Die DDR gehört auch zu unserer Deutschen Geschichte – ein Vermächtnis, ein Erbe, dass dessen Kapitel noch nicht beendet sind. Die Trennung in den Köpfen der Einwohner, ist oftmals nicht vollumfänglich abgeschlossen. Es gibt Vorurteile und Klischees, die wohl erst mit den nächsten Generationen ausgeräumt werden können. Dass das Regime der DDR ein totalitäres System war, ein eigener „Gefängnisstaat“ mit verbrecherischen Methoden ist leider faktisch unumstößlich. Es gibt so manches dunkles Kapitel, dass erst Jahre später aufgeklärt wurde, und der Schrecken ist für diese Menschen oftmals noch ein posttraumatisches Intermezzo, mit einigen psychologischen Narben auf der verletzten Seele.
Romy Fölck hat eines dieser Themen in ihrem neusten
vorliegenden Kriminalroman „Mordsand“ verarbeitet. Der vierte Band der Frida
Paulsen und Bjarne Haverkorn-Reihe ist überzeugende. Ohne ggf. eine Seite
gelesen zu haben, weiß man schon, dass man sich auf spannende und originelle
Unterhaltung freuen kann.
Wer die übrigen drei Bände schon gelesen hat, wird die
beiden sympathischen Hauptfiguren liebgewonnen haben. Ein fast schon Familiäres
Verhältnis was zwischen diesen fiktiven Charakteren und dem Leser entstanden
ist.
Schauplatz dieser Geschichten sind die Küstennahen
Regionen, die Elbmarsch – naturbelassen, rau und zugleich schön präsentiert
Romy Fölck uns sehr anschaulich eine Region, die uns völlig vereinnahmen kann. Die
Autorin versteht es, die manchmal wunderlich,, verschrobenen, aber auch
herzlichen Menschen in ihren Romanen eine Stimme zu geben.
Friedlich und unberührt liegt die kleine Insel Bargsand
inmitten der idyllischen Unterelbe. Bis zu jenem Morgen, als ein junges Paar am
Strand eine grauenvolle Entdeckung macht: Aus dem Sand ragt der Schädel eines
Skeletts. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn von der Mordkommission Itzehoe
stehen vor einem Rätsel. Wer war dieser Mann, der vor dreißig Jahren mit
gefesselten Händen dort im Schlick vergraben wurde?
Kurz darauf wird auf einer Nachbarinsel ein
Hamburger Bauunternehmer tot aufgefunden wird – bis zum Rumpf im Sand
eingegraben und gefesselt wie das Opfer von Bargsand. Die Spur führt das
Ermittlerduo in die damalige DDR – zu vier Jungen und einem Verrat, der Jahre
später einen grausamen Plan reifen lässt ...(Verlagsinfo)
Dass schöne und originelle an dieser Reihe ist, dass sich
der Leser sofort wie zu-Hause-angekommen fühlt. Viele Figuren der letzten
Romane finden sich auf den Seiten von „Mordsand“ wieder ein.
Die Handlung in „Mordsand“ hat ein gemächliches Tempo,
wenige dramatische Momentaufnahmen, die Spannung nimmt erst Fahrt im letzten
Drittel des Romans auf – dann mit einer Intensität, die schon verdammt
nachhaltig ist. Zwischendurch wird das dunkle Kapitel der DDR in sehr, sehr
kurzen Kapiteln über zwei Seiten erzählerisch beschrieben. Der konzentrierte Schauplatz
der Story, sind die kleinen Inseln an der Unterelbe. Also für die beiden
Ermittler wieder einmal ein Heimspiel.
Das Verhältnis zwischen den Nebengeschichten, dem
privaten Umfeld von Paulsen und Haverkorn und der eigentlichen Storyline ist
etwas unausgeglichen. Nebengeschichten und Nebenschauplätze sollen die Figuren
entwickeln, diesen eine gewisse, charakterliche Tiefe geben, doch in „Mordsand“
ist das Privatleben zu weit – viel zu intensiv beschrieben, sodass sich die
Stimmung nicht gleich zeigen kann.
Auch dass sich der Standort der Geschichte, wieder einmal
in bekannter Umgebung einfindet mitsamt allen Figuren, aus den letzten Romanen
wirkt ein wenig eintönig.
Trotz aller Kritik allerdings, hebt sich der Titel „Mordsand“
und überhaupt die ganze Reihe im Genre Krimi/Thriller hervor. Originell – sehr
authentisch – und auch im vierten Band eine Atmosphäre der man sich gar nicht
entziehen kann.
Das dunkle Kapitel, dass die Autorin hier aufgreift ist
leider kein fiktives und es ist wirklich erschreckend. Romy Fölck erklärt
Hintergründe und Quellen im Nachwort des Romans.
Für die weitere Entwicklung der Reihe empfehle ich, ein
anderes Setting, neue Figuren – einen anderen Schauplatz und weniger erzähltes
Privates der Hauptfiguren.
Fazit
„Mordsand“ hinterlässt unterhaltsame Spuren. Romy Fölck „mordet“
ganz fürchterlich und wunderbar. Kriminalistische Unterhaltung, die uns
einfängt und nicht loslässt. Bitte weiter so
Michael Sterzik
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