen.
Er schließt sich einem Heer bewaffneter Pilger an, bis er die Stadt Akkon in Palästina erreicht, wo sich Christen und Muslime seit Jahren einen gnadenlosen Kampf liefern.
Dort stößt er auf seinen Todfeind, doch der steht unter dem Schutz des großmächtigen Königs Richard Löwenherz …Verlagsinfo
Tom Melleys zweiter Band übertrifft sein Debüt: „Die Gebote des Templers“. Die Intensität der Charaktere und der Story ist nicht nur authentisch gestaltet, sondern hochspannend und fesselnd. Wir nehmen als Beobachter an einer Geschichte teil und tauchen emotional tief in die Handlung ein. Sehr positiv ist der Ansatz, die Figuren und deren Handlungen so zu zeigen, wie sie ggf. tatsächlich waren. Viel Dreck und Blut, viel Gewalt und Liebe und verdammt wenig Glanz und Gloria – fertig ist ein historischer Roman, der nachhaltig überzeugt.
Besonders gut gelungen ist die Beschreibung einer Turniers. Der ritterliche, sportliche Wettkampf um sich in der Kampfkunst zu messen. Der Einsatz sehr hoch – der Gewinn ggf. auch – oder man verliert alles und findet sich als armer Ritter in einer Bedeutungslosigkeit wieder. Der Verlierer wird gefangengenommen und kommt gegen ein Lösungsgeld frei – oftmals verlieren diese aber ihre Rüstung, ihre Waffen und das Pferd. Auf der anderen Seite winken neben einer finanziellen Spritze, auch viel Ruhm und Ehre. Es bilden sich neue Freundschaften, aber hier entstehen auch viele Fehden zwischen den adeligen Personen und Interessengruppen, deren Auseinandersetzungen einen hohen Blutzoll haben. Wen interessiert schon der arme kleine Bauer, oder das kleine Dorf, oder die Bewohner einer Burg die erobert wird!? Ritterlichkeit findet man hier nicht – nur eine gnadenlose Verwirklichung von willkürlicher, brutaler Macht.
Die Figuren sind großartig, es sind keine klassischen, verzweifelten Antihelden. Es sind Menschen, die Fehlentscheidungen treffen, die Schuld auf sich geladen haben, die von Rache und Ehre getrieben Verbrechen begehen, die aber andererseits Mitgefühl zeigen und „edel“ agieren.
Es gibt auch historische Personen, denen Tom Melley hier eine Bühne gibt – es sind auch nur Nebenfiguren, die aber ganz nebenbei zielführend eingebaut sind. Allen voran Richard Löwenherz – der englische Monarch, der noch immer das hochidealisierte Bild eines Ritters darstellt – allerdings sprechen Historiker eher davon, dass er ein schlechter König und ein schlechter Mensch gewesen sein mag – aber ein großartiger Krieger war.
Dem letzten Drittel widmet sich der Autor den „Kreuzzügen“. Ein Paradeschauplatz, der allerdings überflüssig wirkt und deren Intensität nicht im Fokus liegt. Es wäre gut gewesen, die Handlung nicht auf zwei Schauplatzen zu trennen. Aber das mindert auch nicht im Geringsten die fabelhafte Unterhaltung.
Auch den Part des „bösen“ Gegners hätte man vielschichtiger darstellen können, so wirkt mir dieser manchmal zu übertrieben eindimensional böse.
Den Part der Kämpfe auf dem Turnier, oder auf dem Schlachtfeld erzählt der Autor bildgewaltig und scheut sich auch nicht davor es blutig und brutal zu schildern. Der Ton macht die Musik – und auch hier überspitzt es Tom Melley nicht ins plakativ grausame zu wechseln.
Atmosphärisch interpretiert ist der vorliegende Roman grandios erzählt. Verstand und Gefühl im absoluten synchronisierten Einklang. Stil, Ausdruck und Sprache sind hervorragend verwendet.
Fazit
„Der Krieger des Herrn“ von Tom Melley ist ein ganz, ganz starker historischer Roman, der grandios überzeugt. Wesentlich stärker und intensiver wie der erste Band. Ich würde es dem Autor wünschen, dass sich ein großer Publikumsverlag findet der diese beiden Titel veröffentlicht.
Michael Sterzik


Montag, 24. Mai 2021

Die Gebote des Templers - Tom Melley

 

Der Kampf um das Heilige Grab, die Kreuzzüge von denen sich die Ritter und Soldaten ein abenteuerliches und erträgliches Geschäft versprachen. „Gott will es“ und das Versprechen sich damit allen Sünden zu entledigen – all das waren Motive um legitimiert zu morden, zu plündern, zu vergewaltigen und vielleicht auch der Gerichtsbarkeit und anderen heimischen Herausforderungen hinter sich zu lassen. Alles in Namen „Gottes“.

