Sonntag, 14. Februar 2021

Die 7. Zeugin - Florian Schwieker/Michael Tsokos


Der vorliegende Titel: „Die 7. Zeugin“ soll ein Justiz-Krimi sein und soll ebenfalls einen guten Eindruck in den Bereich der deutschen Rechtsmedizin vermitteln. Michael Tsokos ist der wohl bekannteste Rechtsmediziner in unserem Land, ein anerkannter Experte, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Florin Schwieker ist ein ehemaliger Strafverteidiger, der glaubt man seinen Worten – eine gute Vernetzung mit den bekannten Sicherheitsbehörden hat. Soviel so gut.

Unser Rechtssystem gehört mit zu einem der Besten der Welt – doch auch die Justiz handelt nicht immer souverän und professionell. Menschen machen Fehler – immer schon – immer zu. Doch diese Fehler können gravierende Folgen haben – für den mutmaßlichen Täter, und ggf. dann auch für die Angehörigen. Justizirrtümer sind selten – aber dramatisch. Die Schuldfrage ist oftmals schnell geklärt – doch das „Warum“ – das „Wieso“ – den Hintergrund einer Gewalttat zu bemessen und zu erklären, ist für den Staatsanwalt und auch dem Verteidiger manchmal schwieriger als man denkt. Justizia ist nicht unbedingt blind und ihr moralischer Kompass – nun ja auch dieser ist nicht immer kalibriert.

Sagen wir mal schnell vorab – ein schwacher Auftakt mit noch vielen, vielen „to Do`s“ für den nächsten zweiten Band.

An einem Sonntagmorgen wie jeder andere auch verlässt der Verwaltungsbeamte Nikolas Nölting sein Haus in Berlin-Charlottenburg. Er winkt seiner kleinen Tochter zu, schwingt sich aufs Fahrrad und fährt zu einer Bäckerei. Dort schießt er plötzlich aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung um sich. Ein Mensch ist tot, zwei weitere verletzt – und Nikolas Nölting schweigt.


Nöltings Anwalt Rocco Eberhardt steht vor einem Rätsel: Welches Motiv könnte der unauffällige Familienvater für eine solche Tat gehabt haben? Das Ganze erscheint völlig sinnlos – bis der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer eine überraschende Entdeckung macht, die Rocco Eberhardt mitten in einen Sumpf aus Korruption, Geldwäsche und Clan-Kriminalität führt. Doch wer sich mit der Unterwelt von Berlin anlegt, bringt nicht nur sich selbst in größte Gefahr …(Verlagsinfo)

„Die 7. Zeugin“ ist nicht unbedingt spannend. Souveräne Unterhaltung wird geboten. Was viele Fragen aufwirft ist die thematische Verteilung innerhalb der Storyline. Einblick in die Rechtsmedizin? Es ist nicht die Rede wert, was hier eingebaut worden ist. Einblick in das Rechtssystem? Ausreichend bis mangelhaft und alles nur absolut im Oberflächlichen Rahmen. Alles wirkt stereotypisch – Story, Figuren, Inhaltliche Themen.

Die Figuren sind allesamt weder sympathisch, noch unsympathisch. Sie sind da – ja und? Vielschichtig interpretiert ist hier absolut niemand. Der Staatsanwalt ein Profil Neurotiker, die Verteidigung und sein Ermittler – klassische, berufliche weiße Westen und hoch motiviert „Recht“ sprechen zu lassen. Analysiert man dann die Nebengeschichten – die das private Umfeld der Protagonisten zeigen, ist das genauso wenig einfallsreich erzählt und wieder finden wir die Klassischen Merkmale wieder – schwierige, familiäre Beziehungsebenen, eine kleine Liebesgeschichte – die sich dramatisch erstmal entwickelt.

Die beiden Hauptfiguren – der Verteidiger Rocco Eberhardt und der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer – auch hier eine Aufteilung innerhalb der Story von 95% Rocco Eberhard. Der Rechtsmediziner ist nur eine blasse Nebenfigur.

Die Story: Anfang sehr interessant – aber so transparent und vorausschaubar, das es hier zu keinerlei Überraschungen kommt.

Vergleicht man alle Titel, an denen Michael Tsokos beteiligt war – so haben wir mit diesem Band: „Die 7.Zeugin „ den absoluten literarischen Tiefpunkt erreicht. Die Bücher von Tsokos sind allesamt tolle, originelle und spannende Titel – hier kann man ggf. mutmaßen, dass der Name „Tsokos“ als Instrument des Marketings verwendet wurde um den Verkauf anzuheizen.

Es wird mit Sicherheit einen zweiten Band geben, aber der muss deutlich besser ausgearbeitet werden. Florian Schwieket, der hier anscheinend den größten Anteil an dem Buch hatte, sollte ggf. noch etwas dazulernen, bevor ein zweiter Band veröffentlicht wird. Für Michael Tsokos – ist der Titel kein wirkliche Empfehlung hier weiter seinen Namen einzubringen.

Fazit

„Die 7. Zeugin“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Souveräne, nette Unterhaltung – mehr auch nicht. Es gibt hier noch viel unendecktes Land – dass man als Autor betreten und erforschen muss. Kann ich leider überhaupt nicht empfehlen.

Michael Sterzik

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