Die Niederlande – deren Hauptstadt Amsterdam ist im Laufe der Jahrhunderte eine, fantastische, europäische Metropole geworden. Die Einwohnerstärkste Stadt des Königsreichs hat eine beachtliche Geschichte zu erzählen. Aber haben wir diese jemals gehört? Im Genre Historischer Roman gibt es viele Epochen, viele Länder und Städte, von denen Autoren uns mit spannenden Geschichten unterhalten. Dabei ist die Niederlande, dann doch eher exotisch und nur wenige Romane, befassen sich mit dieser Stadt der Grachten und Kanäle und ihrer spektakulären Vergangenheit.
Religionskonflikte und der Kampf um die Unabhängig ist
die Basis des neuesten Romans „Krone der Welt“ von Sabine Weiß. Auch wenn
dieser Plot primär die Hauptrolle spielt – so hat die Autorin Sabine Weiß auch
der Architektur dieser wunderschönen Stadt eine Stimme gegeben. Weitere Themen
neben der Religion sind noch die sozialen Schichten, der interkontinentale
Handel auf dem Meer und sehr gut inszenierte Geschichten, die die Protagonisten
perfekt ausleuchten.
Vincent will als Architekt prächtige Stadthäuser bauen.
Ruben sehnt sich nach Abenteuern auf hoher See. Betje ist eine begnadete
Köchin. Zusammen sind die Geschwister in Amsterdam gestrandet, einem Ort der
märchenhaften Möglichkeiten. Doch es ist auch die Zeit der großen
Auseinandersetzungen. Katholiken und Calvinisten streiten um den rechten
Glauben, Engländer und Spanier um den Einfluss auf das Land am Meer, Kaufleute
um die wirtschaftliche Macht. Können sich die Geschwister in dieser schwierigen
Situation behaupten? (Verlagsinfo)
„Krone der Welt“ ist der stärkste, intensivste und
spannendste Roman der sympathischen Autorin Sabine Weiß, die in der Hansestadt
Hamburg lebt und schreibt. Die Story teilt sich über die drei Geschwister auf
und könnte sich zu einer brillanten Familiensaga entwickeln. Der Fokus liegt
hier auf den ehrgeizigen und gebildeten Architekten Vincent, der sein Handwerk
und sein Talent von seinem Vater hat. Sein Schicksal ist unmittelbar, aber
nicht ausschließlich mit seinen Geschwistern verschlüsselt. Beide spielen halt
eine tragende Nebenrolle, aber distanzieren sich nicht. Dadurch sind fein
sortierte und gute aufgestellte Nebengeschichten geworden, die ebenfalls
spannend und unterhaltsam sind.
Dem gesamten Roman merkt man an, dass Sabine Weiß hier
brillant und konzentriert recherchiert hat. Genau das – macht den Roman so gut –
die atmosphärische Stimmung die sich durch alle Szenen und Themen bewegt und
diese inhaltlich so durchdringen, dass man nach der gegenwärtigen Pandemie
gerne Amsterdam zu seinem Reiseziel erklärt. Aber die Recherchetour hat sich
gelohnt. Unterhaltsame und anschauliche Unterrichtung architektonischer Themen
nimmt man gerne mit.
Die Story beinhaltet den Religionskonflikt, der unbändige
Schrei nach Freiheit und damit katapultiert Sabine Weiß den Leser auch in
brachiale Gefechte und Auseinandersetzungen zwischen den Spaniern, Engländer
und späteren Niederländern. Fakten und Fiktion ergänzen sich hier in guter
Harmonie und inkludieren die Figuren perfekt ein. Die Charakterinterpretation
und Darstellung ist perfekt gelungen.