Es gibt eine Menge an historischen Quellen, die uns ein gutes und authentisches Bild überliefern. Dazu gibt es noch eine Menge „Legenden“, eine ganze Reihe von erzählerischen Übertreibungen die etwas viel Glanz und Gloria über die Epoche verteilen. Im Genre Historischer Roman – gibt es unzählige Romane, die diese extreme, kriegerische Religionspolitik unterhaltsam erzählen. Viele haben mit einer auch nur annähernden Realität entfernt wenig bis gar nichts zu tun.

Kommen wir zurück ins Land der Märchen, Fabeln und Legenden und konzentrieren uns kurz auf die Tempelritter. Ein Orden mit festen Verhaltensregeln, Gesetzen, Richtlinien und einem unerschütterlichen Kodex der sich an die ritterlichen und menschlichen Wert orientiert. Humanitärer Kompass hin oder her – auch hier gibt es neben einer Vielzahl von historischen Quellen, auch viele Legenden um die Ritter in den weißen Waffenröcken, die das Symbol des Kreuzes trugen.

Im vorliegenden Roman „Die Gebote des Templers“ von Tom Melley thematisiert dieser, die „Tempelritter“ im Heiligen Land.

Das Heilige Land im Jahr 1193.
Guillaume de Born, ein skrupelloser Tempelritter, ist der fleischlichen Sünde überführt. Als Buße wird er mit einem selbstmörderischen Auftrag in das von Sultan Saladin besetzte Jerusalem gesandt. Dort stößt er auf einen Teil der verschollen geglaubten Bundeslade. Er verfolgt deren Spur bis zu einem jüdischen Goldschmied und stiehlt das vermeintliche Heiligtum.
Guillaumes Tod ist jedoch vom Großmeister der Templer längst beschlossen. Auf dem Rückweg in die Hafenstadt Akkon wird er plötzlich von seinen Tempelbrüdern überfallen. Sie nehmen den kostbaren Schatz an sich und er bleibt schwer verletzt in den Bergen Galiläas zurück. Durch die Hilfe einer Jüdin und eines Arabers überlebt er und schwört Rache. Doch das wertvolle Artefakt befindet sich jetzt in einer uneinnehmbaren Templerfestung, bewacht von einem erbarmungslosen Feind. (Verlagsinfo)

„Die Gebote des Templers“ von Tom Melley überzeugt durch eine absolut authentische, historische Perspektive. Der Autor hält sich nicht auf mit überflüssigen Beschreibungen, oder ziellos geführten Dialogen. Es gibt keine romantisierte Interpretation und Darstellung der Tempelritter. Tom Melley zeigt sie diese mitunter gewesen sei könnten, als Menschen, die sich im Orden versteckte, die Korrupt waren, die Verbrechen begingen, die jegliche selbstauferlegten Ideale verriet. Diese ritterliche Eliteeinheit, die die beiden Stände Ritter- und Mönchstum vereinte, waren sehr mächtig. Sie hatten einen unmittelbaren politischen Einfluss, den sie mithilfe ihrer finanzkräftigen Infrastruktur so lenkten, wie sie es selbst für richtig hielten. Sie waren ein Syndikat – eine legalisierte, teils verbrecherische Institution. Als „Kinder“ ihrer Zeit waren sie berühmt, berüchtigt, hoch beachtet und gefürchtet. Aber es gab auch eine Menge sehr positive Eigenschaften.

