Posts mit dem Label David Lagercrantz werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label David Lagercrantz werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 3. März 2022

Der Mann aus dem Schatten - David Lagercrantz


Seit der Verfilmung des Titels „Schweigen der Lämmer“ von Thomas Harris sind Psychologen, Forensiker und Profiler ein fester Bestandteil von Thrillern. Der kultivierte Psychologe Dr. Hannibal Lecter ist eine Musterfigur, des wahnsinnigen, brillanten Denkers und Analytikers, der mit dem FBI zusammenarbeitet, um einen Serienmörder auszuschalten.

Dass Fiktion und Wahrheit mehr, oder weniger eng verbunden ist, liegt auf der Hand. Im vorliegenden Roman bedient sich der schwedische Autor David Lagercrantz einer ähnlichen Figur – des Spezialisten für Verhörtechniken Hans Rekke. Interessant dabei ist, dass dieser von einer jungen, unerfahrenen Streifenpolizisten unterstützt wird. Also eine ähnliche Darstellung der Figuren, wie bei dem Werk von Thomas Harris. Das war es dann auch schon an Gemeinsamkeiten.

Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter der Fußballjugend wird erschlagen aufgefunden. Der Verdacht fällt sofort auf einen überengagierten Vater, doch es fehlen Beweise. Der neue Polizeichef holt daraufhin zwei Außenseiter ins Team: die junge Streifenpolizistin Micaela Vargas, die aus demselben Problemviertel wie der Verdächtige stammt, und den renommierten Psychologen Hans Rekke, ein brillanter Beobachter und Spezialist für Verhörtechniken. Rekke folgt bald einer ganz anderen Spur und gibt nicht nur Vargas Rätsel auf. Doch nur wenn beide an einem Strang ziehen, haben sie eine Chance gegen übermächtige Gegner. Denn dieser Fall ist weit größer als anfangs angenommen. (Verlagsinfo)

„Der Mann aus dem Schatten“ beginnt mit einer erzählerischen Wucht, die überrascht. Die weitere Handlung verspricht aber keine spannende Unterhaltung. Die einzelnen Abschnitte plätschern fast schon inhaltslos vor sich hin. Viele Worte – aber wirklich auf den Punkt gebrachte, spannende Informationen gibt es nicht.

Überhaupt wirkt die Story an den Haaren herbeigezogen, denn es wird sehr politisch und natürlich sind Geheimdienste involviert. Die Unterdrückung von Informationen, die dem Image des Staates und der Behörden schaden, steht im Vordergrund. Der erzählerische Bogen wird hier überspannt: Der Schlüssel zu dem Opfer liegt in seiner Vergangenheit, in der Musik und in Afghanistan usw. Ja klar, das könnte authentisch, realistisch sein – allerdings wird hier zu viel Verwirrung gestiftet und die ganze Story mehr als unnötig aufgeblasen. Man vermisst eine dramatische Note und eine gewisse angespannte Theatralik

Dass der vorliegende Roman langweilt, liegt auch daran, dass David Lagercrantz es nicht geschafft hat, seine beste Figur des Psychologen Hans Rekke in den Vordergrund zu stellen. Sein Auftakt war brillant erzählt, das war großartig, aber diese kurze Momentaufnahme war schon das eigentliche Highlight der gesamten Geschichte. Danach verschwinden die Figuren mit ihrer Story förmlich ungesehen.

Die einzigen Lichtreflexe in dieser dunklen gelassenen Story, sind die Auftritte von Hans Rekke. Brillanter Kopf – und tendiert immer etwas zwischen Genie und Wahnsinn. Diese Figur birgt so viel unerschöpfliches Potenzial und leider wurden diese Chancen nicht ausgeschöpft. Und die zweite Figur Micalea Vargas ist eine nette Nebendarstellerin, aber weit davon entfernt sich als eine Hauptfigur zu positionieren.

Trotzdem wird es interessant sein, welche Richtung die Story im zweiten Band nehmen wird. Innerhalb des Storytellings muss mehr passieren. Diese endlosen Diskussionen und nichtssagenden Dialoge waren nicht unterhaltsam, nicht informativ und absolut nicht spannend. Neugierig auf den zweiten Band bin ich – aber es muss eine Steigerung erkennbar sein.

Fazit

Erschreckend langweilig. Die Story wirkt leer und die Charaktere spielen ihr Potenzial nicht aus. Schade.

Michael Sterzik

Freitag, 4. Dezember 2015

Verschwörung - Millennium Reihe 4 - David Lagercrantz

Zehn Jahre nach Veröffentlichung des ersten Bandes der „Millenium“ Reihe um den Journalisten Mikael Blomkvist  und der geheimnisvollen Hackerin Lisbeth Salander, geht nun die welterfolgreiche Reihe, mit dem aktuellen Titel „Verschwörung“ weiter. Allerdings ist der Autor nicht Stieg Larsson, der 2004 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes starb, sondern der Journalist David Lagercrantz.