Sabine Weiß hat auch als Autorin einen großen
Entwicklungsschritt gemacht. Der Titel „Krone der Welt“ hebt sich von fast
allen ihren Titeln positiv ab – und das ist gut so. Diesmal verzichtet die
Autorin auf unrealistische und überzeichnete Frauenschicksale – sondern konzentriert
sich auf drei Personen – drei Schicksalswege inmitten einer epochalen Umwälzung
Amsterdams. Das heißt nicht, dass es hier keine romantischen Passagen gibt?! „Sex
and Crime“ ist genug vertreten, aber perfekt in die eigentliche Handlung
eingepasst, sodass diese wie bei vielen anderen ihrer Kolleginnen nicht als
Einzelmerkmal dasteht. Ein mutiger Weg
der Autorin – aber diesen wird man begrüßen.
Dadurch offenbart sich auch ihr eigentliches Talent –
eine atmosphärische Handlung, die einen sofort in ein umkämpftes, buntes,
lautes und aufbauendes Amsterdam schleudert. Amsterdam – ist die Bühne dieser
Story und man vermisst auch gar nicht andere Regionen, oder Schauplätze.
Perfekt ins Licht gerückt. In ihrem Roman „Hansetochter“ – der übrigens in
Lübeck spielt – ist ihr das vorher auch brillant gelungen.
Dass Religion natürlich auch immer auch ein soziales und
machtvolles Instrument ist, um seine Schäfchen zu manipulieren – wird hier auch
gut von Sabine Weiß geschildert. Verbrechen in Namen Gottes – Religiöse
Konflikte unter dem Deckmantel seine Herrschaftsgebiete auszuweiten – auch sehr
unterhaltsam und spannend dargestellt. Nebenbei zeigen sich hier auch die
sozialen, meist noch starren herrschaftlichen Systeme die durch Traditionen, Vorurteilen,
Angst und Hass bestehen und langsam durch ein anderes Denken und Handeln
abgelöst werden.
Es gibt nicht viel zu bemängeln – persönlich hätte ich
gerne mit von der Seefahrt, vom Handel erfahren – aber das ist Kritik auf überhöhtem
Niveau. Wenn es einen Nachfolgeband geben würde – und geschichtlich ist mehr
wie Potenzial vorhanden, wäre es vorteilhaft, die Geschichte der beiden anderen
Geschwister zu intensivieren.
Stil, Ausdruck und Sprache haben bei Sabine Weiß, einen
deutlichen Meilenstein erzeugt.
Fazit
„Krone der Welt“ von Sabine Weiß verdient ein „Krönchen“
im Genre Historischer Roman. Originell und positiv anders distanziert sich die
Handlung von vielen, romantisierten Frauenschicksalen und ebnet den Weg zu
einer hoffentlich angedachter Fortsetzung. Unterhaltung auf einem hohem Niveau –
tolle Figuren, die sich und Amsterdam entstehen lassen. Brillante Unterhaltung.
Bitte verlieren Sie nicht diesen Weg – den sie gerade
literarisch gehen. Er funktioniert zu Wasser und auf dem Land perfekt.
Danke für die tolle Unterhaltung. „Krone der Welt“ gehört
schon jetzt für mich zu einem der besten Romane, die ich in diesem Jahr lesen
werde. Ein Roman – den man, wenn man gerne historische Romane liest – unbedingt
lesen sollte.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Hey Michael,
Ich war nicht ganz so begeistert wie du, obwohl du natürlich recht hast, was die Frauen angeht. Mir war fast schon ein bisschen zu viel an Themen im Buch vorhanden. Es gab für mich Stellen, da kam ich beim Lesen immer wieder raus. Für meinen persönlichen Geschmack hätte der Roman noch länger sein dürfen, um halt diesen anderen Themen, die mal so eben am Rand erwähnt werden, den nötigen Platz zu geben, aber ich weiß auch, das mit den richtig dicken Büchern ist auf dem Buchmarkt oftmals eher schwierig.
Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass noch ein zweiter Band geplant ist. Das Ende war so offen und ich hatte so viele spannende Ideen, was in einem zweiten Roman Thema sein könnte. Ich hoffe also so wie du, auf einen zweiten Band.
LG, Moni
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