„Die Gebote des Templers“ überzeugt nicht über einen Spannungsbogen der aus der Story resultiert. Die Geschichte wird hauptsächlich von den Charakteren getragen und diese sind perfekt und mehrdimensional gestaltet. Das Storytelling ist sekundär – die erzählerische Perspektive wechselt und damit auch die verschiedenen  Motive die gespiegelt werden, sodass die Spannung personenbezogen wird.

Grundstein dieser personenbezogenen Story ist die Suche nach Teilen der Bundeslade. Dieses religiöse Artefakt animiert noch immer viele Autoren, oder Produzenten es für eine Geschichte zu verwenden. „Der Zorn Gottes“ – die 10 Gebote die Moses von Gott empfangen hat – viele Verwendungsmöglichkeiten. Für die Geschichte ein Platzhalter – es hätte auch der „Heilige Gral“ sein können, oder die Kinder von Jesus und Maria Magdalena usw. – die Auswahl an Legenden ist vielseitig.

Tom Melley erzählt in Rückblenden immer wieder von tatsächlich historischen Ereignissen und bezieht hier eine neutrale Stellung. Es gibt kaum Nebengeschichten, was im Grunde sehr schade ist, denn es hätte dem Roman noch mehr an Tiefe gegeben. Ebenso verhält es sich mit den Nebenfiguren – und es ist interessant, dass die beiden „Ritter“ – dem Hauptcharakter in die zweite Reihe stellen. Diese beiden Charakter spielen übrigens im zweiten Band: „Der Krieger des Herren“ die Hauptrolle. Die Geschichte spielt allerdings vor den Ereignissen von „Die Gebote des Templers“.

Der Roman „Die Gebote des Templers“ ist großartig für ein Debüt. Tom Melleys Stil ist für einen Debütroman außerordentlich gut. Ausbaufähig – aber sein Talent inhaltlich kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, und sich auf das wesentliche zu konzentrieren, wirkt packend und überzeugend.

Ein historischer Roman, muss letztlich auch über die Interpretation und Verwendung von Fakten überzeugen. Auch hier hat Tom Melley alles richtig gemacht. Im Nachwort erklärt er, welche Fakten und historischer Ereignisse er verwendet, oder schriftstellerisch frei interpretiert hat.

Fazit

„Die Gebote des Templers“ von Tom Melley sehr zu empfehlen. Authentisch überzeugend und die Figurenzeichnung ist brillant gelungen. „Geschichte in einer unterhaltsamen „Geschichte“ verwandelt. Ziel erreicht.

Man darf gespannt sein, was für Werke hier noch folgen werden. Ich empfehle, die Geschichte vom vorliegenden Band nicht weiter zu führen. Es gibt noch viel zu erzählen. Lesen Sie „Die Gebote des Herren“ – lassen Sie sich überraschen, sie werden begeistert sein. Prädikat: Unbedingt lesen.

Michael Sterzik

Samstag, 11. November 2017

Schwert und Krone - Der junge Falke - Sabine Ebert

Nach dem beeindruckenden Erfolg ihres ersten Teils der geplanten Romanreihe:  Schwert und Krone – Meister der Täuschung, veröffentliche nun die bekannte, in Leipzig lebende Autorin Sabine Ebert ihren nächsten Band: „Der junge Falke“.

Das Spiel um den Königsthron geht imposant geschildert und verdammt spannend weiter. König Konrad, aus dem Adelsgeschlecht der Staufer regiert das römisch-deutsche Reich mit vielen internen Schwierigkeiten und nicht unbedingt mit einer konsequenten, harten Hand. Intrigen am Hofe Konrads, der Kreuzzug und der Wendenkreuzzug gegen die Slawen offenbaren politische Schwächen und stärken die Position seines Kontrahenten, dem jungen Herzog Heinrich der Löwe, aus dem Geschlecht der Welfen.

Die Autorin Sabine Ebert versteht es auch mit dem zweiten Band ihrer auf zehn Bände ausgelegten Reihe, ein Stück deutscher Geschichte, informativ, lehrreich und sehr spannend darzustellen. Eine große Rolle spielt „der junge Falke“ – Friedrich von Schwaben, der spätere König und Kaiser Friedrich I., später bekannt als Barbarossa. Die Umschreibung „junger Falke“ ist von der Autorin sehr gut gewählt. Der junge Adelige, zum Teil Staufer, zum Teil Welfe, beherrscht das gefährliche Spiel um den Thron mit einem sehr politisch-orientierten Blick für eine kommende Regentschaft. Aus einer beobachtenden Perspektive, mit dem übergeordneten Blick eines Falken, der seine Umgebung sondiert und analysiert, bereitet er sich vor.  