2013 wurde bekannt, dass Stieg Larssons schwedischer Verlag den Schriftsteller David Lagercrantz beauftragt hat, die Reihe fortzuführen. Larsson Vater und Bruder setzten sich für eine Fortsetzung ein. Viele Kritiker und Leser sprechen von einer „Grabschändung“, einem Sakrileg und es wäre nicht im Sinne des verstorbenen Autors. Man kann und darf debattieren, aber es ändert nun mal nichts an der Veröffentlichung.  Und wenn wir ehrlich sind: Es werden inzwischen einige Roman- Reihen bekannter und verstorbener Autoren fortgesetzt. Sicherlich spielt der Umsatz ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle und wirkt motivierend.

David Lagercrantz befasst sich in „Verschwörung“ mit sehr aktuellen Themen unserer Zeit. Wie wirkt sich der Journalismus aus, wenn der Staat Kontroll- und Überwachungsmechanismen installiert? Sind Journalisten noch als die letzten, idealistischen Kreuzritter anzusehen? Welche Macht und Einfluss haben die Geheimdienste derzeit?

Aller Anfang eines Romans ist schwer und Mikael Blomkvist  „Stern“ ist am verblassen. Der ehemals erfolgreiche und unabhängige Journalist befindet sich in einer Sinn- und Schaffenskrise. Der Erfolg der letzten Jahre, lässt sich nicht fortführen. Seine Zeitschrift „Millennium“ kann nicht an die Erfolgszahlen anknüpfen und somit setzt der wirtschaftliche Druck zunehmend ein. Das bleibt Konkurrenten nicht verborgen und konsequenter Weise übt ein großer Medienverlag großen Druck auf den „kleineren“ aus. „Millennium“ steht damit an einem Scheideweg.

Als Blomkvist von einem Wissenschaftler – Frans Balder -  erfährt, der sich in Gefahr befindet, wird er aufmerksam und erwacht aus seiner Lethargie. Als sich herausstellt, dass der schwedischer Wissenschaftler der renommierteste und berühmteste seines Berufszweiges ist und sich mit dem Thema „KI – Künstliche Intelligenz beschäftigt, ist sein Interesse geweckt. Doch ehe er persönlich den Wissenschaftler treffen kann, gerät der Journalist zwischen die Fronten und wird Zeuge eines gewaltsamen, professionellen Mordes. Balders Sohn überlebt das Attentat muss aber in Sicherheit gebracht werden. Schwer autistisch ist dieser auf unmittelbare Betreuung angewiesen und nicht zuletzt als „Einziger Zeuge“ enorm von Bedeutung.

Auch Lisbeth Salander, schwerreich und fürchterlich gelangweilt befindet sich auf ihrem idealistischen Kreuzzug. Ihr Ziel – den Geheimdienst NSA zu infiltrieren und deren Schwachstellen zu finden. Ein überaus gefährliches Spiel, aber für die exzentrische, junge Hackerin als Ziel faszinierend. Als Blomkvist Kontakt zu ihr sucht, wird sie neugierig und nach wenigen, typischen lisbethischen Recherchen befindet sie sich schnell in höchster Gefahr.

„Verschwörung“ als Titel und Pseudonym der Handlung ist klug gewählt.  Von den aktuellen Themen einmal abgesehen, werden gute alte Elemente aus bekannten Thrillern einfach aber prägnant eingebaut. „Der einzige Zeuge“ ist ein Rain Man – und verfügt über eine besondere „Gabe“. Dieser Plot ist im Grunde nichts Neues, doch ermöglicht der Autor es, die Story mitsamt seinen Nebengeschichten den Leser zu überzeugen.  

Die Spannung so durchschnittlich sie auch sein mag, ist absolut präsent. Die handelnden Personen kommen dem Leser vor, wie die bekannten Nachbarn von nebenan. Man steigt somit schnell in die Geschichte ein und selbst die Charakterisierung der Figuren wirkt wie ein alter aber guter Anzug, den man aus dem Schrank nimmt.

David Lagercrantz hat sich wirkliche Mühe gegeben, den erzählerischen Stil Stieg Larssons fortzusetzen. Das ist ihm mit „Verschwörung“ fürs erste gute gelungen. Die nächsten Teile werden darüber entscheiden, ob er nun als erfolgreich oder gescheitert zu kategorisieren ist.

Als einen großen Kritikpunkt empfinde ich, dass die tragische Familiengeschichte von Lisbeth Salander immer noch nicht zu Ende erzählt ist. Es geht weiter –  Wie? Lesen Sie selbst.

„Verschwörung“ ist ein starker und würdevoller Thriller der die hohe Erwartungshaltung bedingt erfüllt. Spannend, realistisch, unterhaltsam allemal –und perfekt dafür geeignet unter dem einen oder anderen Weihnachtsbaum verpackt als Geschenk zu dienen. Ich freue mich auf ein weiteres Abenteuer mit Fucking Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander.

Michael Sterzik


Dezember 2015