Sonntag, 4. September 2011

Das Fort - Bernard Cornwell


Das Fort

Sie segelten unter der Flagge der Freiheit.

Sommer 1779: Der Kampf um die Unabhängigkeit der USA von der britischen Krone hat sich in den Süden verlagert. Da nutzt eine britische Infanterieeinheit die Gunst der Stunde: Die Rotröcke segeln in drei Kriegsschaluppen zur nebligen Küste Neuenglands, um dort auf einer Landzunge ein Fort zu errichten – den weit über das Meer sichtbaren Machtanspruch der Krone.
Eine Kriegserklärung an die junge Regierung der USA! Als Antwort schicken sie eine riesige Kriegsflotte und mehr als tausend Infanteristen, um die Eindringlinge zu vertreiben. Doch zum Sieg gehört mehr als nur ein großes Heer; zum Sieg gehören ein Plan und Männer, die das Handwerk des Krieges beherrschen …(Verlagsinfo)

Michael Sterzik







Samstag, 3. September 2011

Blutige Stille - Linda Castillo


Als Officer Chuck Skidmore, der als erfahrener Polizist gilt, routiniert seine Streife fährt, wird er durch einen durchdringenden Schrei in der Nähe des Anwesens der amischen Familie Plank aufmerksam. In der Stille der Nacht offenbart sich „Skid“ ein furchtbares Bild. Die siebenköpfige Familie der Planks ist auf bestialische Weise ermordet worden. Die beiden Söhne wurden durch Schüsse exekutiert, die Ehefrau liegt mit ihrem Baby im Arm in ihrem Blut, die tödliche Kugel hat ihren Rücken durchschlagen und sowohl sie als auch ihr Baby getötet. Ihren Ehemann wurde doch einen direkten Schuss in den Mund der Hinterkopf weggesprengt, an seiner Seite liegt eine Pistole der Marke Beretta.

Schockiert stolpert Skid durch das Haus und steuert die landwirtschaftliche Scheune an. Was ihn erwartet, wird ihn auf immer begleiten. Die beiden schon älteren Töchter sind ebenfalls tot. Doch ihre nackten Körper zeigen offensichtliche Spuren von schwerer Folter und Misshandlung. Die Polizeichefin der Gemeinde von Painters Mill glaubt nicht an die Theorie, dass der Vater durchgedreht ist und seine Familie kaltblütig abschlachtete. Die Planks waren eine tiefgläubige und konservative Familie unter den Amischen. Sie lebten in aller Bescheidenheit und hatten mit den „Englischen“ Bürgern nicht viel Berührungspunkte.
Der Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin gibt Kates Vermutungen recht. Wahrscheinlich wurde auch der Vater der Kinder ermordet. Die Spuren der Verletzung werden einige Fragen auf und im Laufe der Ermittlungen verdichten sich die Spuren, dass Mary, die älteste der beiden Töchter der Grund dieses Massakers gewesen sein muss.

Als Kate eines Abends auf eigene Faust, das Anwesen der Planks noch einmal durchsucht und sich hier auf das Zimmer von Mary konzentriert, findet sie unter eine Diele das einfache Tagebuch der heranwachsenden Frau.
Ist das Tagebuch der Schlüssel zum Mörder …?

Kritik

Das Buch "Blutige Stille" weißt durchaus viele Parallelen zu "Die Zahlen der Toten" auf. Gleich am Anfang werden im vorliegenden Titel die Toten gefunden. Ebenso die Darstellung und Beschreibung des Tatortes, was im Vorgänger ebenfalls gespiegelt der Fall war.
Wieder handelt es sich bei den Opfern um Amische und wieder einmal wird Kate mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ebenso treffen wir mit Agent Tomassetti einen alten Bekannten wieder.

Hier war es sehr störend, dass er wiederum vor einen Tribunal Rede und Antwort stehen musste und quasi bis auf Weiteres von seiner Dienststelle suspendiert wird. Nach seiner hilfreichen Unterstützung bei den Schlächtermorden (Die Zahlen der Toten), die zur Ergreifung des Täters führten, sollte dieser eher belohnt als bestraft werden. Sein Einstieg in „Blutige Stille“ ist daher wenig originell.
Aber das sind nur kleinere Auffälligkeiten die Leser, die den Vorgängertitel nicht kannten, nicht weiter in ihrem Lesevergnügen stören sollte. Und auch wenn es Parallelen gibt, so werden diese kleinen Klippen gekonnt von der Autorin durch einen enorm hohen Spannungsbogen kompensiert.

