Sonntag, 11. August 2019

The Fourth Monkey - Das Mädchen im Eis - von J. D. Barker


Im Genre Thriller tummeln sich ja relativ viele Serienmörder. Deren Charakter ist meistens relativ gleich beschrieben: Sie töten aus einem innerem Zwang heraus, zur Belustigung anderer, sie töten willkürlich, sie töten methodisch..usw. Meist handelt es dabei um hochintelligente Straftäter, die den polizeilichen Behörden immer mal wieder ein Schnippchen schlagen können. Also im Grunde nix neues – deren Typus kennt man also zur genüge – meint man ggf. wenn man zu einem neuen Thriller greift.

Doch inzwischen konzipieren viele Autoren ihre Bad Boys mehrdimensionaler, keine veralteten Klischees, keine psychischen oder physischen Kurzschlüsse...! Die guten alten Serienmörder verabschieden sich aus der Literatur – die nächste Generation ist allerdings noch böser, aber sie polarisieren auch vehement. Die Schere zwischen „good“ und „evil“ öffnet sich manchmal bis zur Sollbruchstelle.

Der amerikanische Autor J.D. Barker hat mit seinem Thriller „The Fourth Monkey – Geboren um zu töten“ einen großen nationalen und internationalen Erfolg. Ein wahnsinnig gut konstruierter Thriller mit ausgereiften Charakteren, einer verdammt eindrucksvollen und hochspannender Atmosphäre. Ein Jäger und Gendarm Spiel auf dem allerhöchsten Niveau.

Nun ist im deutschen Buchhandel, der zweite Band aus dieser Reihe erschienen: „The Fourth Monkey – Das Mädchen im Eis.

Seit Monaten herrschen in Chicago Minustemperaturen, als die Leiche der jungen Ella Reynolds eingefroren im See gefunden wird. Sie wurde vor drei Wochen vermisst gemeldet – der See ist seit Monaten zugefroren. Die Medien beschuldigen den berüchtigten Four Monkey Killer Anson Bishop, aber Detective Sam Porter will nicht glauben, dass er damit etwas zu tun hat. Er kennt den Serienkiller gut, denn er hat ihn geschnappt und laufen lassen, und er hat noch eine Rechnung mit ihm offen. Porter hat sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen, währenddessen verschwindet ein Mädchen nach dem anderen …(Verlagsinfo)

Das Duell auf Augenhöhe zwischen dem Killer Anson Bishop und Detective Sam Porter geht in die zweite Runde. Der Autor J.D. Barker hat mit der Figur des „Fourth Monkey Killers“ eine multilaterale Persönlichkeit ausgeheckt. Klar – einige Klischees konnte man nicht aus dem Weg gehen: hochintelligent, psychologische Verhaltensstörungen aus der Kindheit, eigene Interpretation von Gut und Böse. Und letzteres ist genau der Mittelpunkt seiner Persönlichkeit. Die Kinder von Verbrechern foltern und töten – als Strafe gedacht und um den größtmöglichen Schmerz explodieren zu lassen?! Etwas übermotiviert und ambitioniert. Das gute alte Motto der Bibel: Auge um Auge – Zahn für Zahn – etwas ausgeufert die Methodik des „Fourth Monkey Killers“.

Konnte man im ersten Band noch verfolgen, wie sich dieser in seiner Kindheit/Jugend entwickelt hat – so ist dieser im zweiten Band weniger präsent. Unsichtbar – aber sein „böses“ Charisma verfolgt die Ermittler immer noch. Neue Morde – wieder junge Frauen, aber ist er wirklich der Mörder? Sam Porter dementiert es und steht weniger später alleine vor vielen offenen Fragen und auf der Suche nach dem Täter....

Ich habe es selten gelesen, dass sich der Autor dermaßen auf die Struktur seiner Protagonisten konzentriert hat. Genau dieses ist die übergroße Stärke dieser Reihe. Der Täter, die Opfer, die ermittelnden Polizeibeamten, die Überlebenden, die Nebenfiguren –  sind allesamt komplex und inhaltlich überragend konzipiert.

„The Fourth Monkey Killer“ übt eine faszinierende Präsenz aus. Sympathisiert man nun mit einem Killer der Verbrecher läutern möchte, oder verurteilt man ihn als „Monster“. Keine einfache Frage – keine abschließende Antwort meinerseits. Jedenfalls stellt dieser Charakter alle weiteren konsequent in die zweite Reihe.

„Das Mädchen im Eis“ ist so hochkomplex, dass man den ersten Band unbedingt vorher gelesen haben muss. Und es ist kein Buch, dass über ein schnelles Tempo verfügt. Die Storyline ist lang, aber so durchdacht, dass alles Sinn ergibt, so abwegig wie es auch im ersten Augenblick ausschauen mag.

Ein relativ großer Minuspunkt ist allerdings Detective Sam Porter. Hier wurden alle Klischees via Checkliste verarbeitet. Innerhalb der Story bewegt er sich wie eine noch nicht abgeschlossene entworfene Nebenfigur.

Ansonsten ist „Das Mädchen im Eis“ ein hochklassiger Thriller. Tolle Atmosphärische Dichte – komplexe Entwicklungen und Erwartungen, die im nächsten Augenblick ad acta sind, da die Story sich überraschend und plötzlich wendet. Was bleibt – Viele offene Kinnladen, viele „Aha“ oder „Oh mein Gott“.

Fazit

„The Fourth Monkey – Das Mädchen im Eis“ ist einer der stärksten Thriller des Jahres. Erschütternd – Erschreckend – Ernüchternd – und Hochspannend. Eine Reihe dies man gelesen haben muss – wenn man sich der Spannungsliteratur verbunden fühlt.


Michael Sterzik


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