Zehn
Jahre nach Veröffentlichung des ersten Bandes der „Millenium“ Reihe um den Journalisten
Mikael Blomkvist und der geheimnisvollen
Hackerin Lisbeth Salander, geht nun die welterfolgreiche Reihe, mit dem
aktuellen Titel „Verschwörung“ weiter. Allerdings ist der Autor nicht Stieg
Larsson, der 2004 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes starb, sondern
der Journalist David Lagercrantz.
2013
wurde bekannt, dass Stieg Larssons schwedischer Verlag den Schriftsteller David
Lagercrantz beauftragt hat, die Reihe fortzuführen. Larsson Vater und Bruder
setzten sich für eine Fortsetzung ein. Viele Kritiker und Leser sprechen von
einer „Grabschändung“, einem Sakrileg und es wäre nicht im Sinne des
verstorbenen Autors. Man kann und darf debattieren, aber es ändert nun mal
nichts an der Veröffentlichung. Und wenn
wir ehrlich sind: Es werden inzwischen einige Roman- Reihen bekannter und
verstorbener Autoren fortgesetzt. Sicherlich spielt der Umsatz ebenfalls eine
nicht unerhebliche Rolle und wirkt motivierend.
David
Lagercrantz befasst sich in „Verschwörung“ mit sehr aktuellen Themen unserer
Zeit. Wie wirkt sich der Journalismus aus, wenn der Staat Kontroll- und
Überwachungsmechanismen installiert? Sind Journalisten noch als die letzten,
idealistischen Kreuzritter anzusehen? Welche Macht und Einfluss haben die Geheimdienste
derzeit?
Aller
Anfang eines Romans ist schwer und Mikael Blomkvist „Stern“ ist am verblassen. Der ehemals
erfolgreiche und unabhängige Journalist befindet sich in einer Sinn- und
Schaffenskrise. Der Erfolg der letzten Jahre, lässt sich nicht fortführen. Seine
Zeitschrift „Millennium“ kann nicht an die Erfolgszahlen anknüpfen und somit
setzt der wirtschaftliche Druck zunehmend ein. Das bleibt Konkurrenten nicht
verborgen und konsequenter Weise übt ein großer Medienverlag großen Druck auf
den „kleineren“ aus. „Millennium“ steht damit an einem Scheideweg.
Als
Blomkvist von einem Wissenschaftler – Frans Balder - erfährt, der sich in Gefahr befindet, wird er
aufmerksam und erwacht aus seiner Lethargie. Als sich herausstellt, dass der
schwedischer Wissenschaftler der renommierteste und berühmteste seines
Berufszweiges ist und sich mit dem Thema „KI – Künstliche Intelligenz
beschäftigt, ist sein Interesse geweckt. Doch ehe er persönlich den
Wissenschaftler treffen kann, gerät der Journalist zwischen die Fronten und
wird Zeuge eines gewaltsamen, professionellen Mordes. Balders Sohn überlebt das
Attentat muss aber in Sicherheit gebracht werden. Schwer autistisch ist dieser
auf unmittelbare Betreuung angewiesen und nicht zuletzt als „Einziger Zeuge“
enorm von Bedeutung.
Auch
Lisbeth Salander, schwerreich und fürchterlich gelangweilt befindet sich auf
ihrem idealistischen Kreuzzug. Ihr Ziel – den Geheimdienst NSA zu infiltrieren
und deren Schwachstellen zu finden. Ein überaus gefährliches Spiel, aber für die
exzentrische, junge Hackerin als Ziel faszinierend. Als Blomkvist Kontakt zu
ihr sucht, wird sie neugierig und nach wenigen, typischen lisbethischen
Recherchen befindet sie sich schnell in höchster Gefahr.
„Verschwörung“
als Titel und Pseudonym der Handlung ist klug gewählt. Von den aktuellen Themen einmal abgesehen,
werden gute alte Elemente aus bekannten Thrillern einfach aber prägnant
eingebaut. „Der einzige Zeuge“ ist ein Rain Man – und verfügt über eine
besondere „Gabe“. Dieser Plot ist im Grunde nichts Neues, doch ermöglicht der
Autor es, die Story mitsamt seinen Nebengeschichten den Leser zu überzeugen.
Die
Spannung so durchschnittlich sie auch sein mag, ist absolut präsent. Die
handelnden Personen kommen dem Leser vor, wie die bekannten Nachbarn von
nebenan. Man steigt somit schnell in die Geschichte ein und selbst die
Charakterisierung der Figuren wirkt wie ein alter aber guter Anzug, den man aus
dem Schrank nimmt.
David
Lagercrantz hat sich wirkliche Mühe gegeben, den erzählerischen Stil Stieg
Larssons fortzusetzen. Das ist ihm mit „Verschwörung“ fürs erste gute gelungen.
Die nächsten Teile werden darüber entscheiden, ob er nun als erfolgreich oder gescheitert
zu kategorisieren ist.
Als
einen großen Kritikpunkt empfinde ich, dass die tragische Familiengeschichte
von Lisbeth Salander immer noch nicht zu Ende erzählt ist. Es geht weiter
– Wie? Lesen Sie selbst.
„Verschwörung“
ist ein starker und würdevoller Thriller der die hohe Erwartungshaltung bedingt
erfüllt. Spannend, realistisch, unterhaltsam allemal –und perfekt dafür
geeignet unter dem einen oder anderen Weihnachtsbaum verpackt als Geschenk zu
dienen. Ich freue mich auf ein weiteres Abenteuer mit Fucking Mikael Blomkvist
und Lisbeth Salander.
Michael
Sterzik
Dezember
2015
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