Samstag, 12. Januar 2019

Stream - Derek Meister

Derek Meister ist nicht nur ein erfolgreicher Autor, der mit seinen Krimi-Reihen: „Die Fälle des Patriziers Rungholt“, die als historischer Krimi in der schönen Hansestadt Lübeck spielen, oder der: „Knut Jansen und Helen Henning – Reihe“ großartige Erfolge feiern konnte. Nein, er schreibt auch Drehbücher zu abendfüllenden Serien und Filme fürs Fernsehen. 

Mit seinem neuesten Titel: „Stream“ lässt sich Derek Meister auf ein neues Genre ein. Waren die beiden letzten Reihen im Genre Krimi zu finden, geht nun die literarische Reise weiter in die Thriller-Landschaft. 

Schauplatz und Bühne der Handlung in „Stream“ ist die Millionenmetropole Berlin. Frank Banta gehörte mit einer Sondereinheit der Nato an. Jawohl „gehörte“ – denn nun arbeitet er zusammen mit seinem Partner Jan und weiteren Spezialisten als Freelancer in der Sicherheitsbranche. Darauf spezialisiert Entführungsopfer diplomatisch, wie auch mit undiplomatischer Waffengewalt zu befreien. Vor Jahren ging allerdings eskalierte ein Auftrag und er verlor unter dramatischen Umständen seine Frau Anna. Jetzt – inzwischen wieder aus der Lethargie und der Verzweiflung erwacht sieht er seine totgeglaubte Frau in einem Chat-Roulette, einem Videostream wieder. Sie wird gefoltert und ihr Ehemann Frank Banta erfährt, dass er nur noch 52 Stunden Zeit hat seine Frau ein zweites Mal zu retten....

Im Grunde überrascht die Handlung nicht, es ist nichts neues. Ein Katz-und-Maus Spiel unter Zeitdruck. Ein verzweifelter, ehemals gebrochener Held, der seine Liebste retten möchte. Soweit – so gut – allerdings feuert Derek Meister ein rasantes Actionfeuerwerk ab. Das ohne „Werbepausen“ und ohne langweilige nicht zum Ziel führende Dialoge. Klar, finden hier Ermittlungen statt – der Chat muss analysiert werden, gibt es Hinweise auf die Region, kann das Signal verfolgt werden etc. Neben der harten Action gibt es dann auch noch den Passus der freundschaftlichen Beziehungskisten und darüber hinaus. Wem ist zu trauen – wer von den Teammitgliedern weiß ggf. mehr, wer verheimlicht etwas und herzlich willkommen bei den Todsünden: „Gier“, „Hass“ und „Zorn“ diese sind ebenfalls personell vertreten. Es gibt Romane, da erkennt der Leser relativ fix – den Grundgedanken, den Weg und auch die Auflösung der Story. Derek Meister schleudert allerdings seine Leser in ein Labyrinthisches Mehrfamilienhaus – eine überschaubare Anzahl an Protagonisten, verteilt auf unterschiedlichen zwischenmenschlichen Ebenen, unterminierte Gedanken, Risikoreiche Ausgänge und  gefährliche Sackgassen.

„Stream“ von Derek Meister ist ungewohnt hart – zwar gab es in den letzten Romanen „Blutebbe“, „Die Sandwitwe“ u.a. schon Situationen, die neben einer grandiosen Spannung, auch eine Brutalität zeigten, die vieles abverlangte – doch mit „Stream“ verlässt der Autor auch diese (Komfort)Zone. „Stream“ ist brillant konsequent und kompromisslos – es ist keine heile Welt, die sich einfach weiterdreht. Sie dreht sich weiter – allerdings nicht für alle. 

Derek Meister konzipiert meisterlich – Raffinierte Entwicklung, die ungemein fesselnd ist. Es gibt Rückblenden, die einzelnen Beziehungsebenen sehr offen zeigen und die Perspektive der Handlung konzentriert sich nur auf Frank Banta, sondern schlüsselt sich in andere Personen auf. 

Es ist nicht bekannt, ob „Stream“ der erste Band einer neuen Reihe ist, oder ob die Geschichte endet. Beides ist hier möglich – letztlich ist allerdings großes Potenzial. Allerdings muss Derek Meister dann seine „überlebenden“ Protagonisten völlig neu aufstellen – andere Stadt – eine Region und vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungskisten müssen samt und sondern kalibriert werden. 

Fazit

„Stream“ von Derek Meister ist ein mehrstufiges Actionfeuerwerk, mit brillanter, orchestraler Dramatik. Hart – konsequent, kompromisslos und fürchterlich spannend. 
Ein Titel – der vielleicht nicht Stream heißen sollte – sondern einfach nur „HASS“. 

Absolut empfehlenswert. Hochklassiger Spannungsroman, in dem alles an passender Stelle eingearbeitet wurde.

Michael Sterzik


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