Schnell entwickelt sich, durch das langsame Vordringen des Officers, der den Ort des Massakers aufsuchen muss und das Entsetzen das sich durch die Beschreibung des Tatorts breitmacht, eine schaurige Atmosphäre.
Nach und nach erfährt der Leser mehr über die Umstände der Tat. Einen großen Sprung macht die Handlung, nachdem Kate das Tagebuch des unschuldigen Mädchens findet. Sehr gut eingebaut lässt Linda Castillo die ermordete, junge Frau selbst zu Wort kommen. Dass dadurch nicht nur bei Chief Kate eine persönliche Bindung zu den Opfern entsteht, sondern auch bei den Lesern hat sie großartig auf die Bühne gebracht.

Die Einträge der jungen Frau berühren und vermitteln, was eine junge Frau empfindet, die sich in der "Rumspringa" befindet, also die Zeit, in der sich der junge Mensch entscheiden muss, welchen Weg er in Zukunft bereit ist zu gehen. Entweder sich den Regeln und den Grundsätzen der Gemeinschaft der Amischen anzuschließen, oder sich "bannen" zu lassen, um diesem Leben abzuschwören. Damit hätte sich allerdings auch den Kontakt zur eigenen Familie erledigt. Wie weltfremd sie aufgewachsen ist und wie naiv und unschuldig sie auf die Komplimente und Verführungen eines viel älteren Mannes eingeht, ist erschreckend realistisch.
Dass sich Kate das Schicksal des Mädchens so zu Herzen nimmt und sich damit viel stärker als gut für sie ist, sich mit Mary identifiziert ist zwar löblich, doch manchmal nicht nachvollziehbar. Ihr Verhältnis zu Tomassetti, das nicht einfach ist, da beide ihre persönlichen Dämonen mit sich rumschleppen, wird hier auch nicht besser. Dieses Thema wird zum Glück nicht seitenfüllend behandelt und quasi nur als kleinerer Nebenschauplatz behandelt.

Die Handlung ist immer aus der Perspektive der einzelnen Protagonisten zu betrachten. Natürlich kommt Kate am meisten zu Wort, aber auch Tomassetti findet hier Gehör. Für die Handlung wäre es vorteilhaft gewesen, wenn der Ermittler Tomassetti von BCI stärker involviert gewesen wäre. So taucht er als Nebenfigur gesehen so spartanisch auf, dass man 
sich das auch hätte ersparen können.
Der Spannungsbogen orientiert sich an direkt an den Ermittlungen so das hier der Leser dem Geschehen im vollen Umfang mit allen Fortschritten und Verwicklungen im Laufschritt mithalten kann. Linda Castillos Schreibstil ist konsequent sehr gut. Sie erspart sich Ausflüge in die Welt der so oft für amerikanische Thriller typischen Klischees.

Wie schon im ersten Band "Die Zahlen der Toten" lässt die Autorin den Lesern einen intensiven Blick in die amische Glaubensgemeinschaft werfen. So fremd uns diese auch vorkommen mag, so fasziniert uns ihre schlichtes und konservatives Leben dennoch. Ohne Strom und fließend Wasser zu leben, katapultiert uns doch gefühlt, schnell in eine ganz andere Epoche. Und man bekommt einen relativ großen Respekt vor der amischen Gesellschaft, die sehr konsequent und tiefgläubig ihr Schicksal zwar selbst bestimmen, aber mit unserer Zivilisation nur minimale Gemeinsamkeiten haben.

Fazit

"Blutige Stille" von Linda Castillo ist Thriller Literatur in Hochform. Spannend, abwechslungsreich und vor allem auch durch viele Informationen ist der Roman eine kleine Perle in diesem Genre.
Viele negative Punkte gibt es nicht: Es wäre wünschenswert, wenn im nächsten Roman vielleicht das Verbrechen auf der Seite der amischen zu suchen und dann auch zu finden ist. Die Opferrolle sollte nun in gleich zwei Bänden, als abgeschlossen betrachtet werden. Alles andere wäre hier enttäuschend.
Der Roman "Blutige Stille" ist nicht gerade still, dafür ungemein blutig, aber so spannend, dass man nicht aufhören kann zu lesen.
Ich freue mich auf einen evtl. dritten Band der Autorin.

