Sonntag, 8. Mai 2011

[Rezension]Der Novize des Assassinen (Nick Lake)




Vampire tummeln sich seit einigen Jahren munter durch die fantastische Belletristik. Die Fürsten der Dunkelheit beißen und kämpfen sich flugs durch alle Zeitzonen. Mal sind die Blutsauger in der Ausbildung, manchmal mimen sie den versnobten Gentleman, und genauso oft haben sie alle „Menschlichkeit“ verloren und vegetieren wie Tiere inmitten einer fast untergegangen Zivilisation.

Der britische Autor Nike Lake hat die wunderbare und sogar logische Idee, seine Vampire ins alte Japan des 16. Jahrhunderts zu katapultieren. Inmitten in einem Kampf um das Amt des Shogun, muss ein junger Mann den Weg des Schwertes nehmen, allerdings nicht als ehrwürdiger und edler Samurai, sondern als Schattenkrieger, als Ninja.

Inhalt

Taro, der Sohn einer einfachen Taucherin und einem armen Fischer lebt in einem Dorf, einem kleinen Provinznest an der Küste Japans. Er und sein Jugendfreund Hiro träumen von einem anderen Leben, einem Leben als Samurai, der pflichtbewusst Abenteuer erlebt und für die Ehre und Mut zum alltäglichen Leben gehören.

Viel hat Taro von der Welt noch nicht kennengelernt. Zwar weiß er das es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten gekommen ist, die allesamt das Amt des Shogun anstreben. Doch außer den Flüchtlingen aus dem Landesinneren hatte er noch keinen Kontakt. Natürlich gibt es einige Legenden z. B. um Vampire oder Ninjas, die lautlos und kaltblütig töten, doch Taro träumt weiterhin von einem ehrenhaften Leben, das ihn aus seinem einfachen Leben trägt.

Dass Schmerz, Verlust und Blut ebenso zu einem realen Abenteuer gehören können, erweist sich urplötzlich für den Jungen. In der Nacht überfallen ganz in Schwarz gekleidete Männer das Dorf und schlagen Taros ohnehin bettlägerigen und schwerkranken Vater, den Kopf ab. Ninja – die lautlosen und tödlichen Schattenkrieger sind nun keine Legende mehr, sondern sind zu einer tödlichen Bedrohung für ihn und seine Mutter geworden. Noch verwirrender wird es, als ein Ninja einen anderen tötet, um Taro zu retten. Der geheimnisvolle Attentäter und Retter gibt Taro und seiner Mutter Anweisungen, doch bei dem Versuch zu fliehen, wird Taro durch einen anderen Ninja tödlich verletzt, als dieser sein Schwert durch Taro stößt.

Der freundlich gesinnte Ninja lässt Taro sein Blut trinken, und verwandelt ihn dadurch zu einem Vampir. Taro hat keine wirkliche Alternative und wird nun ein Leben führen müssen, das ihn durch die Schatten führt. Zusammen mit seinem Jugendfreund Hiro folgt Taro seinen mysteriösen Retter und wird so zu einem Novizen des Assassinen. Auf dem Weg in das Dorf des Ninja, wird Taro in seine Ausbildung als Ninja eingeführt, und seine neuen Fähigkeiten als Vampir lassen ihn frösteln. Doch mit seinen neuen Kräften und Fähigkeiten will er Rache für den Tod seines Vaters. Warum möchte ein mächtiger Fürst, dass er stirbt?! Warum scheint es so, dass Taro eine so wichtige und tragende Rolle in der Politik und um die Macht im Staate spielt?

Taro und Hiro werden ausgebildet im Schwerkampf und in weiteren Künsten der Ninja. Im Laufe der Reise verlieren die beiden jungen Männer ihren Idealismus und sehen mit eigenen Augen wie grausam Samurai sein können. Ein Menschenleben ist für sie nicht von Wert und Ehre und Würde, nur leere Worthülsen.

Als Taro sich bereit fühlt, seinem Schicksal zu begegnen nimmt seine Rache den Weg des Schwertes ...


Kritik


Vampire und Ninja sind Geschöpfe der Nacht, die immer im Schatten leben, lieben und kämpfen müssen. Romantik und Gewalt spielen hier ebenso eine tragende Rolle, wie die Aura des Außergewöhnlichen. Unmenschliche Kräfte und Fähigkeiten, die man zwar erlernen kann, aber die ins Reich der Legenden gehören, finden in dem vorliegenden Buch „Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake eine breite Bühne.