Es gibt viele historische Romane, die sich mit der englischen, mittelalterlichen Geschichte beschäftigen, unzählige Geschichten von Königen und Kreuzzügen füllen neben dramatischen Frauenschicksalen, die Bücherwände unserer Buchhändler. Doch was ist mit unserer eigenen Geschichte und unseren Adelshäusern? Höchstwahrscheinlich wissen wir wenig, viel zu wenig.

Als Autorin historischer Romane kann der erzählerische Grad zwischen Fakten und Fiktion sehr schmal ausfallen. Sabine Eberts Bühne sind überwiegend die geschichtlichen Fakten. Seit ihren Bänden 1813 und 1815, die sich mit der Völkerschlacht bei Leipzig beschäftigen, widmet sie sich der deutschen Vergangenheit.

Nach den zwei Bänden: „Meister der Täuschung“ und dem vorliegenden Band: „Der junge Falke“, kann man sagen: Es ist ihr ein Bravourstück gelungen. Meisterlich recherchiert und geschichtliche Lücken sauber interpretiert und in die historische Handlung eingepasst. Die Autorin, die sich bei Recherchen zu ihren Romanen, historischer Fachliteratur bedient und sich aktiv mit Historikern über Quellenlagen informiert, weiß, wovon sie schreibt.

Der zweite Band aus der Reihe „Schwert und Krone“ – der junge Falke – schließt direkt an den ersten Band an. Ihre Schilderungen der beiden Kreuzzüge, und die direkte, politische Auseinandersetzung der führenden Adelsdynastien, bergen eindrucksvolle, spannende Geschichten, voller Dramatik und Tragik. Weder manipuliert die Autorin die vorhandenen, geschichtlichen Fakten, noch bedient sie sich einer hohen, erzählerischen Freiheit. Das ist weder stocknüchtern, oder bierernst – es ist unsere Vergangenheit – unser Erbe, dass spannend wie nie erzählt wird. 

Wenn Freunde, aus politischen Gründen zeitweise zu Feinden werden, Kreuzzüge in Katastrophen enden, sich Menschen für Ideale opfern – und diese Szenarien nicht nur spannend, sondern auch feinfühlig, sensibel erzählt werden, dann ist das optimale Kopfkino des Lesers eingeschaltet.

Es gibt einige Szenen in dem Roman, die den Leser aufrütteln werden – der Leitspruch – „Taufe oder Tod“ und natürlich das bekannte „Gott will es“ , bergen einen Schrecken, den die Autorin perfekt transportiert. Ebenfalls gibt es ein paar wohldosierte Gänsehautmomente, wenn Figuren sich ihrem endlichen Schicksal stellen.

Es gibt nur wenige Kritikpunkte, die ich für mich erkennen kann. Zum einen habe ich vermisst, dass die Perspektive der Slawen praktisch wenig behandelt wird, allerdings betonte die Autorin, dass die Quellenlage außerordentlich sparsam ist. Im ersten Band, gab es neben der Vielzahl historisch verbürgte Personen, einen sympathischen, spionierenden Spielmann, der wunderbar in die historische Rahmenhandlung eingepasst wurde – den Luxus einer fiktiven Figur, spart sich die Autorin diesmal für den dritten Band auf.

„Schwert und Krone“ der junge Falke von Sabine Ebert ist brillant. Die Handlung realistisch, konsequent und mit viel Platz für Dramatik und Tragik grandios. Ein Stück unserer Geschichte verpackt in mit einer historischen Schleife, ein literarisches Geschenk, dass zum Pageturner wird.

Michael Sterzik


Sonntag, 31. Januar 2016

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes - Oliver Pötzsch

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes

Der Münchner Autor Oliver Pötzsch veröffentlicht mit seinem neuesten historischen Roman: „Die Henkerstochter und das Spiel des Todes“ seinen sechsten Roman der Reihe um den bärbeißigen Henker Jakob Kuisl und seiner Familie.