Autorin



Linda Castillo, geboren 1960 in Dayton, Ohio, hat als Finanzmanagerin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sie hat bereits über zwanzig Liebesromane veröffentlicht, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. "Die Zahlen der Toten" war ihr erster Thriller und der erste Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Sie lebt mit ihrem Ehemann, vier Hunden und einem Pferd auf einer Ranch in Texas. (Verlagsinfo)

Hintergrundinfos

Die Amischen sind eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, deren Hauptaugenmerkt auf Familie, Gemeinschaft, Gottesfürchtigkeit und Abgeschiedenheit von der Außenwelt liegt. Ihr Leben ist stark mit der Landwirtschaft verwurzelt. Technischer Fortschritt wird von den meisten Amischen abgelehnt. Neuerungen werden nur nach sehr sorgfältiger Überlegung akzeptiert.
Zum Großteil stammen die Mitglieder von Südwestdeutschen bzw. Deutschschweizern ab und sprechen untereinander überwiegend Pennsylvaniadeutsch. Die Wurzeln liegen in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas. Sie spaltete sich 1693 von der Gruppe der Mennoniten ab. In Europa leben mittlerweile keine Amischen mehr. Aufgrund von Verfolgung wanderte der Großteil dieser Glaubensgemeinschaft im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania (Nordamerika) aus. Die letzten amischen Gemeinden Europas schlossen sich wieder den Mennoniten an. (Quelle: Wikipedia)

ISBN: 978-3-596-18451-4|
http://www.fischerverlage.de/
Michael Sterzik




Donnerstag, 1. September 2011

Der dunkle Thron - Rebecca Gable

Ab dem 16.09 im Buchhandel zu finden: Der letzte Band der Waringham-Saga erscheint - Der dunkle Thron" von Rebecca Gable. 


Nach "Das Lächeln der Fortuna", "Die Hüter der Rose" und "Das Spiel der Könige", erscheint nun der letzte und abschließende Band einer großartigen Mittelalter Saga.



Der dunkle Thron

Historischer Roman


London 1529: Nach dem Tod seines Vaters erbt der vierzehnjährige Nick of Waringham eine heruntergewirtschaftete Baronie – und den unversöhnlichen Groll des Königs Henry VIII. Dieser will sich von der katholischen Kirche lossagen, um sich von der Königin scheiden zu lassen. Bald sind die „Papisten“, unter ihnen auch Henrys Tochter Mary, ihres Lebens nicht mehr sicher. Doch in den Wirren der Reformation setzen die Engländer ihre Hoffnungen auf Mary, und Nick schmiedet einen waghalsigen Plan, um die Prinzessin vor ihrem größten Feind zu beschützen: ihrem eigenen Vater … (Michael Sterzik)


Mittwoch, 31. August 2011

Allerliebste Schwester - Wiebke Lorenz

Zwillingsschwestern über den Tod hinaus
Drei Jahre ist es her, dass Eva unter rätselhaften Umständen ihre Zwillingsschwester verlor. Danach nahm Evas Leben eine von vielen als ungeheuerlich empfundene Wendung: Sie heiratete den Witwer, den Ehemann der verstorbenen Marlene. Allmählich haben sich die Menschen in ihrer Umgebung an dieses Arrangement gewöhnt, doch ihr selbst kommt es wie ein Frevel vor. Immer öfter erscheint ihr Marlene in verstörend realen Tag träumen. Eva droht allen Halt zu verlieren, bis eines Tages in der Buchhandlung, in der sie als Aushilfe arbeitet, ein Mann auftaucht, der ihre Schwester gekannt hat. Auf sonderbare Weise fühlt sie sich zu diesem Unbekannten hingezogen. Kann er ihr helfen, das Rätsel um Marlenes Tod zu lösen? (Verlagsinfo)

Auch die eine Hälfte des Autorenduos Anne Hertz - Wiebke Lorenz ist vielseitig talentiert. Lassen Sie sich überraschen von einem ganz anderem Roman....! Eindrucksvoll spannend und lässt einen nicht sooo schnell wieder ans Tageslicht. 
Michael Sterzik





