Freitag, 29. März 2024

Stille Falle - Anders de la Motte


Wieder einmal ist es einem skandinavischen Autor gelungen, sich mit dem vorliegenden Titel „Stille Falle“ von den vielen Titeln des Genres Thriller oder Krimi abzuheben. Es ist schwer, eine neue Idee zu entwickeln, es gibt keine Nischen mehr, wenig originelle Geschichten, die anders sind, vielleicht spannender, vielleicht origineller, vielleicht interessantere Charaktere? 

Aber auch der Schreibstil ist entscheidend für den Erfolg eines Romans. Andres de la Motte weiß, wovon er schreibt, und vor allem, wie man eine spannende Geschichte erzählt.

Eigentlich steht Kriminalinspektorin Leonore Asker kurz vor der Beförderung: Die Leitung der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö ist ihr so gut wie sicher. Stattdessen wird sie noch während der Ermittlungen in einem spektakulären Entführungsfall in ein Dezernat versetzt, von dem sie noch nie gehört hat: Ihre neuen Kollegen, allesamt Außenseiter und Nerds, nennen es nur »Abteilung für hoffnungslose Fälle«, denn hier landet, was bei der Polizei als unlösbar gilt.

Kurz darauf wird Leo ein Foto zugeschickt, das zwei Figuren in einer Modelleisenbahn-Landschaft zeigt. Das Bild ähnelt verblüffend dem letzten Instagram-Post der beiden entführten Teenager, von deren Fall Leo so abrupt abgezogen wurde. Weil ihre ehemalige Vorgesetzte nichts von Leos neuen Erkenntnissen wissen will, weiht sie ihren Kindheitsfreund Martin Hill ein, einen Experten für Lost Places. Sie ahnt nicht, dass sie ihn damit in größte Gefahr bringt …(Verlagsinfo) 

Trotz aller Originalität gibt es Parallelen zu anderen Titeln. Die Abteilung für hoffnungslose Fälle erinnert sehr an das Sonderdezernat Q aus der Feder das dänischen Autors Jussi 

Adler Olsen. Das ist auch gar nicht schlimm, sondern interessant und die Charaktere, die hier im Stockwerk -1 tätig sind, haben alle ihre Geheimnisse. Selbstverständlich hat jeder dieser skurrilen Charaktere auch versteckte Talente auf die, die Hauptperson Leonore Asker in Zukunft zugreifen wird um weitere Fälle zu lösen, die als „schwierig“ gelten. 

Dieses ganze Ensemble wird angeführt von Leo Asker – die ebenfalls „anders“ ist. Ihre Kindheit und Jugend war eher eine Survival-Ausbildung, und damit verfügt sie über gewisse Talente und eine Kaltschnäuzigkeit, mit der sie sich selbst auch immer wieder im Weg steht.  

Die Wendungen und Überraschungen, die Anders de lat Motte einbaut, sind großartig. Auch die Rückblenden in die Vergangenheit der beiden Charaktere von Leo Asker und Martin Hill. Bei Letzterem bin ich gespannt, ob er auch in einer Fortsetzung der Serie wieder dabei sein wird. 

Sehr originell sind die Morde und die darauf folgenden Ermittlungen. Sehr spannend und innovativ, wie sich der Mörder präsentiert. Clever, gerissen - mit einer mittelschweren Profilneurose. 

Realistisch ist die Story allemal, und wer jetzt darüber nachdenkt, ob es wirklich solche Abteilungen gibt, bei der Polizeibeamte in ein „Exil“ müssen, bzw. abgeschoben werden – laut dem Autor gibt es diese. Allerdings werden diese wohl Cold Case Fälle bearbeiten und stehen nicht im Fokus der Öffentlichkeit und der Presse. 

„Stille Falle“ ist nicht still – sondern garantiert eine Spannung, der man sich überhaupt nicht entziehen kann. Selbst die atmosphärische Düsternis ist originell gehalten und ist absolut allgegenwärtig. 

Geschickt teasert der Autor mit den letzten Worten einer Person – dass die Fortsetzung sehr persönlich für Leo Asker werden dürfte. 

Fazit

„Stille Falle“ ist ein garantiertes Spannungsfeuerwerk. Die düstere Atmosphäre ist psychologisch originell gesetzt. Damit ist für mich klar, dass ich alle weiteren Romane dieser Reihe lesen möchte. Der Leser tappt selbst in die „Falle“ des Autors und eine Befreiung ist gerade abgesagt. 


Michael Sterzik

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