Ethan Cross hat neben seiner
Francis Ackermann Serie, eine neue Reihe eröffnet, deren erster Band im Verlag
Lübbe veröffentlicht wurde.
Wie schon in seiner ersten
Reihe, bedient sich der Autor sehr exzentrischen Charakteren. Diesmal
allerdings ist die Hauptfigur kein schwerkrimineller, hyperintelligenter
Serienmörder, sondern ein Freak, ein Monster, als das er sich selbst
bezeichnet. August Burke ist anders, wie seine Mitmenschen, hochsensibel,
hochintelligent, eine besondere Auffassungsgabe, die Muster erkennt und bis ins
kleinste analysieren kann. Burke hat das Asberger-Syndrom, eine autistische
Erkrankung, die ihn durch seine Andersartigkeit, sozial ausgrenzt. Er wirkt auf
andere fremd, merkwürdig und verschroben. Andere Menschen sind für Burke eine
Herausforderung, manchmal eine mentale Überforderung und er schützt sich
dadurch, dass er sich selbst der nächste ist und sich isoliert.
Als Berater für das FBI löst
der promovierte und aktive KFZ-Mechaniker Dr. August Burke „Cold Case Fälle“.
Eine brutale Geiselnahme bei
einer Hochsicherheitsbank beginnt auf dramatische Weise zu eskalieren. Unter
der Bank in einem Geheimlabor wurde wahrscheinlich an der Entwicklung
biologischer Waffen gearbeitet. Das gewalttätige Trio verschwindet aus dem
umstellten Gebäude, ohne Beute – aber was war das Ziel, dieses im Detail
geplanten Verbrechens?
Soviel also zur Story. Ein
gewieftes, brutales Verbrechen und eine offensichtliche Verschwörung – nichts Neues,
wenn man sich im Genre Thriller wohlfühlt und viel liest. Der Autor Ethan Cross
konzentriert sich allerdings mehr auf seine erdachten Figuren, als auf die
Handlung. August Burke ist nicht der einzige Charakter, der besonders ist und
dadurch, dass die Handlung aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählt wird,
ist sie zum einen abwechslungsreich, zum anderen zu jedem Zeitpunkt spannend.
Es gibt einen alternden FBI Agent, der Burke ins Spiel bringt, dann einen
Polizisten einer SWAT-Einheit, der ein Spross einer Mafiaähnlicher Organisation
ist, eine afrikanische Polizeibeamtin, deren Motor nur Rache sein kann. Das
also ist das Ensemble der guten Seite – doch auch der Gegenpart der Bösen ist
nicht ohne: Ein afrikanischer Profikiller, eiskalt, brutal, der von seinem
Gewissen in die Knie gezwungen wird, eine Ehefrau an seiner Seite, die sich
ebenfalls dem Morden verschrieben hat, und ein großer, noch finsterer
Bösewicht, der die Fäden zieht.
Wo führt das ganze hin? In
jedem Fall ist es keine spannende Verhaltensstudie, vielmehr ist „Spectrum“
eine komplexe, manchmal ausufernde Aneinanderreihung physischer Gräueltaten.
Spannend allemal und man glaubt es kaum – stellenweise sehr witzig. Durch die
Vielzahl dieser „Freaks“ gestalten sich interessante Dialoge und Szenen, die
sich zumeist um August Burke drehen – er ist halt ein „Klugscheißer“ – nervig,
unbequem, schwierig und doch immer einen Schritt voraus.
„Spectrum“ ist ein Thriller
der mit Lichtgeschwindigkeit eine Spannung erzeugt, der man sich nicht
entziehen kann. Es dauert ein wenig, bis man mit Burke sympathisiert, aber es
lohnt sich. Insgesamt gibt es noch genug Potenzial zur Steigerung – aber wer
bis zum Ende dran bleibt, wird belohnt werden – es geht weiter und erst am Ende
weiß der Leser, was „Spectrum“ zu bedeuten hat.
Michael Sterzik
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