Meisterdiebe und Ganoven haben in der belletristischen Literatur immer schon einen besonderen Stellenwert. Diese edle Robin-Hood Ideologie hat neben etwas romantisch-verruchten, auch eine gewisse unabhängige Freiheit in der diese Diebe und Räuber leben. Nicht unbedingt böse – aber halt Individualisten, die sich mit ihrer eigenen Lebenseinstellung über Wasser halten.
Der Schriftsteller Michel Decar greift dieses Thema in
seinem neuesten Roman „Die Kobra von Kreuzberg“ auf. Das Buch ist eine trashige
Räuberpistole, eine herbe, derbe Sprache, viel Situationskomik und eine völlig
überdrehte rhetorische Dialoge, mit netten Anspielungen und Andeutungen. Ein
Roman der sich selbst nicht ernst nimmt – eine Geschichte , die durchaus
faszinierend unterhaltsame Züge aufweist.
Alleine schon der Storyplot ist abgefahren, wer kommt
schon auf die Idee, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor zu stehlen!? Es gibt
dabei unzählige Argumente genau, dieses nicht zu tun, es nicht zu versuchen und
vor allem, wer will das Wahrzeichen überhaupt später kaufen?
Die junge Diebin Beverley Kaczmarek, deren Familie sich
traditionell, beruflich interpretiert in Verbrecherkreisen bewegt, und schon
eine Menge Unfug angestellt hat, sieht sich mit ihren Brüdern in einer wirklich ernst zu
nehmenden Challenge, höher, schneller, weiter, auffälliger, berühmter…ein
aberwitziges Rennen um mediale Beachtung. Michel Decar verwendet in seinem
Roman, eine ganze Menge von klassischen Vorurteilen und Klischees, aber
bekanntlich sind diese zwar übertrieben, aber im Kern steckt dann doch eine
gewisse Wahrheit.
Für Beverly Kaczmarek läuft es überhaupt nicht.
Eigentlich ist sie nach Berlin gekommen, um im großen Stil Museen und Juweliere
auszuräumen, doch so richtig wollen ihre Pläne nicht zünden. Denn während ihre
Brüder Fabergé-Eier aus der St. Petersburger Eremitage entwenden und es damit
in die internationale Presse schaffen, ärgert sich über ihre mittelmäßige
Ausbeute. Also beschließt sie einen Coup zu landen, der an Logistik und
Tollkühnheit neue Standards setzen wird, und etwas wirklich Großes zu stehlen: die
Quadriga auf dem Brandenburger Tor.(Verlagsinfo)
Ein Roman in einer Pop- und Gesellschaftskultur
angesiedelt – völlig überzeichnet, ironisch und sarkastisch geprägt. „Die Kobra
von Kreuzberg“ wirkt polarisierend und ist schwer einzuordnen. Je nachdem über
welchen Humor der Leser sich angesprochen fühlt, wird er viel lachen und
schmunzeln können, aber es wird auch Stimmen geben, die mit diesem vorliegenden
Roman überhaupt nichts anfangen können.
Michel Decar schreibt mit einer gewissen Leichtigkeit,
die einen anspricht. Originell in jedem Fall – frech und spritzig.
Fazit
„Die Kobra von Kreuzberg“ schlängelt sich mit
aberwitzigen Ideen, überspitzten Dialogen und schafft es dennoch, eine gewisse
ernsthafte Note zu geben, über die man nicht nur lachen, sondern auch
nachdenken kann.
Ein Roman, wie ein schöner Strandtag mit verschiedenen
Wetterkrisen – gut zu empfehlen.
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