Dienstag, 14. November 2017

Spectrum - Ethan Cross

Ethan Cross hat neben seiner Francis Ackermann Serie, eine neue Reihe eröffnet, deren erster Band im Verlag Lübbe veröffentlicht wurde.

Wie schon in seiner ersten Reihe, bedient sich der Autor sehr exzentrischen Charakteren. Diesmal allerdings ist die Hauptfigur kein schwerkrimineller, hyperintelligenter Serienmörder, sondern ein Freak, ein Monster, als das er sich selbst bezeichnet. August Burke ist anders, wie seine Mitmenschen, hochsensibel, hochintelligent, eine besondere Auffassungsgabe, die Muster erkennt und bis ins kleinste analysieren kann. Burke hat das Asberger-Syndrom, eine autistische Erkrankung, die ihn durch seine Andersartigkeit, sozial ausgrenzt. Er wirkt auf andere fremd, merkwürdig und verschroben. Andere Menschen sind für Burke eine Herausforderung, manchmal eine mentale Überforderung und er schützt sich dadurch, dass er sich selbst der nächste ist und sich isoliert.

Als Berater für das FBI löst der promovierte und aktive KFZ-Mechaniker Dr. August Burke „Cold Case Fälle“.

Eine brutale Geiselnahme bei einer Hochsicherheitsbank beginnt auf dramatische Weise zu eskalieren. Unter der Bank in einem Geheimlabor wurde wahrscheinlich an der Entwicklung biologischer Waffen gearbeitet. Das gewalttätige Trio verschwindet aus dem umstellten Gebäude, ohne Beute – aber was war das Ziel, dieses im Detail geplanten Verbrechens?

Soviel also zur Story. Ein gewieftes, brutales Verbrechen und eine offensichtliche Verschwörung – nichts Neues, wenn man sich im Genre Thriller wohlfühlt und viel liest. Der Autor Ethan Cross konzentriert sich allerdings mehr auf seine erdachten Figuren, als auf die Handlung. August Burke ist nicht der einzige Charakter, der besonders ist und dadurch, dass die Handlung aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählt wird, ist sie zum einen abwechslungsreich, zum anderen zu jedem Zeitpunkt spannend. Es gibt einen alternden FBI Agent, der Burke ins Spiel bringt, dann einen Polizisten einer SWAT-Einheit, der ein Spross einer Mafiaähnlicher Organisation ist, eine afrikanische Polizeibeamtin, deren Motor nur Rache sein kann. Das also ist das Ensemble der guten Seite – doch auch der Gegenpart der Bösen ist nicht ohne: Ein afrikanischer Profikiller, eiskalt, brutal, der von seinem Gewissen in die Knie gezwungen wird, eine Ehefrau an seiner Seite, die sich ebenfalls dem Morden verschrieben hat, und ein großer, noch finsterer Bösewicht, der die Fäden zieht.

Wo führt das ganze hin? In jedem Fall ist es keine spannende Verhaltensstudie, vielmehr ist „Spectrum“ eine komplexe, manchmal ausufernde Aneinanderreihung physischer Gräueltaten. Spannend allemal und man glaubt es kaum – stellenweise sehr witzig. Durch die Vielzahl dieser „Freaks“ gestalten sich interessante Dialoge und Szenen, die sich zumeist um August Burke drehen – er ist halt ein „Klugscheißer“ – nervig, unbequem, schwierig und doch immer einen Schritt voraus.

„Spectrum“ ist ein Thriller der mit Lichtgeschwindigkeit eine Spannung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Es dauert ein wenig, bis man mit Burke sympathisiert, aber es lohnt sich. Insgesamt gibt es noch genug Potenzial zur Steigerung – aber wer bis zum Ende dran bleibt, wird belohnt werden – es geht weiter und erst am Ende weiß der Leser, was „Spectrum“ zu bedeuten hat.

Michael Sterzik




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