Der vorliegende fünfte Band der hervorragenden historischen Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer und seinem Vetter Heinrich dem Löwen der als Staufer neben seinem verwandtschaftlichen Verhältnis, auch ein Rivale ist, ist der letzte Teil dieses Zyklus.
„Schwert und Krone“ – Preis der Macht – von Sabine Ebert lässt uns wieder einmal auf eine epochale Zeitreise gehen. Unsere heutige Geschichte ist das Produkt unserer Vergangenheit. Unter der Führung und Herrschaft dieser beiden „großen“ Männer – Friedrich und Heinrich, und anderen kleineren Herzogtümer und Grafschaft entstanden Städte, Landkreise, es formten und veränderten sich ganze Landstriche und Ländergrenzen. Der Grundstein für eine spätere demokratische Gesetzgebung wurde gesetzt, auch wenn dieser mitunter noch recht klein war. Das Mittelalter gilt als ein dunkles Kapitel, doch es gab sehr viele helle Aspekte, die wir nicht vergessen sollten.
1167. Friedrich Barbarossas Italien-Feldzug endete
verheerend. Nur mit Mühe entkommen er, seine geliebte Kaiserin Beatrix und ihre
Kinder der Seuche, die unter seinen Männern wütet, und den Angriffen der
Lombarden. Zwischen Heinrich dem Löwen und seinen zahllosen Feinden sind die
Kämpfe mit großer Heftigkeit von Neuem entflammt. Friedrich muss schlichten,
doch das gelingt ihm nur vorübergehend. Heinrichs Hochmut und Macht steigern
noch, als er die blutjunge englische Königstochter Mathilde heiratet. Während
sich Mathilde an das Leben an einem deutschen Hof gewöhnen muss, entfremden
sich Kaiser Friedrich und seine Gemahlin Beatrix voneinander.
Sabine Ebert nimmt sich vielen Themen an und erzählt diese
vortrefflich, berührend, sensibel und vor allem Nachhaltig. Ihre Perspektive
ist die eines neutralen Beobachters, einer unterhaltsamen Analytikerin, die
dieser Reihe ein historisches Echo gegeben hat. Die Reihe spricht auch von
einer Rivalität der Fürstenhäuser – ein realistisches „Game of Thrones“ –
inhaltlich mit allen Szenarien, die man sich denken kann. Die beiden führenden
Häuser der Staufer und der Welfen begegnen sich hier in der Politik, auf dem
Schlachtfeld, am Hofe des amtierenden Kaisers. Beider Gier nach Macht hat einen
hohen Preis. Letztlich nicht unbedingt für diese beiden adeligen Alphamännchen persönlich,
sondern für die Menschen, für die sie eine beachtliche Verantwortung trugen.
Deren beider Ego kostete wahrscheinlich tausenden Soldaten und Zivilisten das
Leben. Völlig zerstörte Dörfer und Städte, die Vernichtung ganzer Familien – ob
nun adelig, oder letztlich einfache Bauern. Der Blutzoll war hoch – und man
fragt sich letztlich wofür?!
Auch in diesem Band – räumt Sabine Ebert mit dem Mythos
um Kaiser Barbarossa konsequent auf und auch Heinrich der Löwe – der gerne mit
seinen Klauen und Zähnen Tod und Verderben bracht, gilt nicht als der idealisierte, romantisierter Ritter seiner Zeit. In dieser Reihe spricht Sabine Ebert eine kristallklare
Sprache – und räumt so ganz selbstverständlich mit vielen Klischees auf. Es
gibt auch keine romantisierten Ideale – auf die sie sich als Autorin bezieht.
Also nicht viel mit einer edlen Ritterfigur und einem holden Burgfräulein? Weit
gefehlt – auch die gab es. Es gab Ritterlichkeit, vielleicht anders, als es in
Filmen dargestellt ist, doch ja auch hier gibt es erzählerische Beispiele. Denkt
man darüber nach, was Friedrich und Heinrich hätten alles gemeinsam erschaffen
können, wenn sie sich nicht ständig selbst im Wege gestanden hätten!?
Sicherlich waren beide für unser Land wie wir es jetzt kennen prägende,
historische Figuren. Doch sie waren auch charakterlich Kinder ihrer Zeit. Pflicht,
Ehre, Verantwortung für ihr eigenes Haus, zerstörten Ethik, Moral und
Menschlichkeit.
Auch dies wird in dem vorliegenden Roman zur Kernaussage:
„Der Preis der Macht“.
Wie schon im letzten Band zuvor – wird auch die Rolle der
Frau als „Handelsware“ thematisiert. Eine Heirat aus Liebe – beide konnten sich
glücklich schätzen, wenn aus gegenseitigem Respekt Liebe entstand. Ansonsten
stand es in der Verantwortung der edlen Ehefrau männliche Erben zu zeugen. Ein
Damoklesschwert – eine Erwartungshaltung, die auch so manche adlige Seele
zerbrochen hat.
Wie immer, hat Sabine Ebert professionell recherchiert
und sich wenig künstlerische Freiheiten herausgenommen. Brauchte sie auch nicht
– Geschichte kann lebendig und unterhaltsam transportiert werden, man muss nur
wissen wie.
Die atmosphärische Spannung ist Sabine Ebert perfekt
gelungen. Die Dialoge egal um welches Thema es sich handelt, sind unterhaltsam
aufgearbeitet. Begleiten wir die Ritter und Fürsten auf die Schlachtfelder,
finden wir uns inmitten eines Angriffes wieder. Bildgewaltig –realistisch – und
konsequent zeigt Sabine Ebert auch auf, dass ein Menschenleben wenig Wert war.
Die Zerstörung einer ganzen Stadt, ist verstörend brutal erzählt – aber ungemein
packend und auch hier steht die Authentizität im Vordergrund.
Es gibt allerdings einen Kritikpunkt: Das Sabine Ebert
inhaltlich die Geschichte der beiden Fürsten nach dem Sturz Heinrich des Löwen
beendete und darauf verweist, dass die letzten 15 Jahre in ihrer „Hebammensaga“
erzählt wird, ist nicht nachvollziehbar. Wenn man schon die beiden Lebensläufe
parallel erzählen möchte, warum wird dann die Reihe nicht souverän zu Ende
erzählt?! Mich hat es sehr enttäuscht.
Fazit
„Schwert und Krone – Der Preis der Macht“ ist der
krönende Abschluss einer historischen Reihe, die mit einer der besten ist, die
ich je gelesen habe. Sabine Ebert hat es geschafft, nicht nur Geschichte
bildgewaltig und unterhaltsam zu erzählen, sondern sich selbst weiterentwickelt.
Willkommen im Olymp im Genre „Historischer Roman“. Der Name Sabine Ebert wird
sich mit dieser fulminanten Reihe unvergessen machen.
Ein nachhaltiges Echo der Vergangenheit, dass bis in die
heutige Gegenwart ankommt. Brillant.
Michael Sterzik
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