Das Autorenduo „James Corey“ hatte mit seinem ersten Roman aus der Reihe „The
Expanse“ – Leviathan erwacht – einen überraschend, großen Erfolg. Die Reihe,
die auch erfolgreich in Zusammenarbeit mit den beiden Autoren als Fernsehserie
verfilmt wurde, gibt dem Genre „Science Fiction“ eine neue Gewichtung und sowieso
eine ganz andere Orientierung. Diese Buchreihe erlebt nicht zuletzt durch die Verfilmung
eine sehr attraktive Offensive in diesem manchmal wenig beachteten Genre.
Bestechend neben einer großartigen Spannung ist das komplexe,
inhaltliche Bild unseres bekannten Universums so außerordentlich episch
beschrieben, dass auch wenn es sich um reine Fiktion handelt, es sich
realistisch in einer nicht allzu fernen Zukunft ggf. so abspielen könnte.
Die große Stärke auch des vorliegenden zweiten Bandes „Calibans
Krieg“ sind die Figuren. Ihnen wird sehr, sehr viel Raum gegeben in diesem
Sonnensystem – einmal um sich charakterlich zu entwickeln, zum anderen reist
das Quartett um Captain James Holden durch unser kolonisiertes System und katapultiert
sich mal mehr mal weniger in grenzübergreifende Interessen der Erde, des
unabhängigen Mars und der Fraktion der Gürtler.
Ein Jahr ist vergangen, seit Captain James Holden und die
dreiköpfige Crew der Rosinante nicht unmaßgeblich zu den Auseinandersetzungen
zwischen Erde, Mars und Gürtel beigetragen haben, aber auch für die
Zerschlagung des Konzerns Protogen verantwortlich gezeichnet haben. Während die
Rosinante noch immer für die AAP tätig ist, geschieht auf Ganymed unglaubliches
und einzig die marsianische Soldatin Bobbie überlebt knapp den verheerenden
Angriff eines merkwürdig mutierten Wesens, das recht unzweifelhaft mit dem auf
der Venus niedergegangenen Protomolekül in Verbindung steht. Auf der Erde müht
sich die stellvertretende Unterstaatssekretärin Avasarala redlich, Licht ins
Dunkel der Ereignisse auf Ganymed zu bringen, während auf der Station noch
immer der Ausnahmezustand herrscht und ein Botaniker namens Prax verzweifelt
darum bemüht ist, seine verschwundene Tochter ausfindig zu machen…(Verlagsinfo)
Wie schon im ersten Band spielen „Aliens“ eine absolute
untergeordnete Rolle – direkt begegnet man Ihnen nicht. Man weiß das diese
existieren, oder existiert haben – einzig allein ihre Technologie wird als „Biologische
Waffe“ untersucht und natürlich werden auch
durch große Wirtschaftskonzerne Experimente durchgeführt.
Brillant ist die Konzeption der Charaktere und ihre
Beziehungen untereinander. Literarisch sind sie noch lange nicht als
intellektuell erwachsen zu bezeichnen, aber ihrer Entwicklung sind keine
Grenzen gesetzt. Auch in „Calibans Krieg“ kommen vergangene Aspekte in
kleineren Bruchstücken an die Oberfläche. Fein konstruiert sind die Dialoge,
die inhaltlich nicht nur informativ und abwechslungsreich sind, sondern auch
viel an Humor vorzuweisen haben.
„Calibans Krieg“ ist hochspannend und dramatisch. Die Action
kommt auch nicht zu kurz – gekämpft wird auf Planeten selbst, oder im eiskalten
Weltraum. Politische Machtspielchen wirken sich oft planetarisch aus und die
Gefahr eines Krieges zwischen Erde und Mars schwebt wie ein Damokles-Schwert
über die gesamte Handlung – ggf. ist es das Schicksal der ganzen Reihe. Der
Gewinner, oder der Verlierer – steht noch nicht fest – am Ende können alle
verlieren. Man ahnt es schon – auch 400 Jahre später hat sich nicht viel
geändert – Macht, Einfluss, Intrigen – der Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung,
aber auch der Wille und die Entscheidungen Opfer zu bringen, all das sind
inhaltliche Bestandteile dieser wundervollen Reihe.
Wenn wir über die Dramatik reden müssen, dürfen wir diese
nicht mit einer künstlichen Theatralik verwechseln, letztere gibt es nicht.
Natürlich gibt es erzählerische und inhaltliche Klischees, die aber passgenau
von den Autoren verwendet wurden. Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar
und wächst langsam, und Verluste gibt es praktisch (noch) nicht. Aber es dürfte
eine Frage der Zeit sein – bis einer der Hauptfiguren sich verabschieden wird.
Fazit
„The Expanse – Calibans Krieg“ ist der zweite Teil dieser
Reihe und ist noch stärker erzählt, als der erste Band. Spannend –
abwechslungsreich – humoristisch zeichnet diesen Band aus. Ein Lesevergnügen
aus einer anderen Welt – in der wir aber trotzdem wohnen.
Prädikat: Eine Reihe die man lesen muss – alleine schon
wegen den Kotzzombies.
Michael Sterzik
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