Napoleon Bonaparte – der kleine Mann aus Korsika, der zu einem großem Feldherrn wurde, ein außerordentlicher militärischer Stratege war und später zum Kaiser der Franzosen wurde. Mit seinen Armeen hielt er ganz Europa in Schach und seine selbstauferlegte Krönung, führte zu viel Unmut und weiteren Konfrontationen mit England, Österreich und nicht zuletzt Russland. Auch innenpolitisch polarisierte seine Person sehr stark. Militärisch erfolgreich – überschätzte er sich mit seiner eigenen Wahrnehmung als Kaiser in seinem Reich. Gerade der katastrophale Feldzug in Russland riss ihm Einfluss, Begeisterung und Rückhalt unter dem Boden weg. Der Anfang vom Ende.
Doch jeder Tyrann hat seine Feinde – die ihn letztlich auch stürzen und seinen Untergang bestimmen. Die Geschichte ist voll von großen Namen, die den egozentrischen Führern, Königen und Kaisern Einhalt geboten haben – entweder politisch, militärisch, oder am besten gleich beides.
Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington und Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt waren seine Gegner und beendeten durch die berühmte Schlacht bei Waterloo, dass Ende seiner Herrschaft.
Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington und Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt waren seine Gegner und beendeten durch die berühmte Schlacht bei Waterloo, dass Ende seiner Herrschaft.
Medial wurde der Charakter des berühmten Generals und späteren Kaisers Napoleon breitgefächert in Film und in der Literatur bereits ausgeschlachtet. Unzählige Fernsehfilme und Serien erzählten vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall des „kleinen“ Franzosen (der mit seinen 1,68m – für seine Zeit gar nicht klein an Statur gewesen ist).
Simon Scarrow, der mit seinen historischen Romanen aus der römischen Epoche sehr erfolgreich und bekannt wurde, widmet sich jetzt Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesy. Dabei verfolgt er einen interessanten Ansatz und geht dabei bis in die Kindheits- und Jugendjahre der beiden späteren Erzfeinde zurück.
Historisch gesehen fragwürdig, die Quellenlage erklärt sich allzu oberflächlich und der Autor Simon Scarrow erzählt in seinem ersten Band dieser Reihe: „Schlacht und Blut“ die charakterliche Entwicklung der beiden Strategen. Eine feine, Analyse und freie Interpretation dieser beiden Männer, die sich im Grunde gar nicht so großartig voneinander unterscheidet. Später geht jeder seinen, individuellen, selbstbestimmten Weg – erfolgreich – tragisch – dramatisch – aber immer sehr selbstbestimmend.
Beide Feldherren entstammenden den Adel. Wobei Napoleons Familie im Gegensatz zu Wellesy relativ unbedeutend war. Simons Scarrow nimmt sich im vorliegenden Roman viel Zeit um die ersten Schritte in Kindheits- und Jugendschuhen der beiden zu erzählen. Doch diese sind sehr interessant und unterhaltsam und spiegeln den Grundtenor des Charakters wieder. Um es auf den Punkt zu bringen: Einfach war die Kindheit und Jugend der beiden schwierigen Jungen nicht.
Die charakterliche Entwicklung mit all ihren persönlichen Manifestationen erzählt Simon Scarrow sehr ausführlich. Dabei konzentriert er sich nicht nur auf die Person der beiden Protagonisten, sondern beleuchtet das Familienleben und dessen Einfluss und Wirkung sehr genau.
Simon Scarrow lässt sich viel Zeit, bevor er die beiden Militärischen Strategen in die Schlacht schickt und der Titel: „Schlacht und Blut“ an Gewichtung gewinnt. Das letzte Drittel des Romans, katapultiert den Leser auf das Schlachtfeld. Dort aber entfaltet sich das ureigene Talent des Autors absolut konsequent und der Schrecken einer Schlacht mit Kanonen, Gewehren und dem Bajonett und dem Sterben auf dem Feld der Ehre wird absolut eindringlich erzählt.
Simon Scarrow ist bekannt dafür, dass er ein imposantes, erzählerisches Schlachtengemälde erzählerisch im Kopf des Lesers manifestieren kann. Doch er kann vielmehr – auch wenn die ausschweifenden Lebensläufe von Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesley haarklein erzählt werden, sind diese im Grunde ebenfalls spannend, in jedem Fall unterhaltsam und nicht zuletzt der Grundstein.
Auch wenn „Schlacht und Blut“ ein historischer Roman ist – so erklärt sich der Autor selbst dazu, dass er sich viel schriftstellerische Freiheiten genommen hat. Die historischen Meilensteine sind verarbeitet, aber in Zielrichtungen einer spannenden Unterhaltung natürlich „frei“ interpretiert und ausgebaut. Also vorsichtig hier – wenn man erwartet, dass die historische Quelllage „fein“ eingearbeitet wurde.
Nichtsdestotrotz ist „Schlacht und Blut“ von Simon Scarrow ein sehr guter, historischer Roman der zweifelsfrei eine packende Unterhaltung bietet. Die nächsten Bände dieser Reihe, werden sich zweifelsfrei auf die berühmten Schlachten konzentrieren. Da es voraussichtlich noch drei weitere Bände geben wird, ist dafür also noch Zeit genug.
Atmosphärisch toll erzählt. Genial tiefe Charakterisierung der Figuren. Konzentrierter Einblick in die Epoche – auch der Französischen Revolution und des Adels. Militärische Strategie und die Schrecken einer Feldschlacht.
Fazit
Ein toller historischer Abenteuerroman, der spannend unterhält und wenig polarisiert. Hochklassige charakterlicher Aufbau. Ein Roman der überzeugt – und leider dazu führt, dass man möglichst schnell zu Teil 2 greifen möchte.
Michael Sterzik
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