Der vorliegende Krimi ist
das Debütwerk von der bekannten in Hamburg lebender Schriftstellerin Sabine
Weiss. Durch die historischen Titel „Die Hansetochter“ und „Die Feinde der
Hansetochter“ konnte sie ihre Leser überzeugen. Doch nun erweitert sie ihre
Leserschaft, indem sie sich einem für sie neuen Genre widmet.
Die Handlung ihres Romans
„Schwarze Brandung“ spielt auf der viertgrößten Nordseeinsel Sylt. Die
friesische Insel ist als Touristenort vielleicht die bekannteste, nicht zuletzt
durch die vielen Prominenten und der High Society, die Immobilien besitzen,
oder regelmäßig in den angesagten Clubs feiern. Sylt ist in jedem Fall eine
Reise wert, sei es um sich in den attraktiven Wellnessoasen zu erholen, lange
Spaziergänge an den Stränden zu genießen, oder die Angebote von Kunst und
Kultur wahrzunehmen.
Es ist interessant und sehr
gut nachzuvollziehen, dass sich die Autorin bezüglich der Handlung auf die doch
sehr überschaubare Insel Sylt konzentriert. Der Tatort ist somit eingeschränkt,
die Spuren ebenfalls und selbst der Täterkreis kann logisch nicht allzu groß
sein. So schön die Insel auch ist – so abgründig grausam wurde der Mord an der
jungen Frau ausgeführt. Insgesamt ist also die Kulisse mitsamt seinen
Protagonisten recht überschaubar.
Die Ermittler aus dem
Kommissariat Flensburg, werden mit den Ermittlungen beauftragt. Einer der
Kommissare ist die junge Liv Lammers. Liv ist die Insel sehr bekannt, aufgewachsen
als Tochter eines Immobilienhais, verbinden sie nach ihrer Revolte und dem
draus resultierenden Bruch mit ihrer Familie einige sehr unschöne Erinnerungen.
Als sie dann noch Kontakt zu ihrem
Neffen aufnimmt, der sie kontaktiert, da eine enge Freundin verschwunden ist,
wird der Mordfall persönlich. Dadurch setzt sie sich selbst enorm unter Druck und
ist emotional befangen. Das bringt für die intensiven Ermittlungen Probleme mit
sich.
Sabine Weiss Stil ist
absolut authentisch. Die Spannung steigert sich recht langsam und die Autorin
hangelt sich erzählend akribisch durch die einzelnen Ermittlungen. Von Kapital
zu Kapital entwickelt sich die Spannung sehr positiv und es wird langsam sehr
transparent, welche Personen hier ein eventuelles Motiv hätten und
wahrscheinlich ziemlich viel Dreck am Stecken haben. Der Mord an der jungen
Frau steht im Vordergrund, es gibt aber noch ein paar andere Verbrechen, die
sich quasi unaufgefordert anschließen und dies sind keine Kavaliersdelikte.
Die Story ist sehr komplex
und gerade diese aktuellen Nebengeschichten hat die Autorin passgenau
eingearbeitet. Das sich dabei die romantisierte Vorstellung dieser
nordfriesischen Insel ins Dunkle treiben lässt, ist absolut sinnvoll, wenn auch
beklemmend und verstörend. Das dabei die Touristikbranche und der Umgang mit
billigen Arbeitskräften thematisiert und kritisiert wird, gehört zu den Stärken
des vorliegenden Romans. Aber so dürfte es nicht nur auf Sylt zugehen, die
anderen ebenfalls hochfrequentierten Inseln dürften die gleichen
Herausforderungen und Probleme haben.
Eine der Nebengeschichten
ist natürlich die Vergangenheit von Liv Lammers. Die Dämonen der Vergangenheit
begleiten sie bei den Ermittlungen auf Schritt und Tritt, dadurch passieren
Fehler, aber es öffnen sich auch ein paar Hintertürchen, die Nebenfiguren
präsentieren und der Story den letzten und abschließenden Schliff geben.
„Schwarze Brandung“ ist
hoffentlich der Auftakt einer neuen Reihe um die selbstbewusste und zugleich
manchmal etwas ins Fettnäpfchen tretende Ermittlerin. Ihre Methodik ist
manchmal etwas unkonventionell, aber menschlich nachzuvollziehen.
Fazit
„Schwarze Brandung“ von Sabine
Weiss ist ein Regionalkrimi, der gerne im kommenden Urlaub im Strandkorb auf
Sylt gelesen werden kann. Als Auftakt einer geplanten Reihe sehr gelungen. Die
Autorin beschreibt Sylt durch viele Details; Dörfer, Straßen, Ortschaften uns
Sehenswürdigkeiten – mehr oder minder bekannt wurden wie in ihren früheren
Werken sehr gut eingesetzt. Das fördert die ohnehin schon authentische
Atmosphäre und für alle, die die Insel schon kennen wirkt es schnell vertraut.
„Schwarze Brandung“ ist ein
regionaler Krimi, der spannend überzeugt und nachhaltig auf eine Fortsetzung
hin drängelt. Die Figur der Liv Lammers, die sich emotional auf der Insel Sylt
wie eine einsame Insel fühlen mag, ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Die
Vergangenheit wird sich hoffentlich an die Oberfläche treiben lassen, denn
niemand ist wirklich eine Insel.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Ich habe den Krimi als Hörbuch gehört, für mich einer der besten Krimis 2017. Ein sehr starkes Krimidebüt für Sabine Weiss. Die Protagonistin hat mich sehr oft an Pia Kirchhoff erinnert, vielleicht lag es auch daran das Julia Nachtmann auch die Hörbücher von Nele Neuhaus liest. Für alle Nele Neuhaus Fans ist es deshalb ein muss auch dieses Buch zu lesen. Neben dem eigentlichen Fall gibt es noch die Nebenhandlung die aus dem Privatleben der Kommissarin erzählt wird. Das ist sehr gut gemacht und bestens in die Story eingearbeitet. Die Spannung ist von Anfang an da, fällt nie ab und steigt auch zum Ende an. Hier ist alles zu finden was ein gutes Buch braucht. Auch wenn ich mich wiederhole, ich bin sehr begeistert von diesem Hörbuch.
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