Nick Lakes Idee Vampire und Ninjas miteinander zu kombinieren ist ebenso fantastisch wie auch logisch! Verwunderlich, dass Nick Lake hier ein Geschöpf kreiert hat, dass bestimmt in anderen Romanen, nicht nur des Autors, wiederzufinden sein wird. Doch „Der Novize des Assassinen“ ist kein seichter und einfallsloser Vampirroman, sondern ein flotter und sehr, sehr spannender Roman.

Nicht nur spannend, weil hier auch die Action nicht zu kurz kommt, sondern gerade weil es der Autor auch gekonnt versteht, das feudale Japan realistisch zu erklären. Zwar gibt es natürlich Klischees der sich Nick Lake bedient, an denen kommt man scheinbar nicht vorbei, wenn man über Vampire schreibt. Doch sind es nur Nebenschauplätze und Geschichten, die er hier aufgreift. Der Kampf um die alleinige Macht als Shogun erinnern den Leser sehr wohl, dass hier der Roman von James Clavell  - „Shogun“ – Pate stand. Dass der großartige und auch verfilmte Roman, hier den Autor inspirierte, gibt der Autor im Nachwort selbst zu, doch „Der Novize des Assassinen“ ist bei Weitem kein seelenloses Plagiat.

Das Mentor/Schüler-Verhalten ist nichts Neues, ebenso das Schicksal der Protagonisten, doch Überraschungen tauchen hier ebenso auf, wie wirklich gekonnte und fesselnde Dramatik. Taros Verwandlung in einem Vampir, ist mehr eine Transformation, eine Entwicklung, die ihn manchmal auch überrennt. Es wird in den nächsten beiden Romanen spannend, wie sich die Persönlichkeit von Taro wandeln und entwickeln wird. Wird er seine Menschlichkeit bewahren können, oder wird er als Schattenkrieger und Vampir seine Eigenschaften für das „Böse“ einsetzen?! Eine gewisse Prophezeiung über das Schicksal von Taro lässt tief blicken, doch der Weg dahin ist anscheinend das Ziel dieser Trilogie.

Nicks Lake Originalität und seinTalent ist in diesem Debütroman augenscheinlich überzeugend. Neben den oftmals blutigen Szenen, gibt es fabelhafte Dialoge, die den Leser immer wieder aufzeigen und vor Augen halten, dass das „Böse“ immer in der individuellen Perspektive des Betrachters liegt.

Die Charaktere im Roman wirken so, als würden sich deren Potenzial in den weiteren Romanen entwickeln wollen. Sein treuer Jugendfreund Hiro könnte zur Schlüsselgestalt werden und die Frauen, z. B. die Tochter des Fürsten der Taro töten möchte, bleibt immer ein wenig zögerlich.

Die Würfel sind gefallen, und auch wenn der Showdown nicht wirklich überraschte, wird der es spannend und interessant sein, zu sehen, welchen Weg er nun gehen würde.

Von Japan und seinem traditionellen Kastensystem erfährt der Leser sehr viel, ebenso von Waffengattungen und einer Politik, die bis weit über das 16. Jahrhundert hinaus fortbestand. Vieles erklärt der Autor noch in einem umfassenden Glossar, was das schon ohnehin perfekte Bild, noch runder macht.


Fazit


„Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake ist ein überzeugender Roman zwischen Fantasy und dem historischen Genre. Spannend, geheimnisvoll und mit gut partitionierter Action versehen, ist das Debüt absolut zu empfehlen.

Charaktere und die Geschichte eines Landes mit Menschen, deren Leben wir Europäer nur schwerlich nachvollziehen können, entwickeln sich mit der Geschichte im Laufschritt kontinuierlich weiter. Wir dürfen gespannt sein, ob auch im nächsten Band – „Das Blut des Assassinen“ von Nick Lake das im Dezember 2011 erscheinen wird, eher die Schwerter oder die spitzen nach Blut verlangenden Zähne aufblitzen werden. Die Spannung im ersten Band ist ein Garant für fabelhaftes Lesevergnügen.

Hier wird gekämpft. Mit Zähnen und Schwertern, Intrigen gesponnen und Rache und Ehre werden Opfer folgen lassen. Absolut zu empfehlen.


Autor


Nick Lake ist Jugendbuch-Lektor bei HarperCollins mit einem Oxford-Abschluss in Englisch. Er lebt mit seiner Frau in Oxfordshire.


Die Trilogie

Band 1: Der Novize des Assassinen
Band 2: Das Blut des Assassinen
Band 3: -geplant-


ISBN 9783442267828
Flexibler Einband, 448 Seiten,
Science-Fiction & Fantasy
Original: "Blood Ninja

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