Sonntag, 28. August 2011

Die letzten Gerechten - Paul Hoffman



Die letzten Gerechten (Paul Hoffmann)

Thomas Cale ist „Die linke Hand Gottes“, ein Novize der Erlösermönche, einer religiöser Kriegerkaste, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Willen Gottes in der ganzen Welt zu verbreiten. Doch friedlich oder gar diplomatisch geht es nicht zu. Die Erlösermönche haben mit grausamer Brutalität die prächtige Stadt Memphis eingenommen. Ziel war es neben der Eroberung ihren abtrünnigen Novizen Thomas Cale wieder in ihren Reihen aufzunehmen.

Cales Mentor Bosco liegt viel daran Thomas Cale an seiner Seite zu wissen. Schon längst plant er die Absetzung oder die Beseitigung des Papstes um an seiner statt, diesen Platz einzunehmen. Bosco weiß um das tödliche Talent seines Schülers. Cale ist nicht nur eine mörderische Waffe, sondern auch ein Genie was militärische Taktik und Strategie angeht. Außerdem kann man Cale auch als eine Marionette einsetzen, denn die Prophezeiung dass ein Gesandter Gottes, die Welt erlösen und neu aufbauen wird, ermöglicht es einen Feldzug gegen die Antagonisten und andere Ketzer zu beginnen. Und niemand anderes als Cale selbst, soll die Welt befreien und den einzig wahren Glauben verbreiten, so dass die Verbliebenden Menschen, die letzten Gerechten eine neue Zeitrechnung erschaffen können.

Cale weiß selbst, dass ihn nicht viele Alternativen bleiben. Eine erneute Flucht ist zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam, die Erlösermönche würden ihn wiederrum finden und diesmal ohne Prozess exekutieren. Der Kriegerorden geht an vielen Fronten in die Offensive, nicht ohne Verluste, aber zum Wohle der Menschheit erobern konsequent und tyrannisch die kleinsten Länder und breiten ihren Einfluss, ihre Macht immer weiter aus. Auch Cale begleitet als Kommandeur einer Eliteeinheit diesen Feldzug und Beweist sich wieder einmal geschickter Taktiker und Stratege.

Zusammen mit seinem Waffenbruder und engstem Freund und Vertrauten Vague Henri kämpft und erobert er ganze Landstriche. Das kompromisslose Vertrauen das sein Mentor Bosco in ihm setzt verstärkt und bestätigt sich mit jedem Sieg von Cales.
Bosco kommt seinem Ziel die Papstwürde zu erreichen immer näher, doch auch die innenpolitischen Verhältnisse verlagern sich. Der intrigante Kampf um die Führung der Erlösermönche entfacht, die Machtverhältnisse verschieben sich und Thomas Cales Pläne gehen auf....


Kritik

„Die letzten Gerechten“ von Paul Hoffmann ist der zweite Band einer geplanten Trilogie. Nach „Die linke Hand Gottes“ erzählt der Autor die dramatische Geschichte um den Novizen Thomas Cale und seinen Freunden weiter fort.

Thomas Cale ist ein Anti-Held, ein vielschichtiger Charakter der getrieben von seinem Wunsch nach Freiheit und Individualität seinem Schicksal scheinbar nicht entgehen kann. Nach dem Schrecken den er jahrelang zu erdulden hatte, den täglichen drakonischen Bestrafungen und der begleiteten Todesangst und der kurzen Freiheit nach seiner Flucht aus dem Orden, ist der Wunsch nach Liebe und Frieden nicht weniger geworden. Doch er weiß er auch, dass eine erneute Flucht nur kurze Freiheit bringen würde und die Strafe die ihn wann auch immer treffen würde, endgültig wäre. Dem Leser wird es verwundern, dass sich der junge Mann so in eine ihm prophezeite Rolle reinpressen lässt. Erst gegen Ende des Romans erfasst man seine Motivation und seinen Plan. Doch der Preis den Thomas Cale zahlt ist hoch. Die Menschen die er getötet hat, oder töten lassen musste, die Opfer die der Krieg und die Schlachten mit sich brachten, verfolgen und verändern ihn  so das er letzten Ende förmlich unter deren Last zusammenbricht.

