Das Ultimatum
- Simon Kernick
London, ein
ganz gewöhnlicher Tag. Geschäftiges Treiben, Touristen flanieren durch die
Straßen. Plötzlich zerreißen Detonationen die Luft. Mehrere Bomben explodieren,
Panik bricht aus. Doch dies ist erst der Anfang. Eine Bande Schwerbewaffneter
stürmt das Luxushotel Stanhope. Sie stellen der Regierung ein Ultimatum: Fünf
Stunden, um ihre Forderungen zu erfüllen – dann wird die erste Geisel
sterben. Sonderkommissarin Arley Dale übernimmt die Einsatzleitung. Sie weiß: Auch
ihre Kinder befinden sich in der Gewalt der Verbrecher. Für Dale beginnt ein
Albtraum – und der Countdown läuft. (Verlagsinfo)
Kritik
Wir leben in
Jahrzehnten des Terrors, allerdings sind die Terroranschläge durch radikale
fundamentalistische Gruppen nicht auf einzelne Länder beschränkt. Nicht zuletzt
durch unsere Kommunikationsschnelligkeit und unsere Vernetzung, sind wir
verletzbar geworden und auch die Terroristen wissen sich Informationen zu
beschaffen und sich detailliert auf ihre Anschläge vorzubereiten.
Erinnern wir
uns beispielsweise an die Terroranschläge in Mumbai im Jahr 2008 – die
Geiselnahmen in Hotels wurden kaltblütig und effektiv koordiniert und
ausgeführt. Zielpersonen waren hier fast ausschließlich, britischer und
amerikanischer Staatsbürgerschaft. Die Terroristen kamen aus Pakistan,
Afghanistan und Thailand. 174 Tote, 239 Verletzte – ein Desaster und ein
Versagen der Geheimdienste und andere staatlicher Behörden waren das
grauenhafte und traurige Ergebnis dieses Terrordramas.
In dem Roman
„Das Ultimatum“ von Simon Kernick ist ein Londoner Hotel Schauplatz eines
Terroranschlages. Der Autor erzählt in einer dichten und temporeich gestalteten
Geschichte, die nahezu in jeder Leseminute nichts an Spannung verliert, die
Durchführung des Terroranschlages minutiös und gleich aus mehreren
Perspektiven. Simon Kernick erzählt geschickt die Vorbereitungen der
Bombenanschläge an wichtigen Punkten in London, die nur dazu dienen die
Sicherheitskräfte zu binden und abzulenken. Diese paramilitärische
Terroristeneinheit bestehend aus Söldnern und islamistischen Personen haben
scheinbar verschiedene Beweggründe die Metropole Londons zu erschüttern. Geld,
Rache, Vergeltung und Informationen – die üblichen Gründe in einer eskalierten
Spirale von Terror und Gewalt.
Doch jeder
noch so perfide, ausgedachte und wohlüberlegte Plan hat seine unbekannten
Größen, die nicht vorhersehbar sind. Simon Kernick lässt die Terroristen das
Hotel erobern. Kaltblütig werden Geiseln zur Abschreckung erschossen, die
Überlebenden zusammengepfercht. Die Türen werden verschlossen und mit
Sprengfallen versehen. Eine Stürmung durch britische Spezialeinheiten wird
erwartet und die Geiselnehmer scheinen zu allen entschlossen zu sein. Doch in
den Räumlichkeiten gibt es einen „Hotelgast“ der seine eigene Mission zu haben
scheint und dieser ehemalige Soldat ist die größte Gefahr für die Terrorgruppe.
Ähnlichkeiten
zu „Stirb langsam“ mit einem Polizisten John McClane sind offensichtlich und
doch gibt es neben diesem Einzelgänger noch andere Schwierigkeiten, die den
Verlauf des Anschlages verändern. Zum einen sind sich die Terroristen nicht
einig, es gibt dort Meinungsverschiedenheiten und persönliche Ziele eines
Söldners, zum anderen haben die britischen Behörden inzwischen dazugelernt, auf
solche Bedrohungen professionell zu reagieren.
In diesen
verschiedenen Szenarien bleibt die Spannung allgegenwärtig und dynamisch. Nach
und nach kommen immer mehr Haupt- und Nebendarsteller auf die Bühne dieser
Geschichte und die Dramatik nimmt zu.
Die
Einsatzleiterin Arley Dale, anfangs noch hochmotiviert und ein Ruhepol in
dieser Krise wird allerdings von dem Terroranschlag persönlich eingeholt. Ihre
Familie, Mann und Kinder werden von den Attentätern entführt und sie selbst
dadurch erheblich unter Druck gesetzt. Zwischen den Stühlen sitzend und zum
Aktionismus gezwungen, sucht sie nach einem Ausweg aus dieser Misere.
Die
Protagonisten sind trefflich konzipiert und genial innerhalb der Geschichte
positioniert. Die Schlüsselrollen sind an einer Hand abzuzählen, doch
übernehmen Sie nicht nur ausschließlich federführend den roten Faden, sondern
sind ebenso vielschichtig auf die Entwicklung der beteiligten Nebenpersonen
angewiesen.
Der einzige
Schwachpunkt an diesen spannenden Roman ist, dass die Figuren wenig von ihrer
Vergangenheit preisgeben. Hier hätten mehr Informationen dem Buch noch mehr
Tiefe geben können, aber vielleicht und das vermute ich persönlich, wird der
Autor den einen oder anderen Protagonisten in weiteren Romanen wieder aufnehmen.
Fazit
„Das
Ultimatum“ von Simon Kernick ist ein brillanter Spannungs- und Actionroman und
nichts für zartbesaitete Leser. Erschreckend realistisch beschrieben und eine
dynamische Dramatik, die perfekt in Szene gesetzt wird. Einer der stärksten
Thriller, den ich je gelesen habe.
Michael
Sterzik
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