Mittwoch, 11. September 2019

Schwimmen Tote immer oben? von Michael Tsokos


Wir kennen diese Szenen doch alle, oder!? Ein Toter liegt noch am Tatort – frisch verschieden und der Kommissar und der Rechtsmediziner analysieren ganz fix, den Zeitpunkt des Verbrechens und können schon Aussage treffen, welches Messer es gewesen sein könnte, oder welche Schusswaffe verwendet wurde, manchmal gibt die Schusswunde auch das Geheimnis des Kalibers wieder.

Krimis und Thriller sind in der Fernsehlandschaft ja hochbeliebt, ein unsterblicher Evergreen. Ebenso unsterblich sind die Mythen und Vorurteile in diesen Filmen, oder Serien. Sei es die kollegiale, beruflich-/private Beziehungskiste zwischen Ermittler und Rechtsmediziner, oder die Obduktionsmethodik auf dem Seziertisch. Es gibt Irrtümer, Halbwahrheiten usw. Zwar nehmen sich die Regisseure inzwischen mehr Zeit um die Szene am Tatort oder im Saal der Rechtsmedizin realistisch darzustellen, doch jeder professionelle Rechtsmediziner, der vor dem Fernseher sitzt, lächelt wahrscheinlich, oder runzelt immer wieder die Stirn, kommentiert von: Nein, das ist ganz falsch beschrieben.

Analysieren wir diese Szenen so ist es vielleicht an der Zeit etwas mehr ehrliches Licht an den Tatort oder den Sektionssaal zu bringen. Professor Michael Tsokos leitet das Institut für Rechtsmedizin der Charité in Berlin, sowie das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medien. Als international anerkannter Experte ist Michael Tskokos “ auf seinem medizinischen Fachgebiet der Forensik einer der bekanntesten Persönlichkeiten.

Schon der erste Band: „Sind Tote immer leichenblass“ von Michael Tsokos, räumte Irrtümer und Vorurteile mit viel Spannung und Humor aus der Welt der Rechtsmedizin. Mit wissenschaftlichen, fundierten Beispielen und Beschreibungen, ist dieses Buch und der Vorgängerband inzwischen zu einem kleinen1x1 – zu einem kleinen Ratgeber für realitätstreue Regisseure und Autoren geworden.

„Schwimmen Tote immer oben“  erklärt satte 30 Irrtümer über die Rechtsmedizin. Über Scheintoderfahrungen, bis Raucherlungen, oder Geschoss- und Wundkanäle gibt es viel Interessantes und Lehrreiches zu berichten. Nüchtern, sachlich, aber amit Humor werden hier auch neue Ideen für Drehbuchautoren präsentiert, deren ideenreiches Kopfkino beim lesen dieses Band sich munter drehen dürfte.

Sehr erfrischend und gut positioniert sind die kleinen Illustrationen, die verschiedene Szenen originell und witzig veranschaulichen. Liebevoll eingebaut und immer leicht ironisch und sarkastisch.

Der nächste Tatort wird sicherlich vom Publikum mit etwas mehr Fachwissen vorm Fernseher kommentiert. Wissen ist ja bekanntlich Macht und warum nicht mal mit seinem Wissen glänzen!?

Michael Tsokos ist kein „Aufschneider“ im negativen Sinn, kein „Besserwisser“ der ggf. dem Tatort seine Spannung nimmt, im Gegenteil – er animiert die verantwortlichen Drehbuchautoren und Regisseure es anders, vielleicht besser zu machen. Aufmerksame Leser, könnten hier auch die eine oder andere etwas skurrile Idee für kommende Projekte finden.  

Michael Tsokos Schreibstil und Ausdruck ist absolut locker und unterhaltsam, sodass das lesen viele kurzweilige, aber für interessierte Menschen nachhaltigen Charakter hat.

Fazit

„Schwimmen Tote immer oben“ von Michael Tsokos ist ein mitunter ein kleiner Ratgeber, eine Offenbarung für Krimiexperten und ein unterhaltsames Buch, dass den Tod nicht die Endlichkeit nimmt, aber uns dafür den Unterhaltungswert schenkt.

Michael Sterzik

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