Die Handlung teilt sich in drei Erzählstränge. Im Ersteren begleitet man Cale und seine Erlösermönche auf diverse Feldzüge, der zweite erzählt das Schicksal von Kleist der zusammen mit Vague Henry und Cale geflohen ist, und sich einem kleinen Bergvolk anschließt. Kleist geht den für ihn größten Entwicklungsschritt, nach dem er eine Frau aus den Händen von Räubern befreit hat, lernt er eine andere Freiheit kennen. Im offenbart sich das Geheimnis und die Bürde der Liebe, dicht gefolgt von Sexualität und Ehe. Auch er begegnet seinen ehemaligen Orden wieder, doch diesmal steht er auf der anderen Seite und wird dessen erbarmungsloser Feind.

In der dritten Handlung verdeutlichen sich die innenpolitischen Machverhältnisse des Erlöserordens. Auch hier geht es minder mit friedlichen Waffen zu. Mit allen Mitteln balgen sich die Kirchenfürsten um Einfluss und Autorität um deren Ideale und Ideen weiter auszubreiten.

Wie schon im ersten Teil „Die linke Hand Gottes“ gibt es viele Parallelen zu historischen wie auch aktuellen Geschehnissen. Dass Religion oft nur ein Mittel zum Zweck war, um anderen Völkern seinen Willen aufzuzwingen oder gar eine ganze Zivilisation zu vernichten, zeigt sich auch in diesen vorliegend Roman.

„Die letzten Gerechten“ ist zwar im Genre Fantasy eingeordnet, doch betrachtet man die Handlung im Detail, so hätte man hier auch als Schauplatz das manches Mal etwas finstere Mittelalter nehmen können. Nach und nach bekommt der Leser den Eindruck, dass die Welt die sich hier der Autor Paul Hoffman bedient hat, die postapokalyptische Zukunft ist!? Städte- und Regionen werden hier genannt die eindeutig real sind, z. B. Stuttgart, Rom, die Golan-Höhen usw. Der Autor beschreibt sehr geschickt und gewollt offensichtlich, dass Religion eine Waffe, ein Machtmittel und deswegen prädestiniert ist, dass Gewissen zu beruhigen, wenn davon die Rede ist Gottes Willen durchzusetzen.

Insgesamt tut sich die Handlung manchmal etwas schwer und der Leser muss sich oftmals stark konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren. Die Atmosphäre ist bedrückend, die erzählten Kämpfe mit der Armee der Erlösermönche und deren Feinde werden blutig und im Details beschrieben. Auch wenn sich die Haupthandlung sehr mit Thomas Cale beschäftigt, so wäre es für den Roman besser gewesen, wenn Cale seine Handlungen aus seiner ganz persönlichen Perspektive geschildert hätte. Ansonsten begreift man es viel zu spät, worauf Cale eigentlich drauf abzielt. Der Leser ist doch sehr verwundert, dass er sich scheinbar seinem Schicksal ohne Gegenwehr ausliefert.

Das Tempo ist sehr gedrosselt, erst gegen Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und Handlungen greifen ineinander ein. Viel zu viel Wert legte der Autor auf den Beschreibungen der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Erlösermönchen. Im Nachwort erklärt Paul Hoffman das viel aus historischen Schlachten übernommen hat. Auch bei einigen Zitaten basieren seine Dialoge aus längsten vergangenen Epochen. Militärische Grundtaktiken und Strategien deren sich Cale bedient findet man ebenso in der historischen Geschichte wieder.


Fazit

Der Roman ist wie eine brennende Lunte an einem Pulverfass, und das wird mit großer Wahrscheinlichkeit im letzten und dritten Band hochgehen. Zu lange haben die Erlösermönche mit Gewalt und Tyrannei ihre Religion durchsetzen wollen, und wie man schon aus unserer Vergangenheit gelernt hat - bisher ist jedes Imperium den Bach runtergegangen.

Enttäuschend empfand ich die Entwicklung einzelner Charaktere, allen voran leider Thomas Cale. Erst am Ende ist Cale förmlich mit sich am Ende. Dramaturgisch gesehen, wäre es für die Handlung positiver gewesen, wenn dies eher geschehen wäre. Die Spannung ist konstant niedrig im Gegensatz zum ersten Teil damit längst nicht so hoch wie erwartet.

