Mittwoch, 19. April 2017

Todestrank - A. J. Kazinski

Die beiden dänischen Autoren Klarund und Weinreich haben unter ihrem Pseudonym „A.J. Kazinski“ schon zwei Wissenschafts-/Mystische-Thriller „Die Auserwählten“ und „Der Schlaf und der Tod“ in Deutschland veröffentlicht.

„Todestrank“ ist nun der dritte Roman um den eigenwilligen Kommissar Niels Bentzon. Der Titel bezieht sich auf das Gift des gefleckten Schierlings – wer den Tod des Sokrates kennt, weiß um dieses pflanzliches Gift, das effektiv aber grausam tötet, da der Vergiftete bei vollem Bewusstsein erstickt.

So weit so gut  - im Roman geht es genau um dieses Gift und einen Mord im Hochsicherheitsgefängnis Sikringen. In dieser ausgewählten Haftanstalt, sitzen die berüchtigtsten und gefährlichsten Massenmörder, Psychopathen und Vergewaltiger Dänemarks. Eine Flucht ist kaum möglich und die Inhaftierten werden diese Sicherungsstation kaum lebendig verlassen. Als der Psychiater der Anstalt tot aufgefunden wird, stehen die Behörden vor einem schier unlösbaren Rätsel.

Niels Bentzon lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein  und soll als „Patient“ dort verdeckte Ermittlungen durchführen. Zwischen etwas irrem Personal und noch gefährlicheren Patienten wird aus dieser Aktion schnell nur noch ein Kampf ums überleben.

Der Schauplatz des Thrillers ist schon außerordentlich interessant gewählt und die Erwartungshaltung einer spannenden Geschichte sehr hoch. Alleine schon die „Gäste“ dieses Hauses bieten mit ihrer zwischenmenschlichen Konflikt- und Gewaltbereitschaft viel Potenzial.

Wo bleibt denn nun die mystische Komponente des Thrillers? Diese offenbart sich relativ schnell in der Handlung. Es geht um Reinkarnation und Rache. Sehr originell und richtig gut in die eigentliche Handlung eingearbeitet. Man mag nun über das Thema kritisch nachdenken: Wiedergeburt, Seelenwanderung, etc., doch wer sich mit der im Roman geschilderten Thesen und Themen beschäftigt, könnte schnell fasziniert werden. Zumindest könnten Menschen, die solche von der Wissenschaft als offiziellen Quatsch titulierten Themen offen gegenüberstehen, mehr davon erfahren wollen. Im christlichen Glauben ist dieses Thema ja nicht so unbedingt gefestigt, im Glauben des Buddhismus gehört die Wiedergeburt zum Kern des Glaubens. Die Schere zwischen dem Osten und Westen ist hier noch arg weit geöffnet. Religion und Wissenschaft sind in westlichen Ländern eben noch stark wenig miteinander verbunden, trotz der Quantenphysik und der offensichtlichen Gestaltung unserer dimensionalen Begrifflichkeiten Raum und Zeit.

Genau dieses Thema „Reinkarnation“ beherrscht den vorliegenden Roman und der tödliche Schierlingsbecher ist sagen wir mal, ein Werkzeug, eine Fahrkarte in ein „neues“ Leben.

Unser Hauptakteur Niels Bentzon muss hinter den Mauern des Hochsicherheitsgefängnisses manches über sich ergehen lassen um den Täterkreis näherzukommen und zu verstehen, um welches Mordmotiv es sich handeln mag. Eine große Hilfe ist dabei seine eigene Frau Hannah Lund, eine geniale Physikerin, die ein Rätsel aus der Vergangenheit lösen kann.
„Todestrank“ von A.J. Kazinski ist eine unterhaltsame und sehr spannende Mixtur aus Wissenschaft-, Thriller und Mystik. Doch der Roman hat auch seine inhaltlichen Längen, so fein und vor allem plausibel das Thema Reinkarnation an die Leser transportiert wird, so schwach dagegen sind die Erlebnisse und Dialoge im Hochsicherheitsgefängnis. Ich hätte mir hier gewünscht, dass die Mithäftlinge des Kommissars eine größere Rolle hätten spielen können.

Trotzdem ist der vorliegende Roman „Todestrank“ sehr zu empfehlen. Gerade für Leser, die sich gerne mit dem Themenbereich zwischen klassischer Wissenschaft und Religion auseinandersetzen, ist dieser Roman großartig geeignet.

Michael Sterzik






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