Auftragsmörder – Killer sind eine feste Größe in der
Belletristik – vorwiegend im Genre Krimi/Thriller. Manchmal sind diese gar
nicht so unsympathisch, gefallene Helden mit reduzierter Moral und Ethik.
Enttäuscht vom Leben, traumatisiert durch ihren Beruf, ggf. gejagt von
Behörden, von Konkurrenten, oder schlichtweg verlangt man nach Vergeltung. So
oder so – sie polarisieren stark und als „outlaw“ strahlen diese eine gewisse faszinierende
Attraktivität aus.
Gregg Hurwitz hat mit seiner erdachten Figur Evan Smoak
einen Killer auf die literarische Bühne der Thriller gebracht, der nicht so
einfach einzuordnen ist, und vielseitige Eigenschaften mitbringt. Sozial
gesehen wandert der tödliche Killer allerdings noch immer mit Kinderschuhen
durch die emotionale Welt und tritt auch gerne mal in diverse Fettnäpfchen.
Tödlich – aber manchmal naiv hilflos.
„Rache der Orphans“ von Gregg Hurwitz ist der dritte Band
dieser spannenden Reihe. Doch jetzt ist Evan Smoak ein gejagter Jäger – diesmal
ist es persönlich. Als Nowhere Man bekannt ist er von Verbrechern gefürchtet –
seine Lösungen sind endlicher Natur – sterben und sterben lassen – so oder so
ist der ehemaliger Killer, der schon in Kindheitstagen dazu geformt wurde,
einer der gefährlichsten Todesboten.
Diesmal sind seine Gegner ebenfalls Killer – wie er sind
sie „Orphans“. Ausgebildete Killer der amerikanischen Regierung, effiziente
Tötungsmaschinen, die die Drecksarbeit einer Demokratie erledigen. Das „Orphan-Programm“
ist beendet und in gewissen Kreisen der Regierung, möchte man diese ehemaligen
Agenten loswerden. Orphan – gegen Orphan – und Evan Smoak ego Orphan X weiß
viel zu viel.
Gregg Hurwitz Figur – „Orphan X“ ähnelt sehr der Figur des „Equalizers“
– es gibt hier durchaus Parallelitäten. Neben der Spannung, die der Titel: „Rache
der Orphans“ garantiert, gibt es viel Action und überraschenderweise viel Sensibilität
und selbst der Humor kommt nicht zu kurz. Manche Dialoge laden zum Schmunzeln ein
– Evan Smoak ist immer bewaffnet, aber wenn es um alltägliche Situationen und
soziale Verhaltensweisen geht – ist der Killer nichts anderes als ein hilfloses
Kind. Seine Beziehung zu seinem gefundenen Mündel – ein junges Mädchen von 16
Jahren ist zugleich sehr ernst und humoristisch erzählt. Ebenfalls eine durch
die Regierung ausgebildete Killerin, trotzdem noch immer hilflos, kindlich naiv
und sich selbst suchend, erinnerst diese Evan daran, wie verletzlich er
psychisch noch immer ist. Ein Fingerzeig „Menschlichkeit“.
Evan Smoak ist ein vielseitiger Charakter – dass zeigt sich
in allen drei Bänden dieser großartigen Reihe. Weit entfernt davon ein
Moralapostel zu sein, hinterfragt er sich ständig selbst, träumt von einem
anderen Leben – weiß allerdings auch, dass es zu spät für ihn ist. Seine Taten
sühnt er dadurch, für verzweifelte Menschen endliche Lösungen zu finden. Dies
Lösungen sind verdammt brutal – skrupellos und kaltblütig tötet Evan Smoak, und
Gewissenbisse hat er nicht. Seine Vorstellungen von Gut und Böse sind ziemlich
einfach und geradlinig.
„Rache der Orphans“ ist so vielseitig wie die Hauptfigur es
zeigt. Die Story ist es auch – allerdings weist diese auch keine Überraschende
Wendungen auf. Geradlinig spannend – tolle Dialoge und gut eingesetzte
Situationskomik, sowie ein trockener Humor sind die großen Stärken des
vorliegenden Romans.
In der Reihe gibt es eine ganze Reihe von Protagonisten –
viele davon Orphans und hier zeigt sich auch, wie selbstgefällig und eiskalt
berechenbar sich die Regierung um seine ehemaligen und aktiven Agenten kümmert –
Gar nicht. Werkzeuge – die benutzt und verschleißt ausrangiert werden.
„Rache der Orphans“ ist der dritte Band, dieser bisherigen
Trilogie. Es kann der letzte Band sein – muss es ggf. aber nicht. Der
Grundgedanke des Autors lädt dazu ein, diese Reihe entweder weiterzuführen,
oder neu – aus anderen Perspektiven zu erzählen.
Es gibt nur wenig zu kritisieren, dadurch das Evan Smoak
nun persönlich involviert ist, geht sein Idealismus als Nowhere Man bis eine
kleine Zwischensequenz verloren. Schade – denn das ist die eigentliche Stärke
und Schwäche dieser großartigen Figur.
Fazit
„Rache der Orphans“ ist ein ganz starker, dritter Band
dieser Reihe. Spannende Action, trockener Humor – großartige Figuren. Ein
Thriller den man sich nicht entgehen lassen sollte – aber lesen fangen Sie
bitte bei Band 1 an. Unbedingt.
Michael Sterzik
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