Die Danehof-Trilogie von dem dänischen Autor Jens Henrik
Jensen im Genre Thriller war nicht nur in den skandinavischen Ländern ein
großartiger Erfolg. Die entworfene Hauptfigur des Ex-Elitesoldaten Niels Oxen
hat auch für weitere Teile noch einiges an Potenzial zu bieten. Er ist ein „Held“,
der sehr widerwillig agiert. Aufgrund seiner Kriegseinsätze auf dem Balkan und
in Afghanistan, für die er neben seinen Orden auch nun bitter posttraumatisiert
ist, hat er mit sich selbst mehr als genug zu tun. Die Beziehung zu seinem Sohn
ist mehr wie als schwierig zu bezeichnen. Die Jahre lassen sich nicht einfach
nachholen, oder rückgängig machen und von der sozialen Perspektive aus gesehen,
hat Niels Oxen arge Defizite. Er ist ein „Wolf“. Einsam – aber nicht alleine –
unabhängig, einzelgängerisch….ein Raubtier mit Instinkten und Überlebenswillen.
Bereit zu töten, wenn es sein muss.
Jens Henrik Jensen Schreibstil ist großartig. Locker, gut
strukturiert, mit ironischen Untertönen vermengt und immer auf den Punkt
fokussiert. Dies in einer mehrbändigen Reihe auszuarbeiten ist einfacher, als
in einem späteren unabhängigen Titel – doch in dem vorliegenden Roman „Lupus“
hat der Autor auch dies gut konzipiert. Auch in „Lupus“ hat der Geheimdienst,
wie auch in den Danehof-Titeln, dass eigentliche Storytelling in der Hand. Alte
Verschwörungen – alte Rache und Rechnungen und alle schon bekannten Charaktere sind
wieder mit von der Partie.
Der Geheimbund Danehof ist zerschlagen, doch der
traumatisierte Ex-Elitesoldat Niels Oxen kämpft weiter mit seinen Sieben
Dämonen. Für den Geheimdienstchef Axel Mossman soll er nun den vermissten Poul
Hansen aufspüren. Die Suche führt ihn dorthin, wo er sich am besten auskennt:
in den Wald. Anstatt nach Hansen Ausschau zu halten, interessiert er sich mehr
für Wölfe - und trifft auf rätselhafte Spuren. Hansens Verschwinden scheint mit
einer Entführung aus dem Jahr 1963 zusammenzuhängen. Und mit dem unaufgeklärten
Fall, bei dem Oxens Partnerin Margrethe Franck ihr rechtes Bein verlor.
Gemeinsam stellen Oxen und Franck Nachforschungen an. Aber das ruft dunkle
Mächte auf den Plan.(Verlagsinfo)
Jens Henrik Jensen vierter Roman um „Oxen“ ist ein in
sich abgeschlossener Titel. Das Tempo ist allerdings verhältnismäßig langsam
und neben der eigentlichen Hauptstory, gibt es noch einige Nebengeschichten,
die gut eingebaut sind, aber manchmal langatmig wirken. Interessant allemal –
aber die Spannung wird dadurch nicht weiter ausgebaut. Eine Nebengeschichte
befasst sich mit der Privatperson Oxen und dessen Beziehung zu seinem Sohn.
Lässt aber auch charakterlich tiefer in seine ureigenen Probleme blicken.
Verschwörungen gehören einfach mit dazu – wenn man sich
thematisch schon mit Geheimdiensten befasst. Auch hier keine Ausnahme. Der Grundgedanke der Hauptstory birgt nicht
viel Neues. Alles schon bekannt – alles auch schon in anderen Titeln
verarbeitet. Zu kritisieren ist, dass die ganze Hauptstory so dahin köchelt. Zu
schnell – zu unsauber aufgebaut – zu viele Chancen auf eine intensive
Ausarbeitung schlichtweg leider nicht genutzt. Das Lesevergnügen ist dabei
nicht sonderlich getrübt – vergleicht man „Lupus“ allerdings mit der
vorhergehenden Trilogie, so kann dieser die Klasse nicht halten.
Die Hauptperson „Oxen“ könnte ausgedient haben. Jegliche
Fortführung als Einzeltitel, oder Reihe gesehen, wäre überflüssig. Andererseits
wäre es möglich Oxen in späteren Romanen – als Nebenfigur einzubauen. Alles andere
wäre faktisch absolut unrealistisch und würde ihm nicht mehr gerecht werden.
Fazit
„Oxen – Lupus“ von Jens Hendrik Jensen ist bedingt
empfehlenswert. Sollte man die anderen Titel als Vergleichsmöglichkeit nicht
einbeziehen, so kommt dieser bei einer Wertung weit besser davon.
Es ist Zeit – neue Wege zu gehen, ohne „Oxen“ – aber ich
bin mir sicher, dass der Autor Jens Henrik Jensen schon weitere Projekte in
Planung hat.
Michael Sterzik
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