Samstag, 19. Januar 2019

Rache der Orphans - Gregg Hurwitz


Auftragsmörder – Killer sind eine feste Größe in der Belletristik – vorwiegend im Genre Krimi/Thriller. Manchmal sind diese gar nicht so unsympathisch, gefallene Helden mit reduzierter Moral und Ethik. Enttäuscht vom Leben, traumatisiert durch ihren Beruf, ggf. gejagt von Behörden, von Konkurrenten, oder schlichtweg verlangt man nach Vergeltung. So oder so – sie polarisieren stark und als „outlaw“ strahlen diese eine gewisse faszinierende Attraktivität aus.

Gregg Hurwitz hat mit seiner erdachten Figur Evan Smoak einen Killer auf die literarische Bühne der Thriller gebracht, der nicht so einfach einzuordnen ist, und vielseitige Eigenschaften mitbringt. Sozial gesehen wandert der tödliche Killer allerdings noch immer mit Kinderschuhen durch die emotionale Welt und tritt auch gerne mal in diverse Fettnäpfchen. Tödlich – aber manchmal naiv hilflos.

„Rache der Orphans“ von Gregg Hurwitz ist der dritte Band dieser spannenden Reihe. Doch jetzt ist Evan Smoak ein gejagter Jäger – diesmal ist es persönlich. Als Nowhere Man bekannt ist er von Verbrechern gefürchtet – seine Lösungen sind endlicher Natur – sterben und sterben lassen – so oder so ist der ehemaliger Killer, der schon in Kindheitstagen dazu geformt wurde, einer der gefährlichsten Todesboten.

Diesmal sind seine Gegner ebenfalls Killer – wie er sind sie „Orphans“. Ausgebildete Killer der amerikanischen Regierung, effiziente Tötungsmaschinen, die die Drecksarbeit einer Demokratie erledigen. Das „Orphan-Programm“ ist beendet und in gewissen Kreisen der Regierung, möchte man diese ehemaligen Agenten loswerden. Orphan – gegen Orphan – und Evan Smoak ego Orphan X weiß viel zu viel.

Gregg Hurwitz Figur – „Orphan X“ ähnelt sehr der Figur des „Equalizers“ – es gibt hier durchaus Parallelitäten. Neben der Spannung, die der Titel: „Rache der Orphans“ garantiert, gibt es viel Action und überraschenderweise viel Sensibilität und selbst der Humor kommt nicht zu kurz. Manche Dialoge laden zum Schmunzeln ein – Evan Smoak ist immer bewaffnet, aber wenn es um alltägliche Situationen und soziale Verhaltensweisen geht – ist der Killer nichts anderes als ein hilfloses Kind. Seine Beziehung zu seinem gefundenen Mündel – ein junges Mädchen von 16 Jahren ist zugleich sehr ernst und humoristisch erzählt. Ebenfalls eine durch die Regierung ausgebildete Killerin, trotzdem noch immer hilflos, kindlich naiv und sich selbst suchend, erinnerst diese Evan daran, wie verletzlich er psychisch noch immer ist. Ein Fingerzeig „Menschlichkeit“.

Evan Smoak ist ein vielseitiger Charakter – dass zeigt sich in allen drei Bänden dieser großartigen Reihe. Weit entfernt davon ein Moralapostel zu sein, hinterfragt er sich ständig selbst, träumt von einem anderen Leben – weiß allerdings auch, dass es zu spät für ihn ist. Seine Taten sühnt er dadurch, für verzweifelte Menschen endliche Lösungen zu finden. Dies Lösungen sind verdammt brutal – skrupellos und kaltblütig tötet Evan Smoak, und Gewissenbisse hat er nicht. Seine Vorstellungen von Gut und Böse sind ziemlich einfach und geradlinig.

„Rache der Orphans“ ist so vielseitig wie die Hauptfigur es zeigt. Die Story ist es auch – allerdings weist diese auch keine Überraschende Wendungen auf. Geradlinig spannend – tolle Dialoge und gut eingesetzte Situationskomik, sowie ein trockener Humor sind die großen Stärken des vorliegenden Romans.

In der Reihe gibt es eine ganze Reihe von Protagonisten – viele davon Orphans und hier zeigt sich auch, wie selbstgefällig und eiskalt berechenbar sich die Regierung um seine ehemaligen und aktiven Agenten kümmert – Gar nicht. Werkzeuge – die benutzt und verschleißt ausrangiert werden.

„Rache der Orphans“ ist der dritte Band, dieser bisherigen Trilogie. Es kann der letzte Band sein – muss es ggf. aber nicht. Der Grundgedanke des Autors lädt dazu ein, diese Reihe entweder weiterzuführen, oder neu – aus anderen Perspektiven zu erzählen.
Es gibt nur wenig zu kritisieren, dadurch das Evan Smoak nun persönlich involviert ist, geht sein Idealismus als Nowhere Man bis eine kleine Zwischensequenz verloren. Schade – denn das ist die eigentliche Stärke und Schwäche dieser großartigen Figur.

Fazit

„Rache der Orphans“ ist ein ganz starker, dritter Band dieser Reihe. Spannende Action, trockener Humor – großartige Figuren. Ein Thriller den man sich nicht entgehen lassen sollte – aber lesen fangen Sie bitte bei Band 1 an. Unbedingt.

Michael Sterzik



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