Sonntag, 2. Februar 2020

Das weisse Gold der Hanse - Ruben Laurin


Das späte Mittelalter ist eng verknüpft mit der Hansezeit im norddeutschen Raum. Die Handelswege erstrecken sich nicht nur über die Regionen der Ost- und Nordsee, die Handelsschifffahrt erlebte eine Blütezeit, der Im- und Export schloss Russland mit ein. Gehandelt wurde alles -. Felle, Eisen, Nahrungsmittel, Gewürze, Waffen und vieles mehr.

Der Handel begründete den Reichtum der wahrlich großen Handelsstädte wie Bremen, Hamburg, Stralsund u.a. Die „Königin“ der Hanse war Lübeck – hier wurden Bündnisse, Verträge, Handelsbeziehungen und auch Kriegserklärungen koordiniert. Der Rat der Stadt bestand zu meist aus reichen und sehr einflussreichen Kaufleuten die nicht nur die Politik der schönen und einflussreichen Handelsstadt führt, sondern ebenfalls das politische Geschick in ganz Europa zum Teilen lenkte.
Die Kaufmannschaft der Stadt Lübeck waren gottesfürchtige Männer, die ihren Reichtum und Einfluss durch Bauwerke unterstrichen – zum Beispiel – die Marienkirche am Rathaus, und die baulichen Projekte im Heilig-Geist-Spital in der Nähe des Burgtores.

Das Zentrum Lübeck ist die Altstadtinsel und ist eine der schönsten historischen Stadtkerne in Deutschland. 1987 wurde Lübeck von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Eines der Wahrzeichen ist das Holstentor – bekannt ist Lübeck allerdings auch als die Stadt der prägenden sieben Türme. Die Silhouette ist eindrucksvoll – und die wichtigsten historischen Bauwerke sind u.a. das Burgkloster, die Jakobikirche, Petrikirche, Marienkirche, der Dom, dass Heilig-Geistspital und die gut erhaltenen alten Salzspeicher an dem Ufer der Trave, die die Stadt umgibt.

Der Autor Ruben Laurin erzählt in seinem historischen Roman: „Das weiße Gold der Hanse“ – von der anfänglichen Blütezeit der Hanse. Die Geschichte spielt sich zum größten Teil in Lübeck ab. Die handelnden Charaktere sind zumeist historisch verbürgte Persönlichkeiten.

Lübeck 1232: Der Waisenjunge Bertram weckt völlig unverhofft das Mitleid einer reichen Kaufmannstochter.  Aber die zarte Liebe ist unmöglich. So heuert er als junger Mann bei einem Hanseschiff an, um sein Glück zu machen. Als sich das Schicksal nach vielen gefährlichen Abenteuern gegen ihn zu wenden droht, gelobt er: Wenn der Tod ihn noch einmal verschone, werde er einen Ort der Barmherzigkeit für die Alten und Schwachen erbauen. Und er setzt alles daran, sein Gelübde zu erfüllen. (Verlagsinfo)

„Das weiße Gold der Hanse“ von Ruben Laurin ist ein solider, guter historischer Roman, der das tägliche Leben der Menschen dort sehr illustrativ beschreibt. Das ist eine der wesentlichen Stärken des Romans, aber zugleich auch mit der größte Schwachpunkt der Handlung. Der Autor hat sich viel, viel Mühe gegeben, seine Figuren im Stadtbild „leben“ zu lassen. Ob es nun um die Beschreibung von Gegenständen im Alltag  geht, oder um die kaufmännischen Handlungen der Patrizier, oder um die Beschreibungen der Handelsschiffe usw. – großartig beschrieben und in Szene gesetzt. Leider bleibt der Unterhaltungswert damit sehr eindimensional – die Spannung hebelt er damit gekonnt aus und es gibt wahre erzählerische Längen die langweilig und zum Teil überflüssig sind.

Ebenso verhält es sich dann mit der Charakterisierung der Protagonisten. Der Wechsel der zeitlichen Ebenen ist unausgewogen. Da sich die Erzählung zumeist in der Vergangenheit abspielt und leider nur selten die Gegenwart erreicht, ist das Verhältnis negativ. Es hätte um die Spannung aufrechtzuerhalten genau andersrum sein müssen.

Betrachten wir die Geschichte aus dem authentischen Blickwinkel, ist mir diese allzu künstlich, teils sehr klischeelastig aufgebaut. Die üblichen traurigen, dramatischen Geschehnisse, die üblichen glücksseligen Momente, die dem Leben eine neue Ausrichtung geben können. Originalität geht anders. Die Charakterinterpretation ist mir ebenfalls zu langweilig – zu einseitig beschrieben – eindeutig eine viel zu weiße, mustergültige Weste bei den Figuren.

Ruben Laurin ist das Pseudonym des Autors Thomas Zibula – der viele historische und phantastische Romane verfasst hat.  

Fazit

„Das weiße Gold der Hanse“ von Ruben Laurin ist ein solider, historischer Roman, der mich allerdings nicht überzeugen konnte. Eine Spannung, die immer mal wieder an die Oberfläche kommt, nur um dann wenig später in ein längeres Abseits zu driften. Die große Stärke ist das historische Ensemble – die Atmosphäre der Hansestadt und die Beschreibungen der Menschen.

Die größte Schwäche – die Figuren, die Einordnung der zeitlichen Ebene, und leider nicht das Aufrechterhalten einer Spannung, die den Leser zu unterhalten weiß.
Schade.

Michael Sterzik

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