Der vorliegende Band spielt wie die letzten Geschichten, wieder in Bayern, diesmal in Oberammergau, einem kleinen beschaulichen Bergdorf, mit vielen verschrobenen Bewohnern und dunklen Geheimnissen. Im Jahre 1670 zum Zeitpunkt der Geschichte, also im späten Mittelalter, auch 22 Jahre nach dem großen 30-jährigen Krieg, herrschen noch immer der Adel und der Klerus über die einfachen Menschen. Doch die ersten Städte gehen die ersten Schritte in ein neues Zeitalter. Kaufmänner und Handwerke bilden eine starke Gesellschaft mit ihrem Zusammenschluss zu Zünften und Kammern. Es gibt Schulen, Universitäten die entsprechende Bildung und Talent fördern und ausbilden.

Doch jenseits dieser wachsenden Metropolen, in kleinen Dörfern und Gemeinden bilden die Religion und die Tradition den Grundstein für ein zumeist friedliches Zusammenleben. Hinzu noch Aberglauben, Mythen und Legenden, die das Leben unmittelbar beeinflussen. Oliver Pötzsch lässt auch hier durch perfekte Recherche den Lesern großen Anteil nehmen, die Lebensweise der Menschen in dieser Epoche nachzuempfinden. Das Passionsspiel in Oberammergau, dass alle 10 Jahre und noch bis heute aufgeführt wird, bilden den Pfeiler dieser Geschichte. Blutige Ritualmorde verängstigen die Menschen und Oliver Pötzsch lässt seinen Henker Jakob Kuisl und seinen Schwiegersohn Simon ermitteln.

Die Handlung ist durchweg spannend und verwebt sich gekonnt mit einigen Nebengeschichten und Schauplätzen, die Überraschungen bereithalten. Interessant auch, dass der sturschädelige Jakob Kuisl durchaus unter Druck gesetzt werden kann und ja, auch die noch stureren Bewohner des Gebirgsdorfes verlangen viel Geduld. Natürlich spielt auch die Henkerstochter Magdalena eine tragende Rolle, doch die befasst sich weniger mit den Morden, als mit den naiven Aktionen ihrer jüngeren Schwester.

Die Story, die auch auf knappen 640 Seiten erzählt wird, garantiert großartige Unterhaltung. Nicht nur durch die anhaltende Spannung, sondern auch durch informative historische Elemente, überzeugt der Roman.

Oliver Pötzsch lässt seine Figuren in seiner Henkersreihe einige Abenteuer (über)leben, und ich finde es fantastisch, dass der Autor seine Charaktere weiter entwickelt. Sie werden älter, verändern ihre familiäre und soziale Position, bekommen Kinder, erleiden persönliche Verluste – hier herrscht kein Stilstand. Das Leben ist Veränderung und diese Entwicklungen sind lobenswert. Die Helden sind keine unrealistischen, überzeichneten Figuren,  sondern sie menscheln vortrefflich.

Als historischer Roman erfüllt er alles an Erwartungshaltung, was man sich ggf. erwünscht. Oliver Pötzsch, selbst ein direkter Nachfahre dieser Henkersdynastie legt viel Wert auf Detailreichtum und recherchiert nicht nur vom heimischen Schreibtisch aus. Im Nachwort lädt der Autor den Leser zu einer Schauplatztour ein. Für den regionalen Leser sicherlich eine Option mit Entdeckungsfaktor.

„Die Henkerstochter und das Spiel des Todes“ ist ein perfekter historischer Kriminalroman und Jakob Kuisl und Co. entwickeln sich zu einem aktuellen literarischen Kulturgut.

Lassen Sie sich entführen in die bayrische Bergwelt, mit ihren Legenden und sturen Bewohnern. Sie werden garantiert nicht enttäuscht sein.

Michael Sterzik




Freitag, 11. Dezember 2015

Der Palast der Meere (Rebecca Gable)


Seit dem historischen Titel: „Das Lächeln der Fortuna“ ist der Name „Waringham“ fast schon so bekannt, wie die Schöpferin dieser Roman Reihe – Lady Rebecca Gable. Der fünfte und wahrscheinlich abschließende Band dieser Saga um die adeligen Ritter, die den Königen Englands für Rat und Tat zur Seite stehen, bildet einen souveränen Abschluss. Obgleich sich die Autorin hier auch die Freiheit nimmt, evtl. noch einen Band folgen zu lassen.

