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Freitag, 4. März 2011

[Rezension] Die Blutsäule (Iris Kammerer)

Die Blutsäule – Iris Kammerer

Die Domhauptstadt Köln ist immer einen Besuch wert und die über 2000 Jahre alte Stadt am Rhein hat viel zu erzählen. Natürlich beherrscht die Kunst, sowie auch die Kultur diese Metropole und natürlich ist der Kölner Dom das traditionelle Ziel vieler Touristen.

Der Kölner Dom gehört zu den weltweit größten Kathedralen im gotischen Stil und seit 1996 gehört dieses imposante Bauwerk zum Weltkulturerbe der Unesco.

1248 wurde der gotische Bau vom Dombaumeister Gerhard von Rile begonnen. Sein Vorbild war die Kathedrale von Armiens. Er war der erste der Dombaumeister von Köln.

Iris Kammerer die schon brillante historische Romane wie „Varus“, und u.a. „Der Tribun“ erfolgreich verfasste und die bereits in mehreren Auflagen erschienen sind, lässt in ihrem neuesten Roman „Die Blutsäule“ die Stadt Köln und den Dombaumeister Gerhard von Rile eine Hauptrolle spielen.


 
Inhalt


 
Köln 1248: Der noch sehr junge Baumeister Gerhard von Rile hat in der Stadt am Rhein den Auftrag angenommen, eine prachtvolle Kathedrale zu errichten. Die Stadt Köln entwickelt sich rasant. Sie ist zu einem Magnet für Handwerker und Kaufleute geworden die im Schatten dieses Doms Reichtum und Rum wittern. Die Konflikte zwischen Klerus und Bürgerschaft nehmen zu und auch Gerhard von Rile und sein Neffe Gerwich geraten schnell zwischen die verfeindeten Fronten, genauso wie der eigentliche Stadtherr – der Erzbischof.

Als Gerwich unmittelbarer Zeuge eines Mordes wird, und dieser kein Einzelfall bleibt, überschlagen sich die Intrigen und Ereignisse innerhalb der Stadtmauern. Die beiden Predigermönche Albert von Lauingen und sein noch jünger Schüler Thomas von Aquin helfen Gerwich bei den Ermittlungen. Doch kein weltlicher Richter wird über die Verdächtigen urteilen können. Denn die „Blutsäule“ entscheidet letztlich über das Schicksal, über Schuld und Sühne der potentiell verdächtigen Personen.

Als „Gottesurteil“ soll diese Säule an der Jesus Christus gemartert und ausgepeitscht wurde, dienen. Denn das heilige Blut soll den Stein getränkt haben und den wahren Sünder entlarven oder freisprechen können.

Die Kölner die endlich Ruhe und Frieden in der Domstadt haben möchten, und die nicht zuletzt durch die Anbetung von Reliquien an Tourismus und Handel gut verdienen handeln durch Aberglauben gehetzt etwas vorschnell. Als der regulär durch die Blutsäule entlarvte Täter identifiziert und gefangen wird, und trotzdem noch weitere Morde geschehen, überschlagen sich die Ereignisse....


 
Kritik


 
Iris Kammerer hat ihren Schauplatz hervorragend gewählt. Köln sprüht ja förmlich über von Geschichte, aber nicht nur durch die auch schon damals im Jahre 1248, gab es umfangreiche Intrigen unter den Kaufleuten, Handwerkern, den Stadträten. Auch die Kirchenväter wollten an den Touristen ihren Profit weiter ausbauen, und die Gewinnung von Macht und Einfluss rief doch weltliche Motivationen hervor.

Die Autorin hat wie schon erwartet hervorragend recherchiert und wer Köln kennt, wird im Lesen quasi an die Hand genommen und gleich durch die Domstadt spaziert. Hjer nimmt das Mittelalter Gestalt an, die Gassen, die verschiedenen Straßen und Plätze, der Bau des Kölner Doms – all das entwickelte sich in eine ungemein dichte Atmosphäre.

Doch nicht nur die Kunst und Kultur spielt in „Die Blutsäule“ eine tragende Rolle. Auch die Menschen die in dieser Metropole lebten, hat die Autorin realitätsnah und vielseitig aufleben lassen. Zudem Iris Kammerer noch sehr beispielhaft und sagen wir es ruhig, sehr lebhaft uns an deren täglichen Leben teilhaben lässt. Da wie immer die Kirche ihre Schäfchen leitete und führen wollte, wird das Thema Aberglauben hier auch stark thematisiert.

Das eine Säule einen Verbrecher entlarven oder einen Unschuldigen retten könnte, ist für unseren Intellekt nur schwerlich nachvollziehbar, doch für viele Personen im 13 Jahrhundert und auch noch später hatte der Glaube an Wunder und Reliquien eine immense Gewichtung. Doch nicht alle waren so gutgläubig, natürlich gab es auch Menschen die mit einer gewissen Skepsis solchen Wundern begegneten, aber ungefährlich war das freilich nicht. So oder so, dass Mittelalter war ein prägende Epoche, ein Zeitraum in der Kunst und Kultur, und natürlich auch die Architektur wahre Quantensprünge vollführte.

„Die Blutsäule“ von Iris Kammerer ist ein abwechslungsreicher und sehr, sehr spannender Roman der zu überzeugen weiß. Die Stadt am Rhein lebt hier auf, die Menschen und deren Schicksale werden vielfältig und überzeugend auf die frühmittelalterliche Bühne geworfen.

Es ist kein historischer Kriminalroman wie vielleicht der Leser ihn hier erwartet. Iris Kammerers Stil ist weit vielfältiger. Im Vordergrund stehen die sozialen Verflechtungen, die Intrigen der Händler, der Kampf um Macht und Einfluss in dieser Großstadt die alles dafür tut um wachsen zu können

Dem Leser wird Gerhard von Rile begegnen, der erste Dombaumeister zu Köln von dem nicht wirklich viel bekannt ist, aber viel vermutet wird. Iris Kammerer gibt diesen und anderen historischen Persönlichkeiten ein gewisses Gesicht, dass der Vergangenheit durchaus entsprechen könnte. Thomas von Aquin und Albertus Magnus sind zwei der herausragenden Geistliche denen hier die Autorin die Gelegenheit gibt in dieser Geschichte mitzuspielen.


 
Fazit


 
„Die Blutsäule“ von Iris Kammerer ist grandios und überzeugt nicht nur durch Spannung und Abwechslung in ihrem Roman, sondern auch durch eine sichere und realitätsnahe Beschreibung des Mittelalterlichen Kölns und seiner Bewohner.

Am liebsten möchte man sich auf den schnellsten Weg nach Köln begeben, um die Atmosphäre in der Nähe des Doms zu spüren, zu begreifen wie faszinierend und spannend eine Autorin „Köln“ beschreiben kann. 



Michael Sterzik