Bevor der Leser zu dem Roman „Die letzten Gerechten“ greift, sollte man unbedingt den ersten Teil: „Die linke Hand Gottes“ gelesen haben, sonst kann der Leser kaum jeden Schritt der Protagonisten folgen. Insgesamt ein durchschnittlicher Fantasy-Roman, der nicht den Erwartungen entspricht, aber am Ende doch vieles wieder positiv darstellt und damit noch mehr Interesse an den dritten Teil weckt.

Ich freue mich auf jeden Fall auf den dritten Teil, der wahrscheinlich ein Feuerwerk an Emotionen und Dramatik wird.

Michael Sterzik


Autor

Paul Hoffman hat nach seinem Anglistik-Studium in über zwanzig verschiedenen Berufen gearbeitet, unter anderem als Buchmacher, Kurierfahrer, Lehrer und als Gutachter für den Britisch Board of Film. Teile seines ersten Romans „The Wisdom of Crocodiles” wurden mit Jude Law verfilmt. Als Drehbuchautor hat er neben vielen anderen mit Francis Ford Coppola gearbeitet. „Die letzten Gerechten” ist der zweite Teil seiner Trilogie.

Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (25. Juli 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442312566
ISBN-13: 978-3442312566
Originaltitel: The Last Four Things

Die Trilogie

Band 1: Die linke Hand Gottes
Band 2: Die letzten Gerechten
Band 3: -geplant-







Samstag, 27. August 2011

Ich. Darf. Nicht. Schlafen (Steve Watson)

Ohne Erinnerung sind wir nichts. Stell dir vor, du verlierst sie immer wieder, sobald du einschläfst. Dein Name, deine Identität, die Menschen, die du liebst – alles über Nacht ausradiert. Es gibt nur eine Person, der du vertraust. Aber erzählt sie dir die ganze Wahrheit? 

Als Christine aufwacht, ist sie verstört: Das Schlafzimmer ist fremd, und neben ihr im Bett liegt ein unbekannter älterer Typ. Sie kann sich an nichts erinnern. Schockiert muss sie feststellen, dass sie nicht Anfang zwanzig ist, wie sie denkt – sondern 47, verheiratet und seit einem Unfall vor vielen Jahren in einer Amnesie gefangen. Jede Nacht vergisst sie alles, was gewesen ist. Sie ist völlig angewiesen auf ihren Mann Ben, der sich immer um sie gekümmert hat. Doch dann findet Christine ein Tagebuch. Es ist in ihrer Handschrift geschrieben – und was darin steht, ist mehr als beunruhigend. Was ist wirklich mit ihr passiert? Wem kann sie trauen, wenn sie sich nicht einmal auf sich selbst verlassen kann?(Verlagsinfo)


Roman
400 Seiten, Klappenbr
Scherz Verlag
ISBN 978-3-651-00008-7
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel



Michael Sterzik 

Mittwoch, 24. August 2011

Die Larve - Jo Nesbo

Nach drei Jahren in Hongkong kehrt Kommissar Harry Hole nach Oslo zurück. Der Prozess zu einem inzwischen abgeschlossenen Fall lässt ihn nicht los. Ein Jugendlicher wurde wegen Mordes verurteilt, es gilt als erwiesen, dass er einen gleichaltrigen Drogendealer im Streit erschossen hat. Doch Harry Hole glaubt nicht an diese einfache Geschichte und rollt den Fall gegen alle Widerstände noch einmal auf. Er besucht den angeblichen Mörder im Gefängnis – und ist schockiert, als er sieht, wen er vor sich hat.
Besuchen Sie auch www.nesbo.de



Endlich ist Harry Hole wieder da. Hat er die alten Dämonen hinter sich gelassen, oder zerstört er sich gerne selbst weiter!? Nach "Der Schneemann" und "Leopard", ein neuer Pageturner auf den ich mich sehr freue, und viele andere denke ich auch.


"Der Schneemann" war eiskalte Thrillerliteratur! 
"Leopard" - Tödlich - schnell und endgültig
"Die Larve"......??? In jedem Fall wird man sich an ihn erinnern.


Erscheint am 10.10.2011 im Ullstein Verlag


Michael Sterzik