Nach dem Königreich Henry Tudor, regiert nun Elisabeth I., die jungfräuliche Königin. Und diese hat neben der Problematik der eigenen Thronfolge, viele Themen und Konflikte innerpolitischer und außerpolitischer Art zu lösen. Zum einen die Bedrohung und die eskalierenden Konflikte mit dem spanischen Königreich, zum anderen gibt es viel Ärger mit und durch die abgesetzte Königin schon Schottland Mary Stuart. Für die Autorin ist es nun nicht schwer, eine spannende Geschichte rund um die historischen Akteure zu schmieden.

 Die Familienmitglieder der Waringhams finden sich natürlich in unmittelbare Nähe der selbstbewussten Regentin wieder.  Isaac of Waringham, gerade erst 14 Jahre alt, viele jugendliche Flausen im Kopf und nicht bereit sich Familientraditionen anzuschließen und sucht untypischerweise sein Glück nicht auf den Rücken eines Pferdes, sondern als blinder Passagier auf einem Freibeuterschiff. Der Beginn eines unruhigen Abenteuers zur See und auf seinen Fahrten in die Karibik lernt er u.a. den späteren Pirat seiner Königin, Sir Francis Drake kennen.

Seine Schwester Eleanore, ist das „Auge“ der Königin. Engste Vertraute, loyale Freundin, aber auch professionelle Spionin. In „Der Palast der Meere“ nimmt diese den tragenden Teil der Handlung teil – der Grund ist die unmittelbare Nähe zu den historischen Ereignissen, die besten recherchiert, unterhaltsam und spannend erzählt werden.

Und es gibt viele abwechslungsreiche Spannungen, der Königin Liebeleien, die mehrfachen Umsturzversuche von Mary Stuart und die bedrohlichen Konflikte mit Philip von Spanien, der eine Invasion Englands anstrebt.

Es kommt also keine Langeweile und Eintönigkeit auf, auch wenn der Leser manchmal eine stille Lethargie spüren mag, da die Ereignisse in der Regentschaft von Elisabeth I. natürlich bekannt sein dürften. Die Charakterisierung der eigenwilligen Königin hat Rebecca Gable treffend beschrieben und darin besteht ein wesentlicher Schwachpunkt dieses Handlungsstrangs. Aufmerksamer und fast schon interessanter sind die Nebengeschichten, bei der, der König der Diebe zusammen mit dem Auge der Königin eine gute Figur abgeben.

Viel freier wurde hingegen die Handlung um den Seefahrer Isaac aufgebaut. Seine Entwicklung ist oberflächlich und vorhersehbar – eher eine klassische Piratengeschichte, Pardon Freibeuter wie sich nannten. Die unberechenbare raue See, Sklaven und Piraten in der Karibik, Seegefechte und natürlich diese Mantel- und-Degen Atmosphäre lassen den Roman wirklich leben.

Rebecca Gable ist bekannt dafür, dass sie die Vergangenheit weder mit romantischen Klischees ausschmückt, noch einseitig eine schwarz-weiß Welt schildert. Schlichtweg ist sie grundehrlich und entzaubert dabei manchmal auch die eine oder andere historische Persönlichkeit oder historische Szene. In „Der Palast der Meere“ kann man sich von der ehrenhaften Persönlichkeit des bekannten Freibeuters Sir Francis Drake verabschieden. In Nachwort kommt die Autorin darauf zu sprechen.

Alles in allem ist „Der Palast der Meere“ ein Großartiger und vielseitiger Roman. Nicht nur spannend, sondern auch mit viel augenzwinkernden Humor und klug erzählten Dialogen, gehört dieser Roman zu den wirklichen wichtigen im Genre des historischen Romans.

Auch wenn es heißt, dass „Der Palast der Meere“ der Abschluss der Waringham-Saga sein soll, würde es mich diebisch freuen, wenn sich die Autorin, vielleicht einmal mit der kriminellen Seite Londons auseinandersetzen würde. Die Diebesgilde eignet sich vortrefflich.

Michael Sterzik


Dezember 2015-12-11