Samstag, 28. November 2020

Schwert und Krone - Preis der Macht - Sabine Ebert


Der vorliegende fünfte Band der hervorragenden historischen Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer und seinem Vetter Heinrich dem Löwen der als Staufer neben seinem verwandtschaftlichen Verhältnis, auch ein Rivale ist, ist der letzte Teil dieses Zyklus.

„Schwert und Krone“ – Preis der Macht – von Sabine Ebert lässt uns wieder einmal auf eine epochale Zeitreise gehen. Unsere heutige Geschichte ist das Produkt unserer Vergangenheit. Unter der Führung und Herrschaft dieser beiden „großen“ Männer – Friedrich und Heinrich, und anderen kleineren Herzogtümer und Grafschaft entstanden Städte, Landkreise, es formten und veränderten sich ganze Landstriche und Ländergrenzen. Der Grundstein für eine spätere demokratische Gesetzgebung wurde gesetzt, auch wenn dieser mitunter noch recht klein war. Das Mittelalter gilt als ein dunkles Kapitel, doch es gab sehr viele helle Aspekte, die wir nicht vergessen sollten.

1167. Friedrich Barbarossas Italien-Feldzug endete verheerend. Nur mit Mühe entkommen er, seine geliebte Kaiserin Beatrix und ihre Kinder der Seuche, die unter seinen Männern wütet, und den Angriffen der Lombarden. Zwischen Heinrich dem Löwen und seinen zahllosen Feinden sind die Kämpfe mit großer Heftigkeit von Neuem entflammt. Friedrich muss schlichten, doch das gelingt ihm nur vorübergehend. Heinrichs Hochmut und Macht steigern noch, als er die blutjunge englische Königstochter Mathilde heiratet. Während sich Mathilde an das Leben an einem deutschen Hof gewöhnen muss, entfremden sich Kaiser Friedrich und seine Gemahlin Beatrix voneinander.

In der Mark Meißen wird in Ritter Christians Siedlerdorf Silber gefunden. Markgraf Otto zögert nicht, daraus den größten Nutzen zu schlagen - ein Entschluss auch mit Auswirkungen auf das Machtgefüge im Kaiserreich. Die Front der Fürsten gegen Heinrich den Löwen, an der Otto und seine Brüder maßgeblich beteiligt sind, zwingt den Kaiser zu handeln, obwohl er dem Löwen bislang jedes Unrecht nachsah. Wer wird sich am Ende behaupten? (Verlagsinfo)

Sabine Ebert nimmt sich vielen Themen an und erzählt diese vortrefflich, berührend, sensibel und vor allem Nachhaltig. Ihre Perspektive ist die eines neutralen Beobachters, einer unterhaltsamen Analytikerin, die dieser Reihe ein historisches Echo gegeben hat. Die Reihe spricht auch von einer Rivalität der Fürstenhäuser – ein realistisches „Game of Thrones“ – inhaltlich mit allen Szenarien, die man sich denken kann. Die beiden führenden Häuser der Staufer und der Welfen begegnen sich hier in der Politik, auf dem Schlachtfeld, am Hofe des amtierenden Kaisers. Beider Gier nach Macht hat einen hohen Preis. Letztlich nicht unbedingt für diese beiden adeligen Alphamännchen persönlich, sondern für die Menschen, für die sie eine beachtliche Verantwortung trugen. Deren beider Ego kostete wahrscheinlich tausenden Soldaten und Zivilisten das Leben. Völlig zerstörte Dörfer und Städte, die Vernichtung ganzer Familien – ob nun adelig, oder letztlich einfache Bauern. Der Blutzoll war hoch – und man fragt sich letztlich wofür?!

Auch in diesem Band – räumt Sabine Ebert mit dem Mythos um Kaiser Barbarossa konsequent auf und auch Heinrich der Löwe – der gerne mit seinen Klauen und Zähnen Tod und Verderben bracht, gilt nicht als der idealisierte, romantisierter Ritter seiner Zeit. In dieser Reihe spricht Sabine Ebert eine kristallklare Sprache – und räumt so ganz selbstverständlich mit vielen Klischees auf. Es gibt auch keine romantisierten Ideale – auf die sie sich als Autorin bezieht. Also nicht viel mit einer edlen Ritterfigur und einem holden Burgfräulein? Weit gefehlt – auch die gab es. Es gab Ritterlichkeit, vielleicht anders, als es in Filmen dargestellt ist, doch ja auch hier gibt es erzählerische Beispiele. Denkt man darüber nach, was Friedrich und Heinrich hätten alles gemeinsam erschaffen können, wenn sie sich nicht ständig selbst im Wege gestanden hätten!? Sicherlich waren beide für unser Land wie wir es jetzt kennen prägende, historische Figuren. Doch sie waren auch charakterlich Kinder ihrer Zeit. Pflicht, Ehre, Verantwortung für ihr eigenes Haus, zerstörten Ethik, Moral und Menschlichkeit.

Auch dies wird in dem vorliegenden Roman zur Kernaussage: „Der Preis der Macht“.

Wie schon im letzten Band zuvor – wird auch die Rolle der Frau als „Handelsware“ thematisiert. Eine Heirat aus Liebe – beide konnten sich glücklich schätzen, wenn aus gegenseitigem Respekt Liebe entstand. Ansonsten stand es in der Verantwortung der edlen Ehefrau männliche Erben zu zeugen. Ein Damoklesschwert – eine Erwartungshaltung, die auch so manche adlige Seele zerbrochen hat.

Wie immer, hat Sabine Ebert professionell recherchiert und sich wenig künstlerische Freiheiten herausgenommen. Brauchte sie auch nicht – Geschichte kann lebendig und unterhaltsam transportiert werden, man muss nur wissen wie.

Die atmosphärische Spannung ist Sabine Ebert perfekt gelungen. Die Dialoge egal um welches Thema es sich handelt, sind unterhaltsam aufgearbeitet. Begleiten wir die Ritter und Fürsten auf die Schlachtfelder, finden wir uns inmitten eines Angriffes wieder. Bildgewaltig –realistisch – und konsequent zeigt Sabine Ebert auch auf, dass ein Menschenleben wenig Wert war. Die Zerstörung einer ganzen Stadt, ist verstörend brutal erzählt – aber ungemein packend und auch hier steht die Authentizität im Vordergrund.  

Es gibt allerdings einen Kritikpunkt: Das Sabine Ebert inhaltlich die Geschichte der beiden Fürsten nach dem Sturz Heinrich des Löwen beendete und darauf verweist, dass die letzten 15 Jahre in ihrer „Hebammensaga“ erzählt wird, ist nicht nachvollziehbar. Wenn man schon die beiden Lebensläufe parallel erzählen möchte, warum wird dann die Reihe nicht souverän zu Ende erzählt?! Mich hat es sehr enttäuscht.

Fazit

„Schwert und Krone – Der Preis der Macht“ ist der krönende Abschluss einer historischen Reihe, die mit einer der besten ist, die ich je gelesen habe. Sabine Ebert hat es geschafft, nicht nur Geschichte bildgewaltig und unterhaltsam zu erzählen, sondern sich selbst weiterentwickelt. Willkommen im Olymp im Genre „Historischer Roman“. Der Name Sabine Ebert wird sich mit dieser fulminanten Reihe unvergessen machen.

Ein nachhaltiges Echo der Vergangenheit, dass bis in die heutige Gegenwart ankommt. Brillant.

Michael Sterzik

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